Belgien dank Last-Minute-Treffer gegen Japan im Viertelfinale
Mit einem Last-Minute-Tor hat Nacer Chadli die Titelhoffnungen der "goldenen Generation" gewahrt und Belgien ins Viertelfinale der Fußball-WM geschossen. Der 3:2-(0:0)-Sieg über Japan schien beim Stand von 0:2 in der 52. Minute schon in weiter Ferne, wurde durch die Tore von Jan Vertonghen (69.), Marouane Fellaini (74.) und Chadli (94.) aber doch noch Realität. Am Freitag wartet nun Brasilien.
Japan war in einer höchst unterhaltsamen Partie nach Treffern von Genki Haraguchi (48.) und Takashi Inui (52.) auf bestem Wege zum erstmaligen Viertelfinaleinzug bei einer WM, brachte sich mit einem Blackout in der Nachspielzeit aber noch um die Früchte der Arbeit. Immerhin verlangten die letzten Asiaten im Turnier Kevin De Bruyne und Co. mit kompakter Defensive und gefährlichen Kontern alles ab. Als Lohn bekommt es der Geheimfavorit nun am Freitag (20.00 Uhr MESZ) in Kasan mit dem Rekordweltmeister zu tun.
Zäher Start
Belgien präsentierte sich im Vergleich zum relativ bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen England (1:0) wie erwartet völlig umgekrempelt - und frisch. Martinez setzte wieder auf seine Stammelf der ersten beiden Partien, einzig der zuletzt angeschlagene Abwehrchef Vincent Kompany rückte in die Startformation. Auch Japan kehrte vier Tage nach dem 0:1 gegen Polen, das im unwürdigen Ballgeschiebe zuungunsten des Senegal geendet war, zur Einsergarnitur zurück.
Die erhoffte Dominanz stellte sich beim Favoriten erst mit der Zeit ein. In der Anfangsviertelstunde drangen die Asiaten immer wieder in die gegnerische Hälfte vor, allerdings ohne konkret zu werden. Danach übernahm Belgien das Kommando, richtig eng für die Japaner wurde es erstmals in der 25. Minute: Einmal mehr war es der stete Unruheherd Lukaku, der aber verstolperte, gestört von Maya Yoshida eine Flanke im Fünfer nicht richtig verarbeiten konnte.
Zwar dominierte Belgien das Duell nun klar, konnte aber keine echte Einschussmöglichkeit herausarbeiten. Denn die zweikampfstarken Japaner verteidigten mit ebenso viel Cleverness wie Herz und Ballsicherheit und kamen selbst zu einigen wenigen Entlastungsangriffen. Weil es dennoch nur eine Frage der Zeit zu sein schien, bis Belgien in Führung ging, war der Auftakt der zweiten Hälfte dann umso atemberaubender.
Verrückte zweite Hälfte
Kurz nach Wiederbeginn nützte der Underdog einen Stellungsfehler von Verteidiger , um einen Konter durch Haraguchi zum 1:0 abzuschließen. Und nur vier Minuten später erhöhte Inui nach Vorarbeit Kagawas auf 2:0. Die belgische Verteidigung wirkte dabei höchst zögerlich. Dazwischen hatte Eden Hazard aus zwölf Metern an die Stange geknallt (49.), nach gut einer Stunde köpfelte Lukaku im Fünfer am langen Eck vorbei (62.).
Endgültig schüttelte Belgien den Schock aber erst mit dem Anschlusstreffer durch Vertonghen ab, dessen Kopfball sich in hohem Bogen über Goalie Eiji Kawashima senkte. Fünf Minuten später machte sich dann die Einwechselung Fellainis höchstbezahlt: Der 1,94-m-Mann war nach einer Flanke mit dem Kopf zur Stelle. Anscheinend hatte es Belgien aber nicht eilig, der ganz große Angriffswirbel blieb im Finish der regulären Spielzeit aus. Dennoch reichte es noch zu einer Doppel-Topchance, bei der Kawashima gegen Nacer und Lukaku (86.) das Remis festhielt.
Auch die Nachspielzeit erwies sich der abwechslungsreichen Partie würdig. Erst musste Belgiens Tormann Thibaut Curtois bei einem Klärungsversuch seines Teamkollegen Axel Witsel eingreifen (90.), dann klärte er einen Freistoß von Altmeister Keisuke Honda zur Ecke. Das sollte sich als folgenschwer erweisen - für die Japaner. Denn die verschliefen nach dem Corner völlig den belgischen Konter, den Chadli aus wenigen Metern mit dem Siegtreffer abschloss.
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