Die Schnellmacher im Doping-Skandal

Die Schnellmacher im Doping-Skandal
Im Doping-Skandal um Lance Armstrong ist Doktor Michele Ferrari eine Hauptfigur - aber nicht der einzige Mitspieler.

Dottore EPO wurde er genannt. Seine Einstellung zum Thema Doping brachte er im Jahr 1994 auf den Punkt: "EPO ist ungefährlich. Nur der übermäßige Konsum von EPO ist gefährlich, genauso wie es gefährlich ist, zehn Liter Orangensaft zu trinken."

Der italienische Arzt Michele Ferrari ist die zentrale Figur im Doping-Skandal um Lance Armstrong. Laut Bericht der USADA (United States Anti-Doping Agency) erhielt der 59-Jährige von Lance Armstrong für seine Dienste insgesamt mehr als eine Million Dollar überwiesen. Ferrari organisierte das Doping-Programm des siebenfachen Siegers der Tour de France, er stellte Doping-Pläne auf, mit exakten Angaben für EPO, Testosteron, Cortison und Blutdoping.

Schumi

Vor zwei Jahrzehnten machte sich Michele Ferrari im Peloton erstmals einen Namen. Später lautete sein Codename "Schumi". Naheliegend angesichts seines Namens Ferrari und seiner famosen Fähigkeit, Radfahrer schnell zu machen.

Ferraris erster Kontakt mit dem Amerikaner erfolgte bereits 1996, noch vor Armstrongs Krebsdiagnose. Armstrong wurde mit Ferraris Unterstützung zum Tour-Favoriten und handelte mit dem Arzt aus, dass dieser nicht mit Fahrern zusammenarbeiten durfte, die ernsthafte Gegner waren. So schrieb es zumindest Daniel Coyle in seiner 2005 erschienenen Armstrong-Biografie.

Sperre

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Als Folge der Aussagen des italienischen Radprofis Filippo Simeoni wurde Ferrari 2004 für seine Doping-Praktiken von einem italienischen Gericht zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt und mit einem elfmonatigen Berufsverbot belegt. Armstrong musste handeln und gab an, die Zusammenarbeit mit Ferrari sofort zu beenden.

Tatsache ist allerdings, dass Dottore EPO weiterhin der Beschleuniger von Armstrongs Karriere blieb. Nur die Treffen wurden geheimer, die eMails kryptischer. Auf den Trainingsplänen bedeutete ein Sternchen "Andriol" (Testosteron), zwei Punkte hießen "EPO".

Fast 500-mal kommt Ferraris Name in der 202-seitigen Urteilsbegründung der USADA vor. Die Dopingfahnder bezeichnen Ferrari als "Denker im Dopingsystem Lance Armstrong".

Mehrmals war Armstrong in St. Moritz trainieren. Genau dort, wo Michele Ferrari sein Millionengeschäft mit der Betreuung von Athleten aufgebaut hat, die er bei der Einnahme von Dopingmitteln beraten hat. Nach Angaben der Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport soll Ferraris Geschäftsvolumen mehr als 30 Millionen Euro betragen. Sobald die Leistung der Fahrer stieg, profitierte der Italiener finanziell.

Zu seinen Kunden zählten nicht nur einzelne Fahrer, sondern ganze Mannschaften wie etwa das von Armstrong 2010 gegründete Team RadioShack oder das Team Astana, die ehemalige Mannschaft von Tour-Sieger Alberto Contador (Sp) und von Olympiasieger Alexander Winokurow (Kas).

Service

Laut Ermittlern bot Ferrari seinen Kunden ein "komplettes Dienstleistungspaket" an, bestehend aus Beratung beim Abschluss von Verträgen, Trainingsplänen, Verabreichung von Dopingmitteln und rechtlicher Unterstützung bei positiven Dopingproben.

Übrigens: Die USADA ist überzeugt von Ferraris Beteiligung am "Fall Armstrong" in den Jahren: 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010.

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