"Dopingsysteme aufzudecken wäre unsere Aufgabe"

NADA-Chef Michael Cepic fordert neue Strukturen und mehr Geld

Michael Cepic ist nicht ganz glücklich. "In dem Dopingsystem, in dem wir uns bewegen, kommen wir mit Kontrollen alleine nicht mehr weiter", sagte der NADA-Chef bei einem Workshop in Wien. "Es müsste eine Investigativ-Einheit aufgebaut werden, um Dopingsysteme aufzudecken. Das wäre eigentlich unsere Aufgabe und nicht jene von Journalisten." Allerdings: Im Moment fehlt dazu noch das Geld.

Geht es nach einer Vereinigung von 15 nationalen Anti-Doping-Agenturen, soll in Zukunft die Anti-Doping-Arbeit unabhängig werden. Die 15 Organisationen fordern vier Punkte, über die beim nächsten WADA-Treffen diskutiert wird:

1.) Unabhänge Kontrollen "Die Kontrollen gehören von den Verbänden und Veranstaltern weg", sagt Cepic. "Der Sport ist ein beinhartes Geschäft. Das IOC verdient mit Olympia Milliarden und ist auch für die Aufsicht der Doping-Kontrollen zuständig. Das ist nicht unter einen Hut zu bringen. Natürlich wollen die jede Geschäftsstörung vermeiden." Problematisch sei auch die Handhabe beim Mannschaftssport. So wird ein Ergebnis erst annulliert, wenn mindestens drei Spieler eines Teams überführt werden. Getestet werden pro Team maximal ... zwei.

2.) Stärkung der WADA Die WADA ist das Dach der Anti-Doping-Arbeit und soll Spielregeln und Konsequenzen aufstellen und sicherstellen, dass die Mitglieder die Qualitätskriterien erfüllen. "Aus dem operativen Bereich soll die WADA aber raus."

3.) Finanzierung der Anti-Doping-Arbeit durch den Sport Derzeit bezahlt den Großteil der Anti-Doping-Arbeit der Steuerzahler. Aber: "Wenn man Milliarden verdient, muss man sich das selbst finanzieren", sagt Cepic. "Wir fordern zumindest einen Promillesatz von TV- und Sponsorbeiträgen, der in einen Topf der WADA fließen muss." Dieses Geld soll wiederum auf die Nationalen Anti-Doping-Agenturen aufgeteilt werden.

4.) Partnerprogramme "Sportler haben keine Probleme mit Dopingkontrollen. Sie leiden am meisten darunter, gegen jemand in Wettkampf zu treten, der nicht getestet wird. Unser Ziel ist es, gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen." Deshalb sollen die besten 20 NADAs andere Nationen in den kommenden 12 oder 18 Monaten im Zuge eines Mentoring-Programms "auf ein passables Niveau bringen." So könnte etwa die NADA-Austria die NADA von Kasachstan auf Vordermann bringen. Und was passiert, wenn die Organisationen der betroffenen Länder nicht mitziehen? Cepic: "Dann sind sie draußen."

Ungleiche Voraussetzungen

Problematisch ist die ungleiche Verteilung der WADA-akkreditierten Doping-Labors. 30 davon gibt es weltweit, 23 davon in Europa, keines in Afrika. "Die WADA gibt es seit 25 Jahren, da wäre genug Zeit gewesen. Das ist fehlender Professionalismus. So scheitert man."

Gespannt blickt Michael Cepic der Veröffentlichung des zweiten Teils des McLaren-Reports entgegen, der das Staatsdoping in Russland aufarbeitet. "Sollte das massiv staatlich unterstützte Dopingprogramm bestätigt werden, bin ich für einen Ausschluss Russlands von den Olympischen Winterspielen 2018." Allerdings soll es einen Kriterienkatalog geben, der nachweislich sauberen Sportlern die Teilnahme unter olympischer Flagge ermöglicht.

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