Anführer, Taktgeber, Goalgetter: Hazards Reifeprüfung
Wenn es einmal nicht läuft, kann man dreierlei tun:
a) gut zureden,
b) ignorieren oder
c) wachrütteln.
Eden Hazard, Denker, Lenker und Anführer im belgischen Spiel, tendiert eher zu Lösung c), wie er es schon im Auftaktspiel der Roten Teufel gegen Panama gezeigt hat. Stürmer Romelu Lukaku hatte in der ersten Halbzeit wenig von seinem wuchtigen Spiel gezeigt, auch deshalb ging es mit einem 0:0 in die Kabine – und dort dann zur Sache. „Es ist nicht einfach, mit einem Mann weniger zu spielen. Ich habe ihm zur Halbzeit gesagt, dass wir ihn brauchen“, berichtete Kapitän Hazard nach dem 3:0-Sieg mit zwei Treffern des belgischen Rekord-Goalgetters.
Eine Maßnahme, die beim Teamchef auf Zustimmung stößt. „Mein Team kritisiert nicht, sondern tauscht Standpunkte aus“, sagte der Spanier Roberto Martínez vor dem zweiten Spiel der Belgier am Samstag (14 Uhr MESZ/live ORFeins) gegen Tunesien. Er selbst hatte Eden Hazard auf den Chefposten befördert und Abwehrchef Vincent Kompany entmachtet, und er trennte Kevin De Bruyne und Hazard im Zentrum. Ersterer spielte danach in der Mitte und für Martínez’ Geschmack oft zu defensiv, Hazard als Linksaußen immer in unmittelbarer Nähe zum Tor.
Flink und treffsicher
Die Entscheidung zahlte sich aus: Sechs Tore schoss der nur 1,73 Meter große Tempodribbler in der Qualifikation, er glänzte im offensiv brillanten Ensemble der Belgier. Trotz Torjäger Lukaku und Spielmacher De Bruyne gilt Hazard als der Star der Mannschaft. „Er ist auf dem Zenit seines Schaffens“, lobte Tormann Thibaut Courtois den Kapitän. Hazard ist ein Freund flacher Hierarchien: Er spielt mit den Kollegen stundenlang Playstation und Karten und ist sehr beliebt.
Das hält ihn aber nicht davon ab, auf dem Feld klare Signale zu senden. Beim 4:1 gegen Costa Rica unmittelbar vor der WM schubste er Teamkollege Yannick Carrasco in der Nähe der Eckfahne zur Seite, obwohl dieser gerade einen Ball erlaufen hatte. Hazard spielte selbst weiter – und legte einen Torschuss vor. „Wir sehen den besten Eden aller Zeiten“, glaubt Toby Alderweireld.
Der Chelsea-Profi will nun auch mit dem Fluch der großen Spiele brechen: Bei der WM 2014 verlor Belgien im Viertelfinale 0:1 gegen Argentinien, zwei Jahre später bei der EM 1:3 gegen Wales. Beide Male tauchte Hazard ab – und mit ihm sein Team.
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