Russland klagt vor Sportgerichtshof gegen Olympia-Sperre

FILE PHOTO: Man carries the Russian flag past the Olympic rings at the Olympic Park during the 2014 Sochi Winter Olympics
Die CAS-Sportrichter stehen vor einer heiklen Entscheidung. Das Urteil hätte Signalwirkung für den Kampf gegen Doping.

Zum Start des Berufungsverfahrens über die Sperre Russlands wegen der Manipulation von Dopingdaten haben Experten vor einer Aufhebung der Strafe gewarnt. Sollten die Sanktionen nicht vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) bestätigt werden, würde dies "eine schreckliche Botschaft aussenden", sagte das dienstälteste IOC-Mitglied Richard Pound der ARD-Dopingredaktion.

Der frühere Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sieht die Sportwelt in dem seit Montag laufenden Prozess in Lausanne "an einem der wichtigsten Wendepunkte". Bis zum Donnerstag wird vor dem CAS der Einspruch Russlands gegen eine vierjährige Sperre verhandelt. Verhängt wurde der Bann von der WADA, weil Russland die eingeforderten Dopingdaten aus dem Moskauer Labor aus den Jahren 2012 bis 2015 vor der Übergabe manipuliert haben soll.

Der Ausschluss würde, wenn er vom CAS bestätigt werden sollte, für die Sommerspiele 2021 Tokio und für die Winterspiele 2022 in Peking sowie für die Fußball-WM 2022 in Katar gelten. Russische Sportler dürften bei internationalen Ereignissen nur als neutrale Athleten antreten, wenn sie gewisse Anti-Doping-Bedingungen erfüllen.

Computer-Fehler oder absichtliches Löschen?

"Entweder, wir bekommen das richtig hin, oder es wird das Signal ausgesendet, dass zu viele Menschen oder Organisationen nicht wollen, dass der Kampf gegen Doping erfolgreich ist", mahnte Pound. Für die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur wäre die Bestätigung der Sperre "ein klares Zeichen, dass ein solch massiver Betrug und die Missachtung der Regelwerke nicht ungestraft bleiben."

WADA-Chefermittler Günter Younger sieht zwar klare Beweise für die Löschung von Daten. "Was zu diskutieren ist, ist die Interpretation. Unsere Experten sagen, es war absichtlich. Die russische Seite sagt, das war ein Computer-Fehler. Das ist dann das, was der CAS entscheiden muss", sagte Younger der ARD.

Der amtierende Generaldirektor der russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA) sieht durchaus Chancen für einen Erfolg des Einspruchs. Russland habe "wirklich starke Positionen und Argumente", zitierte das Branchenportal "insidethegames.biz" Michael Buchanow.

Russischer Sieg nicht ausgeschlossen

Auch IOC-Doyen Pound ahnt offenbar, dass ein Erfolg der Russen keineswegs ausgeschlossen ist. Er sehe "sehr viele enge Verbindungen zwischen Verbänden und Russland, alle achtsam durch die Russen gepflegt", erklärte der 78-Jährige vielsagend. Neben dem Internationalen Olympischen Komitee sind auch eine Reihe weiterer Dachorganisationen wie der Eishockey-Weltverband sowie russische Einzelsportler als Streitparteien bei dem nicht-öffentlichen Prozess dabei.

Die mündliche Verhandlung vor dem CAS soll bis Donnerstag abgeschlossen sein. Das Urteil wird aber erst zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

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