Ein Radsportfest im Land der Berge

Auch Patrick Konrad (re.) weiß, dass es brutal wird.
Innsbruck und Tirol richten in 39 Tagen erstmals die Rad-Weltmeisterschaft aus.

Ein Monat, zwei WeltmeisterschaftenInnsbruck geht’s im September sportlich an. Vom 6. bis 16. September sind die besten Kletterer der Welt in der Stadt zwischen Nordkette und Bergisel, und gerade einmal eine Woche später rollen die Besten auf zwei Rädern nach Tirol: Ab dem 23. September werden erstmals die Medaillen der Straßen-WM in Tirol vergeben.

Seit 1921 wird in die Pedale getreten, heuer macht die WM erst zum dritten Mal nach 1987 (Villach) und 2006 ( Salzburg) in Österreich Station. Die Chancen stehen freilich so gut wie schon lange nicht mehr: Eine ganze Reihe Österreicher sind inzwischen bei Profiteams der höchsten Kategorie (World Tour) engagiert, und sie haben in der jüngeren Vergangenheit mit tollen Leistungen Werbung in eigener Sache betrieben.

Sei es Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) mit seinem siebenten Gesamtrang beim heurigen Giro d’Italia, sei es Stefan Denifl von der kleinen irischen Équipe Aqua Blue mit seinem Etappensieg bei der Spanien-Rundfahrt des vergangenen Jahres, sei es Lukas Pöstlberger (Bora-hansgrohe), der im vergangenen Jahr eine Etappe beim Giro gewonnen hat, sei es sein Teamkollege Gregor Mühlberger, der derzeit die Binck-Bank-Tour in Belgien und den Niederlanden bestreitet und sich im vergangenen Jahr den Sieg beim Eintagesklassiker Rund um Köln geholt hat – sie alle sind beste Werbeträger für die nächste Generation heimischer Radprofis.

Doppeltes Heimrennen

Speziell für die Herren des deutschen Bora-hansgrohe-Teams ist es eine ganz spezielle Heim-WM, wird doch das Straßenrennen am 30. September in Kufstein gestartet – und nur acht Kilometer entfernt hat die Mannschaft ihren Sitz in Niederndorf.

Patrick Konrad hat sich auf dem extrem schwierigen Kurs (258,5 Kilometer, 4670 Meter Höhendifferenz) einen Platz in den Top Ten zum Ziel gesetzt, von 23. bis 26. August will er zuvor noch die Deutschland-Tour bestreiten, die erstmals seit 2008 wieder ausgetragen wird – dies heuer unter dem Dach von Tour-de-France-Veranstalter ASO.

Und Konrad und Kollegen haben bereits am 23. September Großes vor: im Teamzeitfahren über 62,8 Kilometer, das sie in den Dressen ihres Arbeitgebers bestreiten. Drei Mal haben die Herrschaften nun schon Aerodynamik-Tests im Windkanal und auch auf der Bahn absolviert, um Material, Ausrüstung und Abstimmung zu perfektionieren, neue Anzüge wurden geschneidert – und die Mannschaft hat auch einen eigenen Performance Coach, der die Strecken analysiert und mit Computerhilfe gleich auch noch äußere

Einflüsse wie Rücken-, Seiten und Gegenwind berücksichtigt.

„Es war harte Arbeit, dass ich die Idealposition auf der Zeitfahrmaschine überhaupt fahren kann“, erinnert sich der 26-Jährige. „Es ist ein ganz schwieriges Training, kann aber pro Kilometer drei bis vier Sekunden Zeitgewinn bringen.“ Einer der Ersten, der das erkannt hat, war der Schweizer Fabian Cancellara, der sich vor zwölf Jahren in Salzburg seine erste von insgesamt vier Zeitfahr-WM-Goldmedaillen geholt hat. „Was er begonnen hat, ist heute in den meisten Teams Standard“, weiß der Mödlinger.

Und warum die Analysen? „So erfahren wir, wo wir am Berg voll fahren oder sogar über das Limit gehen können, und dort ist auch mehr Zeitgewinn möglich als in einer Abfahrt. Denn bei 70 Stundenkilometern kann ich so viel in die Pedale treten, wie ich will, da kann ich kaum etwas herausholen.“ Und Berge, so viel ist klar, Berge hat der Tiroler WM-Kurs genug.

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