Die All Blacks sind zum Siegen verdammt

Die All Blacks sind zum Siegen verdammt
Am Freitag startet in Neuseeland mit der Heimmannschaft als großem Favoriten zum siebenten Mal eine Rugby-WM.

Nach 13.122 Müsliriegeln, 5740 Litern Wasser und 5636 heißen Getränken haben die 1000 Akteure genug geprobt: Die Neuseeländer fühlen sich bereit für die Eröffnungsfeier der siebenten Rugby-WM, der ersten, die der 4,4 Millionen Einwohner kleinen Inselstaat alleine abhält, und die am Freitag startet.

Im Anschluss treffen die All Blacks, die Mannschaft der Gastgeber, in ihrem ersten Spiel auf Tonga (10.30 Uhr MESZ) - und alles außer einem klaren Erfolg wäre eine Enttäuschung. Im Tri Nations, dem letzten Testturnier vor WM-Start, haben sie ihre Heimspiele gegen Weltmeister Südafrika (40:7) und Erzrivalen Australien (30:14) fast schon auf erschreckende Art und Weise dominiert.

Beim Rückspiel in Südafrika wurde neben Rekord-Scorer Dan Carter auch Richie McCaw geschont - und ohne ihren Captain und Rekord-Teamspieler (98 Matches) kassierten die All Blacks eine deutliche 5:18-Pleite. Mit McCaw und Carter setzte es danach in Australien ein 20:25, das die Wogen in Neuseeland hochgehen ließ. Teamchef Graham Henry hatte erneut Stammspieler pausieren lassen, die anderen überzeugten nicht: "Einige werden enttäuscht sein, dass sie die Chance nicht genutzt haben."

Umgerechnet 170 Millionen Euro lässt sich Neuseeland die Ausrichtung des nach Olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften drittgrößten Sportereignisses der Welt kosten, 154 Millionen Euro an Einnahmen sind vorgesehen, den Rest teilen sich die Regierung und der neuseeländische Rugby-Verband.

Große Chance

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Es ist alles angerichtet für eine Siegesfeier in Schwarz: Das Finale steigt am 23. Oktober in Auckland, tags darauf wird der Labour Day begangen - nun müssen die All Blacks nur noch schaffen, was von ihnen erwartet wird. Dass ihnen mit Kieran Read und Adam Tomson zwei wichtige Spieler zumindest im ersten Match wegen Verletzungen fehlen, ficht Captain Richie McCaw nicht an. "Natürlich ist das eine aufregende Situation, eine WM im eigenen Land zu spielen. Aber ganz ehrlich: Etwas Schöneres gibt's doch gar nicht. Siegen ist nie leicht, aber hier haben wir unsere Familien, Freunde und Fans um uns - und das zu spüren, macht das Ganze sehr speziell."

Großes Geld

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750.000 neuseeländische Dollar hat der 30-Jährige im vergangenen Jahr von seinem Klub Canterbury Crusaders kassiert, mit diesen knapp 450.000 Euro ist der Flügelstürmer der Topverdiener im neuseeländischen Rugby. Drei Mal wurde McCaw vom International Rugby Board zum Spieler des Jahres gewählt (2006, 2009, 2010) - so oft wie kein anderer. Und im vergangenen Jahr wurde er auch als Neuseelands Sportler des Jahres ausgezeichnet.

Doch auch 16 Jahre nach Einführung des Profitums im Rugby sind die Spieler in Relation zu ihren Fußball-Kollegen finanziell deutlich im Hintertreffen. Für Aufsehen sorgte daher im April das Angebot des Pariser Klubs Racing Metro an Richie McCaws Teamkollegen Dan Carter: Viereinhalb Millionen Euro boten die Franzosen dem Fly-Half für drei Jahre, und Carter war nicht einmal abgeneigt nach dem schweren Erdbeben, das Christchurch im Februar in einen Trümmerhaufen verwandelt und den 29-Jährigen schwer geschockt hat.

Große Liebe

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Am Ende siegten die Liebe zu seiner Verlobten und jene zu seiner Heimat – Carter bleibt in Neuseeland, soll nun aber rund 500.000 Euro per anno verdienen; eine Steigerung um zehn Prozent. „Wenn ich nach Übersee gegangen wäre, hätte ich ja nicht mehr für die All Blacks spielen können. Das war ein Grund, zu bleiben.

Denn Neuseeland ist etwas anders: Nur wer bei einem Klub im Inselstaat unter Vertrag steht, darf auch im Nationalteam spielen. Es ist eine echte Heim-WM.

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