Darts-WM: Wo die Welt noch eine Scheibe ist

Heute beginnt die Darts-WM in London. Bis 2. Jänner fliegen die Pfeile auf die Scheibe mit den 20 Zahlen. Der KURIER beantwortet 20 Fragen rund um die WM.

Wo wird die WM gespielt?
Der Alexandra Palace im Norden Londons ist seit 2008 das Mekka des Darts. In der Westhall, einem Saal im Komplex aus dem 19. Jahrhundert, werden täglich 3000 Fans erwartet. Ohne Gruppenverkleidung ist man im Ally Pally (so der Kosename) schnell Außenseiter. Der Villacher Fasching quasi.

Wie viele Österreicher sind dieses Jahr bei der WM am Start?
Drei. Der Steirer Zoran Lerchbacher hat die Osteuropa-Qualifikation gewonnen und spielt am 21. Dezember um 20 Uhr in der Vorrunde gegen den Engländer Simon Stevenson. Gleich nach ihm bestreitet Mensur Suljovic sein Erstrundenspiel gegen den Niederländer Ron Meulenkamp. Er ist über die Weltrangliste fix dabei, ebenso Rowby-John Rodriguez, der am 22. Dezember in der ersten Runde auf die Nr. 7 der Welt trifft, auf den Engländer Dave Chisnall.

Was gibt’s zur Scheibe zu sagen?
Der Abstand des Werfenden zur Dartscheibe beträgt 2,37 m, die Höhe bis zum Bull’s Eye, dem Mittelpunkt der Scheibe, 1,73 m. Der rote Punkt in der Mitte bringt 50 Punkte, der kleine grüne Ring, der ihn umschließt, 25 Punkte.

Sind diese 50 Punkte das höchste der Darts-Gefühle?
Nein. Die Triplefelder – der Ring zwischen Bull’s Eye und Doppelfeldern – werden dreifach gewertet, mit einem Pfeil können maximal 60 Punkte erzielt werden.

Was ist eine Aufnahme?
Ein Wurf besteht aus drei Pfeilen, also eigentlich drei Würfen. Man spricht von einer Aufnahme.

In welchem Modus wird die WM gespielt?
Im Double-out-Modus. Man wirft von 501 Punkten herunter und muss mit einem Wurf auf ein Doppelfeld (im äußeren Ring) oder in das Bull’s Eye auf null stellen.

Warum gibt es im Darts einen Satz?
Ein bei 501 beginnender Durchgang heißt Leg. Um einen Satz zu entscheiden, müssen bei der WM drei Legs gewonnen werden. Für den Matchgewinn werden bei der WM in der ersten Runde drei gewonnene Sätze benötigt, in der zweiten Runde und im Achtelfinale vier, im Viertelfinale fünf, im Halbfinale sechs – und im Finale sieben Sätze.

Wie viele Pfeile muss man mindestens in einem Leg werfen?
Im Optimalfall kann ein Leg mit neun Pfeilen beendet werden. Seit 1996 gelang dies 208-mal. Phil Taylor führt die Ehrenliste für dieses perfekte Spiel mit 22 Stück an, ihm folgen Raymond van Barneveld und Adrian Lewis mit neun. Für einen Neundarter gibt es bei der WM 5000 Pfund Prämie (5966 Euro).

Was wird noch gefeiert außer diesem magischen Neundarter?
Häufiger als das perfekte Spiel gibt es einen 180er, also alle drei Pfeile eines Wurfs in die Triple-20. Wenn der Caller ein "Oooonehuuuundredandeeeeeiiightyyy" ins Mikro schmettert, drehen die Fans regelmäßig durch und zeigen ihre 180er-Schilder.

Wer schreit ins Mikro?
"Caller" heißt der Platzsprecher. Er sagt die geworfenen Punktzahlen und vor dem Check-out, dem Abschließen eines Legs, den benötigten Rest. Als Kult-Caller gilt Russ Bray, der Ansager mit der Reibeisenstimme.

Müssen die Spieler nicht selbst rechnen?
Nicht nur der Wurfarm muss funktionieren – auch das Köpfchen. Die Rechenwege von 501 auf null werden nicht angezeigt oder angesagt, sondern in Sekundenbruchteilen vom Spieler errechnet. Sogar zu einem seltenen Neundarter führen beim WM-Modus immerhin 71 Wege.

Was ist ein "High Finish"?
Ein Finish ist jede Restpunktzahl, die mit bis zu drei Pfeilen im Double-out-Modus erreicht werden kann, als High Finish gilt jeder dreistellige Rest. 170 sind das höchstmögliche Finish.

Wer ist aktuell der beste Spieler?
Der 27-jährige Niederländer Michael van Gerwen (27), Spitzname "Mighty Mike", führt die Weltrangliste überlegen an. Die WM hat er erst ein Mal (2014) gewonnen.

Wie errechnet sich die Weltrangliste?
Aus den Preisgeldern der letzten zwei Jahre. Van Gerwen hat 1,542 Millionen Pfund (1,84 Millionen Euro) verdient. WM-Titelverteidiger Gary Anderson brachte es als Zweiter auf 830.500 Pfund (990.967 Euro). Suljovic ist Achter mit 315.250 Pfund (376.162 Euro).

Wie viel kann man bei der WM verdienen?
Insgesamt 1,65 Millionen Pfund (1,97 Millionen €). Der Weltmeister kassiert 350.000 Pfund (417.626 €), eine Niederlage in Runde eins bringt 10.000 Pfund (11.932 €).

Wer ist der bekannteste Darts-Spieler?
Phil Taylor, der 16-fache Weltmeister aus England mit dem Spitznamen "The Power". Angeblich ist es die letzte WM für den 56-Jährigen. Rockstar Robbie Williams, ebenfalls aus Stoke-on-Trent, will oft ein paar Pfeile mit ihm werfen.

Wie schwer sind die Pfeile?
Suljovic spielt aktuell mit 16 Gramm schweren Darts der Marke "Bull’s". Ein Satz Pfeile (drei Stück), mit dem die Besten der Welt spielen, kostet rund 120 Euro.

Stört der Lärm durch die Fans?
Nein. Die Spieler sind das gewohnt. Weitaus unangenehmer ist die Hitze auf der Bühne. Die vielen Leute im Saal, die vielen Kameras, die Beleuchtung, die Nervosität. Dadurch kommen die Spieler bei der WM ins Schwitzen.

Wer hat die schönste Einlaufmusik?
Schwer zu sagen. Suljovic setzt auf Österreich mit "Live Is Life" von Opus. Phil Taylor hat "The Power", ein Hit der deutschen Band Snap! aus dem Jahr 1990. Er hat aber genug davon und Robbie Williams gebeten, für ihn einen Song als Einlaufmusik zu schreiben. Rowby-John Rodriguez hat "Ruby" von den Kaiser Chiefs.

Wo kann man die WM sehen?
Sport 1 überträgt auch in diesem Jahr 92 Stunden live. Die Quoten steigen konstant. Das Vorjahresfinale sahen in der Spitze knapp zwei Millionen deutsche Zuschauer. Das waren sechs Mal so viel wie bei der ersten Übertragung vor elf Jahren im damaligen DSF.