Erst Olympiasieg, jetzt Paralympics

Ilke Wyludda siegte 1996 in Atlanta im Diskuswurf. Eine Amputation später startet die Deutsche nun in London.

Oscar Pistorius hat den umgekehrten Weg eingeschlagen: Der beidseitig unterschenkelamputierte Sprinter aus Südafrika war erst paralym­pischer Athlet und erklagte sich sein Recht, mit seinen Carbon-Prothesen bei den Olympischen Spielen der Nichtbehinderten teilnehmen zu dürfen. In London waren auch andere Sportler mit Handicap am Start, so etwa der südkoreanische Bogenschütze Im Dong-Hyun, der auf dem linken Auge nur zehn Prozent Sehkraft hat und auf dem rechten zwanzig.

Bei Ilke Wyludda liegen die Dinge anders. Leichtathletische Wurfdisziplinen waren das Metier der gebürtigen Leipzigerin, die mit 1,84 Metern Größe die idealen Voraussetzungen mitbrachte. Jugendweltrekorde mit Diskus und Kugel pflasterten ihren Weg an die Weltspitze, die Konzentration auf den Diskuswurf brachte Wyludda 1990 EM-Gold und ein Jahr später WM-Silber.

In den folgenden Jahren wurde sie durch Verletzungen gebremst, erst 1994 kehrte sie in die Weltspitze zurück: EM-Gold, WM-Silber 1995, 1996 schließlich der Olympiasieg in Atlanta. Ilke Wyludda stand ganz oben. Und auch nach dem Sport machte sie Karriere: Diplom-Sportlehrerin, Physiotherapeutin für Behindertensportler, danach ein Medizinstudium, inzwischen arbeitet sie als Anästhesistin in Halle an der Saale.

Schicksalsschlag

Ilke Wyludda humpelt heute ein bisschen, sie kann nicht mehr knien, und im Operationssaal sitzt sie hin und wieder. Denn sie ist seit dem 9. Dezember 2010 selbst Behindertensportlerin. Sie hatte damals eine bakterielle Infektion in einer offenen Wunde im rechten Unterschenkel, eine Blutvergiftung drohte. Der Großteil des Beines wurde amputiert, die 43-Jährige trägt seither Prothese. "Hauptsache, ich lebe noch", sagt sie, die nun im Kugelstoßen und Diskuswurf antritt. Gekämpft hat sie immer wieder in ihrer Karriere, allein zehn Mal musste sie an der Achillessehne operiert werden, 2001 riss ein Brustmuskel. Das war das Karriereende.

Und auch heute kämpft Ilke Wyludda. Ihr bisher letzter Erfolg: Am Montag protestierten sie und ihre Teamkollegen gegen die Erfolgsprämien der Deutschen Sporthilfe. Seit Montagabend ist klar: Statt 4500 Euro gibt es nun 7500 für Gold, 5000 statt 3000 für Silber und 3000 statt 1500 für Bronze. Ein Teil­erfolg, immerhin. Denn für Gold bei den Olympischen Spielen in London hat es 15.000 Euro gegeben.

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