Darüber spricht das Netz. : Hahnenkamm im Fokus

Darüber spricht das Netz. : Hahnenkamm im Fokus
Was in Kitzbühel passiert, findet auch in den sozialen Medien große Resonanz.

Der Jänner ist traditionell der Monat der Klassiker im alpinen Skiweltcup. Nach den Lauberhornrennen im Berner Oberland geht es in dieser Woche zum Kitzbüheler Hahnenkamm, wo bereits seit 1931 die prestigeträchtigsten Bewerbe des Winters abseits von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften ausgetragen werden.

Wie groß das Interesse ist, haben die Analysten von BG-Thinktank ermittelt – anhand von mehr als 10.000 Artikeln, Beiträgen und Postings im Internet. Im Untersuchungszeitraum seit Mitte Dezember 2018 dominierte der schwere Sturz des Schweizers Marc Gisin in der Abfahrt von Gröden die Berichterstattung und die Diskussionen; der 30-Jährige war nach einem Verschneider seiner Skier heftig auf die Piste geprallt, war bewusstlos und musste ins Spital geflogen werden.

Der Bruder von Dominique Gisin, 2014 Olympiasiegerin in der Abfahrt, und Michelle Gisin, 2018 Olympiasiegerin in der Kombination, erlitt einen Becken- und mehrere Rippenbrüche, eine Lungenquetschung und gebrochene Dornfortsätze an der Wirbelsäule, dazu ausgeschlagene und teils gebrochene Zähne, einen leichten Bruch in der Kieferhöhle und ein Schädel-Hirn-Trauma. Und doch denkt der 1,98-Meter-Hüne nicht ans Aufgeben und will ein Comeback ins Auge fassen. Wie schon 2015, als er in Kitzbühel an der Hausbergkante schwer gestürzt war und eine Kopfverletzung erlitten hatte.

Die Konstanz in Person

Marcel Hirscher ist von solchen Widrigkeiten bislang weitgehend verschont geblieben und konnte auch deswegen ein Muster an Konstanz werden. Der siebenfache Gesamtweltcupsieger aus dem Salzburger Land war bislang nur zwei Mal in seiner Karriere zur Passivität gezwungen: 2011, als ihn ein Loch in der Piste von Hinterstoder zu Boden gehen ließ und Hirscher wegen eines Kahnbeinbruchs die WM in Garmisch verpasste. Und im Sommer 2017, als der Annaberger beim Slalom-Training im Mölltal einen Flüchtigkeitsfehler beging – und sich den Knöchel brach.

Hirschers Spezialdisziplinen Slalom und Riesenslalom dominieren auch wegen Hirscher die Berichterstattung; allerdings auch, weil es mehr Bewerbe gibt. Interessantes Detail: Kitzbühel wird in mehr als 30 Prozent der Artikel erwähnt und ist der meistdiskutierte Ort im Skiweltcup.

Der gemalte Aufreger

Für Aufsehen sorgte freilich auch das Plakat, mit dem die Veranstalter für die Damen-Bewerbe am Semmering werben wollten. Künstler Christian Ludwig Attersee hatte eine nackte Dame auf Skiern gemalt, worauf eine heftige Debatte entbrannte; letztlich wurde das Plakat mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgezogen. In Zeiten von Missbrauchsdebatten und Gewalt gegen Frauen gingen die Wogen hoch – von Geschmacklosigkeit bis hin zu „ästhetisch stilisierter Nacktheit“ und der Freiheit der Kunst reichte das Meinungsspektrum.

Interessant ist auch, dass keineswegs immer Marcel Hirscher die Nummer eins ist – der 29-Jährige dominiert zwar die Online-Berichterstattung im deutschen Sprachraum, doch auf dem Bilderdienst Instagram hat Mikaela Shiffrin die Nase vorn (695.000:534.000 Follower) – und auf Facebook liegt der Deutsche Felix Neureuther vor Hirscher (623.000:577.000). Über allen aber thront Lindsey Vonn: Die Amerikanerin verfolgen auf ihrer Jagd nach dem Rekord von Ingemar Stenmark weltweit 1,37 Millionen Menschen auf Facebook und 1,6 Millionen auf Instagram.

Noch mehr Spektakel bleibt der 34-jährigen Vonn aufgrund ihres Alters verwehrt: Von 1932 bis 1961 gab es auch Damen-Rennen am Hahnenkamm. Bei der letzten Auflage räumte eine Österreicherin groß ab – Traudl Hecher siegte in Abfahrt, Slalom und Kombination. Der letzte Mann, dem das gelungen ist? Der Franzose Jean-Claude Killy im Jahr 1967.

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