Die nächste Ö-Tour ist immer die schwierigste

In Graz wird am Sonntag die 69. Auflage des Klassikers gestartet. Schon am Montag steht als Ziel Wien auf dem Etappenplan.

Es ist seit Jahren immer dasselbe mit dieser alten Dame: Lange ziert sie sich, sorgt gar für bange Mienen bei den Beteiligten – und am Ende bewegt sie sich dann doch wieder. Also wird am heutigen Sonntag auch die 69. Österreich-Rundfahrt wieder gestartet werden, obwohl sich Mitte April Tourdirektor Gernot Schaar zurückgezogen hat; es war der zweite Wechsel auf dem Chefsessel binnen knapp 14 Monaten.

Einfach ist die Aufgabe nicht, der sich die Organisatoren Jahr für Jahr zu stellen haben: Für maximale mediale Präsenz wäre eine Live-Übertragung im Fernsehen wünschenswert, auch, um die Wünsche der Sponsoren zu erfüllen. Doch die ist teuer, mindestens eine halbe Million Euro wäre nötig, um die älteste Sportveranstaltung Österreichs ins rechte Bild zu rücken. Das ist viel Geld – zu viel für die momentanen Gegebenheiten und auch für jene der vergangenen Jahre. Versuche mit einem eigenen Internet-Livestream sind an Topografie und qualitativen Ansprüchen gescheitert, nun gibt es heuer eben tägliche Zusammenfassungen in ORFeins und ORF Sport Plus.

Die nächste Ö-Tour ist immer die schwierigste
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Auf den heutigen Prolog in Graz wird um 19.23 Uhr in ORFeins zurückgeblickt, insofern lohnt sich der Weg an oder auf den Schlossberg, um sich selbst ein Bild zu machen; mit 800 Metern Länge und 87 Metern Höhendifferenz ist die Strecke überschaubar, der erste Starter beginnt die Schinderei um 13.30 Uhr, rund zweieinhalb Stunden später wird der letzte auf dem Berg erwartet.

Multitalent

Franz Steinberger ist Mitte Mai als Tourdirektor eingesprungen, dass er ausgebildeter Mentalcoach ist, dürfte für seine Aufgabe ebenso wenig ein Nachteil sein wie die Tatsache, dass er bereits vor zwölf Jahren einmal den Chef gegeben hat. Und als Unternehmer in Energiebereich und als Vizebürgermeister von Lichtenberg in Oberösterreich bringt Steinberger auch jene Fähigkeiten mit, die es brauchte, um auf die Schnelle noch zwei fehlende Rundfahrtorte aufzustellen.

Belohnt wurden die Bemühungen des 56-Jährigen mit dem stärksten Starterfeld der letzten Jahre: Der Italiener Eliva Viviani ist amtierender Bahn-Olympiasieger (Omnium), der Deutsche Marco Mathis ist amtierender U-23-Straßenweltmeister, der Norweger Sven Erik Bystrøm hat dieses Kunststück 2014 zusammengebracht. Der Russe Ilnur Sakarin (Bild) war beim heurigen Giro d’Italia Gesamtfünfter – und der Oberösterreicher Riccardo Zoidl hat 2014 als letzter Österreicher die Österreich-Rundfahrt gewonnen.

Grund genug also, der heurigen Ö-Tour einen Besuch abzustatten. Am Montag kommt sie nach Wien – gegen 14.40 Uhr auf der Prater Hauptallee beim Stadionbad.

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