Die Motorsport-Welt betet für verunglückten Alex Zanardi

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Der ehemalige Formel-1-Pilot liegt nach einem Unfall mit seinem Handbike mit schweren Kopfverletzungen auf der Intensivstation.

Der schwere Unfall des ehemaligen Formel-1-Piloten Alex Zanardi mit einem sogenannten Handbike hat aktuelle und einstige Fahrer erschüttert. „Ich habe so eine Angst um Alex Zanardi, dass ich den Atem anhalte. Ich bin sein Fan. Ich bin sein Freund“, schrieb der amerikanische Formel-1-Weltmeister von 1978, Mario Andretti, bei Twitter: „Bitte macht das, was ich tue: Betet, betet für diesen wunderbaren Mann.“ Der aktuelle Formel-1-Pilot Charles Leclerc von Ferrari twitterte: „Kämpfe, Du weißt, wie. Du bist großartig.“

Zanardi verunglückte am Freitag mit seinem Handbike in Italien schwer. Medien berichteten, dass er bei Pienza auf einer abschüssigen Straße auf die Gegenseite geraten sei und mit einem Lkw kollidiert sein soll. Er wurde umgehend mit einem Rettungshubschrauber ins Universitätskrankenhaus von Siena geflogen. Zanardi sei mit schweren Kopfverletzungen gebracht und knapp drei Stunden operiert worden, teilte das „Azienda Ospedaliera Universitaria Senesedas“ am späten Freitagabend mit. Zanardi wurde auf die Intensivstation verlegt, sein Zustand sei „sehr ernst“.

Die Operation sei zwar „so verlaufen, wie sie verlaufen sollte“, sagte der behandelnde Arzt Giuseppe Oliveri am Samstag vor Journalisten in Siena, doch sei die Ausgangssituation sehr schlecht gewesen. Der 53 Jahre alte Zanardi war mit seinem Handbike mit einem Lkw kollidiert und hatte sich schwere Kopfverletzungen zugezogen. Mehrere Gesichtsknochen seien gebrochen, hieß es. Der Italiener befindet sich derzeit im künstlichen Koma. Oliveri sagte, dass Zanardi aber „kein hoffnungsloser Fall“ sei. Allerdings befände sich der mehrmalige Paralympics-Sieger in einer Situation, „in der man auch sterben“ könne.

In Gedanken seien alle mit ihm, twitterte die Formel 1, in der Zanardi von 1991 bis 1994 und dann noch mal 1999 an insgesamt 44 Grand Prix teilnahm. „Du warst immer ein Kämpfer und wirst immer einer sein“, twitterte der Präsident des Automobil-Weltverbandes (FIA), Jean Todt, kurz vor Mitternacht: „Alex, die ganze FIA-Gemeinde unterstützt dich in diesem grausamen Moment.“ Schockiert zeigte sich auch der britsche Ex-Weltmeister Damon Hill bei Twitter. „Für ihn, seine Familie und Freunde und Millionen Fans und Anhängern, wir beten für dich, Alex.“ Die gesamte Motorsportgemeinde sei bei ihm, schrieb der spanische Formel-1-Pilot Carlos Sainz - an Zanardi gerichtet: „Gib mehr als jemals zuvor.“

Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass Zanardi ein schweres Kopftrauma erlitten haben soll. Mario Valentini, Trainer der italienischen Handbike-Mannschaft, der nach kurzer Zeit am Unfallort gewesen war, berichtete, dass Zanardi noch bei Bewusstsein gewesen sei und gesprochen habe. Zanardi bestritt ein Rennen für paralympische Athleten mit Handbikes oder Fahrrädern in der Toskana.

Zanardi rang schon einmal nach einem verheerenden Unfall mit dem Tod. Er bezwang ihn damals, nachdem er in der Champcar-Serie auf dem Lausitzring in Deutschland verunglückt war. Ein grauenvoller Unfall. Zanardi verlor bei dem Horrorcrash am 15. September 2001 beide Beine. Dass er den Unfall überlebte, bei dem er sich mit seinem Wagen gedreht hatte und ein Konkurrent mit dessen Wagen in ihn gekracht war, grenzte an ein Wunder. Im Helikopter auf dem Weg zum Notfallkrankenhaus in Berlin hatte Zanardi siebenmal wiederbelebt werden müssen. Er hatte viel, viel Blut verloren. Aber Zanardi kehrte nach einer langen Reha sogar zurück in den Rennsport.

Der Lebenseifer des am 23. Oktober 1966 in Bologna geborene Zanardi schien einfach unzerstörbar. Oder wie es sein langjähriger Arbeitgeber BMW einmal schrieb: „Alessandro Zanardi ist ein Phänomen - und der lebende Beweis dafür, dass es keine Grenzen gibt, wenn man sich einer Herausforderung mit Leidenschaft und Begeisterung widmet.“

Nur zwei Jahre nach dem Crash saß Zanardi wieder im Cockpit eines Rennwagens - umgebaut für seine Bedürfnisse. Im Deutschen Tourenwagen-Masters hatte er vier Starts. Dann schlug Zanardi eine zweite Karriere ein, er gewann bei den Paralympics 2012 und 2016 jeweils zweimal die Goldmedaille mit dem Handbike.

Selbst vor dem Ironman machte Zanardi nicht halt und überwand alle Schwierigkeiten und Herausforderungen. Nun aber kämpft er gegen den schwersten Gegner, schon wieder. Und nicht nur die Motorsport-Welt betet, dass dieser Mensch auch diesen Kampf wieder gewinnt. „Alex hat schon genug Pech gehabt, dass er in Entschlossenheit und Siegergeist verwandelt hat“, schrieb der ehemalige Pilot und jetzige TV-Expete Martin Brundle.

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