Doping: "Ein Milliarden-Verband bestraft sich nicht"

Doping: "Ein Milliarden-Verband bestraft sich nicht"
Im Kampf gegen Doping-Betrüger fordert die NADA mehr Kompetenzen und mehr Geld.

Eigentlich sei Michael Cepic zufrieden. „Im nationalen Bereich sind wir finanziell recht gut aufgestellt“, sagt der Geschäftsführer der NADA Austria (Nationale AntiDoping Agentur) bei seinem Jahresrückblick. 2193 Proben wurde im Zuge des nationalen Programms 2017 genommen, das sind 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu kamen 1031 Dopingproben, die von nationalen oder internationalen Veranstaltern bei der NADA bestellt wurden, etwa bei der Biathlon-WM oder der Beachvolleyball-WM. „Das sehe ich als Auszeichnung für die NADA und das Team unserer Kontrollore.“

Doch der positiven Einleitung folgte das große ABER: „Aber das Jahr war geprägt vom staatlich organisierten Doping in Russland und dem Umgang des IOC mit diesem Thema.“ Dazu kam in PyeongChang der Umgang mit den russischen Sportlern und in Salzburg die Hausdurchsuchung beim internationalen Biathlon-Verband. Zudem stelle sich noch die Frage um den Fußball, ob es vertretbar sei, eine Weltmeisterschaft in Russland auszutragen.

Die Strukturen im internationalen Sport seien nicht mehr zeitgemäß. Die NADAs aus Österreich, Deutschland und der Schweiz stellen vier gemeinsame Forderungen an den Sport auf:

1.) Die Kontrollen müssen unabhängig sein und nicht mehr in der Verantwortung von Fachverbänden und Großveranstaltungen. „Es geht bei der FIFA und dem IOC um Milliarden-Einnahmen. Ein Milliarden-Verband bestraft sich nicht selbst. Da kommt es unweigerlich zu Interessenskonflikten.“

2.) Die WADA (Welt Anti-Doping-Agentur) muss gestärkt werden. Sie müsse die Möglichkeit bekommen, verbindliche Sanktionen auszusprechen.

3.) Die Anti-Doping-Arbeit muss von Sport finanziert werden. Cepic: „Wenn die WADA nur 0,1 Prozent der IOC-Einnahmen bekommen würde, wäre das ein riesiger Sprung nach vorne.“ Man dürfe nicht vergessen, dass die Tests zum Nachweis verbotener Substanzen immer komplizierter und teurer werden.

4.) Partnerprogramme mit Anti-Doping-Agenturen anderer Nationen müssen dringend installiert werden. „Am meisten stört Sportler, wenn sie merken, dass sie gegen Kontrahenten antreten, die kaum kontrolliert werden“, sagt Cepic. Auch dies soll von den Verbänden finanziert werden. „Der Sport hat genug Geld.“

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