Die Tour de France 2012 spricht Englisch

Die Tour de France 2012 spricht Englisch
Englisch dürfte die wichtigste Sprache der Tour de France 2012 werden, anglophone Fahrer sollten das Tempo vorgeben.

Vorjahressieger Cadel Evans aus Australien und der Brite Bradley Wiggins starten am Samstag in Lüttich als große Favoriten in die 99. Auflage des bedeutendsten Rad-Etappenrennens.

Evans hatte im Vorjahr als erster Profi aus "Down Under" auf den Champs Elysees in Paris triumphiert, der in Gent geborene Wiggins möchte in seinem Geburtsland Belgien die ersten Pedaltritte zum Premierensieg eines Briten tun. Die zwei Stars kommen aus unterschiedlichen Radsport-Metiers. Der 35-jährige Evans (1,74 m/64 kg) ist früherer Mountainbike-Weltcupsieger, er wird auf den fast 3.500 Kilometern durch Belgien, Frankreich und die Schweiz vom dreifachen Bahn-Olympiasieger Wiggins (32) gefordert.

Für den groß gewachsenen Engländer (1,90 m/69 kg), den Gesamt-Vierten von 2009, spricht als noch besseren Zeitfahrer die heuer auf insgesamt mehr als 100 Kilometer verlängerte Distanz der drei Prüfungen gegen die Uhr. In den Bergen haben beide eine ähnliche Fahrweise: Angreifen sah man sie bisher praktisch nie, doch sie lassen sich auch nur sehr schwer distanzieren.

Evans weiß als kompletter Fahrer das gesamte BMC-Team hinter sich und er ist vom Kopf her sehr stark. "Ich weiß jetzt, dass ich gewinnen kann", erklärte der Australier angesichts seines Erfolges von 2011. Heuer entschied er das Criterium International für sich und gewann eine Dauphine-Etappe.

Die Sky-Equipe von Wiggins, in der der Steirer Bernhard Eisel als einziger österreichischer Tour-Teilnehmer eine tragende Rolle spielt, verfolgt hingegen zwei Ziele: Der Londoner, der heuer schon Paris-Nizza, die Tour de Romandie und die Dauphine-Rundfahrt als Erster beendet hat, will den Gesamtsieg und Sprint-Star Mark Cavendish soll seine Zahl von bisher 20 Etappensiegen möglichst vergrößern, bevor beide in London nach Olympia-Gold im Einzelzeitfahren bzw. im Straßenrennen greifen.

"Unsere Priorität liegt auf dem Gesamtklassement, aber das bedeutet nicht, dass wir die Sprints oder das Grüne Trikot für Mark vernachlässigen", erklärte Team-Manager Dave Brailsford. Bei der Gründung des Rennstalls 2010 hatte er einen Tour-Sieg innerhalb von vier Jahren als Ziel genannt. Wiggins könnte dieser Coup schon heuer gelingen. "Ich bin stolz, in einer so starken Mannschaft zu stehen. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und werde mein Möglichstes tun, um zu gewinnen."

Rivalen, die nach 21 Renntagen am 22. Juli in Paris ebenfalls auf dem Siegespodest stehen wollen, müssen dieses Duo in den Bergen attackieren. In Abwesenheit des verletzten Luxemburgers Andy Schleck, der 2011 Zweiter war und nachträglich zum Sieger von 2010 erklärt worden war, sowie des wegen Dopings als Tour-Gewinner 2010 disqualifizierten und noch bis August gesperrten Spaniers Alberto Contador kommen dafür vor allem zwei Fahrer infrage.

Der Italiener Vinzenco Nibali (27/Vuelta-Sieger 2010) konzentriert sich heuer voll auf die Tour und hat bei Liquigas seinen Landsmann Ivan Basso (2. 2005, 3. 2004) an seiner Seite. Für den Sizilianer und für Evans spricht auch die Stärke in den Abfahrten, die laut Tour-Direktor Christian Prudhomme von den heuer zahlreichen steilen Pässen eine große Rolle spielen wird. Wiggins fühlt sich da nicht ganz so wohl.

Der Russe Denis Mentschow (34) möchte nach Vuelta (2005, 2007) und Giro (2009) als starker Zeitfahrer im Katjuscha-Trikot endlich auch die Tour gewinnen, bei der er schon Dritter (2008) und Zweiter (2010) war. Zu den Außenseitern zählen Fränk Schleck (LUX), Samuel Sanchez (ESP), Giro-Sieger Ryder Hesjedal (CAN), Michele Scarponi (ITA), Robert Gesink (NED) und Jurgen van den Broeck (BEL).

Die ersten sechs Etappen nach dem Prolog (6,4 km) gehörten früher traditionell den Sprintern. Doch Tour-Direktor Prudhomme hat für Cavendish und Co. einige Hindernisse eingebaut, seien es Rampen rund 30 km vor dem Ziel oder einen kurzen Schlussanstieg. Am 7. Juli steht die erste (kleine) Bergankunft in den Vogesen (1.035 m) auf dem Programm. Vor dem ersten Ruhetag (10.7.) geht um Besancon das erste lange Einzelzeitfahren (41,5 km) in Szene. Danach warten Bergankünfte in La Toussuire (Alpen/11. Etappe) und Peyragudes (Pyrenäen/17. Etappe), ehe am vorletzten Tag (21.7.) in der Prüfung gegen die Uhr in Chartres (53,5 km) die Entscheidung um den Gesamtsieg fällt.

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