Frazier verlor den letzten Kampf

Frazier verlor den letzten Kampf
Todesfall: Der frühere Weltmeister Joe Frazier erlag seinem Krebsleiden. Berühmt wurde der Boxer durch seine Duelle mit Muhammad Ali.

Madison Square Garden, New York, 8. März 1971. Es ist nicht einfach eine weitere Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Es ist das größte Ereignis nach der Mondlandung drei Jahre zuvor, das Duell zweier bis dahin ungeschlagener Superstars. Und wieder ist es so, als würde sich das Interesse der ganzen Welt auf einen kleinen Fleck konzentrieren, den Ring in der Halle.

Das nicht für möglich Gehaltene geschieht in der 15. Runde: Der narzisstisch-elegante Muhammad Ali, "The Greatest", geht zu Boden. Niedergestreckt von einem linken Schwinger von Joe Frazier, dem geradlinigen, wortkargen Kämpfer. Zwar kommt der 29-jährige Ali noch einmal auf die Beine, er taumelt bis zum rettenden Gong durch den Ring. Doch am Ende haben alle drei Juroren Frazier vorn. Der 27-Jährige gewinnt den "Kampf des Jahrhunderts", der in die Annalen des Boxens eingeht.

Der Tod

Gegen seinen härtesten Gegner hatte Frazier aber nicht den Funken einer Chance: Nur wenige Wochen, nachdem bei ihm Leberkrebs diagnostiziert worden war, starb der Amerikaner in der Nacht auf Dienstag in seinem Haus in Philadelphia im Kreis der Familie.

Er wurde 67 Jahre alt. "Die Welt hat einen großen Champion verloren", sagte Ali, sein größter Kontrahent. "Ich werde mich immer mit Respekt und Bewunderung an Joe erinnern."

Die Wurzeln

Frazier wurde als siebentes von 13 Kindern in South Carolina geboren. Als seine Familie nach Philadelphia zog, begann er zu boxen. Mehrere Jahre arbeitete er in einem Schlachthof. Dort, so erzählte er, schlug er regelmäßig auf Rinderhälften ein. Sylvester Stallone baute Jahrzehnte später eine solche Szene in seinen Film "Rocky" ein - in dem Frazier einen Gastauftritt erhielt.

1964 gewann Frazier Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio, mit einer gebrochenen Hand im Finale. 1970 holte er den WM-Titel bei den Profis, 1971 folgte das erste Duell mit
Ali. Beide Boxer erhielten die für damalige Verhältnisse unglaubliche Prämie von jeweils 2,5 Millionen Dollar.

Die Klasse

"Frazier war menschlich und sportlich ein ganz Großer", erinnert sich Box-Experte Sigi Bergmann. "Obwohl er mit seinen 1,81 Metern einer der Kleinsten war."

Die Klasse von Joe Frazier lag darin, dass er kompromisslos nach vorne marschierte. "Smokin' Joe" ("Volldampf Joe") wurde zum Beinamen und Gütesiegel. Mit perfektem Abducken und Pendeln glich er seine geringe Körpergröße aus.

Trotzdem: Frazier verlor seinen Titel 1973 in Kingston (Jamaika) an den physisch überlegenen Außenseiter George Foreman. Der fünf Jahre jüngere Gegner mit dem gewaltigen Punch verprügelte Frazier fürchterlich, in nur eineinhalb Runden ging er sechs Mal zu Boden. Dann, endlich, brach der Ringrichter ab.

Plötzlich war Frazier verletzbar, ein zweites Duell gegen Ali verlor er 1974 nach Punkten. Die Antipathie zwischen den Kontrahenten wurde immer größer. Ali bezeichnete Frazier als "Onkel Tom Nigger", den Sklaven, der Befehle der Weißen ausführt. Frazier sprach Ali stets mit dessen Sklavennamen Cassius Clay an, was diesen in Rage brachte.

Der Abstieg

Viel Substanz kostete auch der dritte Kampf gegen den Dauerrivalen: Im brutalen "Thrilla in Manila" am 1. Oktober 1975 untersagte Trainer Eddie Futch Frazier, in die 15. Runde zu gehen. Frazier konnte kaum noch etwas sehen, beide Boxer waren nur noch durch den Ring gewankt. Für beide war der Kampf, wie Ali es später sagte, eine Grenzerfahrung "next to death".

Danach war nicht mehr viel Dampf in Fraziers Physis, er verlor auch das zweite Duell mit Foreman 1976 und beendete seine Karriere. Ein Comeback-Versuch 1981 scheiterte.
Im Ruhestand versuchte es Frazier als Sänger. Er gründete die Gruppe "Knockouts", trat sogar in der Wiener Stadthalle auf.

Bald jedoch zog es ihn wieder zu seinen Wurzeln. Er wurde Trainer und Besitzer eines großen Box-Gyms in Philadelphia. Das Motto seines Trainingszentrums hieß: "Schwitze in der Turnhalle. Blute nicht auf der Straße!"

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