Der Postler mit den spitzen Pfeilen

epa01590821 Dutch Raymond van Barneveld in action against Britain's Phil Taylor during the PDC World Darts Championship Final at Alexandra Palace, North London, 04 January 2009. EPA/GERRY PENNY
Raymond van Barneveld ist der Publikumsliebling bei den Austrian Open in Wr. Neustadt.

Wenn Raymond van Barneveld zu den Pfeilen greift, dann tobt die Halle. Der bald 56-jährige Niederländer zählt auch in Österreich zu den Publikumslieblingen. Er ist einer der großen Stars, die von 31. Mai bis 2. Juni in der Arena Nova in Wiener Neustadt bei den „Austrian Darts Open“ antreten werden.

Phil Taylor ist der größte seiner Zunft. Doch Raymond van Barneveld ist einer der beliebtesten. Der 52-jährige Engländer, der heuer zum 16. Mal Weltmeister wurde, und der groß gewachsene Niederländer waren einmal gute Freunde. Bei den Weltmeisterschaften in diesem Jahr wurden aber Brüche in der Beziehung der beiden sichtbar. Taylor verweigerte nach dem Semifinale den Handschlag, wollte auf Barneveld losgehen.

Familienzwist

Auslöser dieses Diskurses war Barnevelds Sohn. Die Familien der Spieler sitzen bei der WM ganz nah am Bord. Und Taylor beklagte, dass Barnevelds Sohn geschrieen haben soll: „Miss, miss.“ Doch Taylor traf und gewann. Van Barneveld selber schickte nach Leg- und Setgewinnen ständig Grüße nach unten, anstatt selbst etwas Feuer aus der Sache zu nehmen.

Der Konflikt geht aber tiefer. Taylor verdächtigt Barneveld, dass er der Presse gesteckt haben soll, dass Taylor seine Frau betrüge. Tatsächlich kümmerte sich Ernährungsberaterin Laura um mehr als um die Essgewohnheit des englischen Dart-Stars. Mittlerweile ist Taylor wieder viel bei seiner Familie und Laura Geschichte. Taylor hat wieder zugenommen und auf die Siegerstraße zurück gefunden.

Das Verhältnis zu Barneveld hat aber nachhaltig gelitten. Dabei hat Barneveld in Kontinentaleuropa für den Dartsport ähnlich Großes geleistet wie Taylor auf den britischen Inseln. Die Niederländer sind die einzigen, die mit den Spielern aus dem Commenwealth mithalten und sie mitunter auch fordern können.

Fußball-Traum

Barneveld bekam 1984 sein erstes Board geschenkt. Eigentlich hatte der 17-Jährige aus Den Haag von einer Karriere als Fußball-Profi geträumt. „Aber Dart war das einzige, was ich wirklich konnte.“ Zwar arbeitete er noch als Postler, doch bald machte er seine Leidenschaft zur Profession. 1998 wurde er Profi und gleich im ersten Jahr Weltmeister beim Verband BDO. Barneveld: „Aber erst ein Jahr später, nach meinem zweiten Titel brach ein richtiger Boom aus. Es war unglaublich, wie viele Darts und Dartboards die Läden auf einmal verkauften. Es gab rund 7000 aktive Dartspieler. Heute gibt es rund 45000.“

Tausende Fans holten ihn am Flughafen ab, vier Millionen Menschen hatten das Finale im Fernsehen verfolgt. Er nennt es „Barney-Effekt“. Denn wünscht er auch Deutschland und Österreicher, wie er sagt, „einen Spieler, der die Weltspitze in Atem hält.“

„Barney“ wird manchmal auch „The Man“ genannt. Seine Erkennungsmusik bei den Turnieren ist „Eye of the Tiger“ von Survivor.

2006 wechselte er den Verband, spielt seit dieser Zeit bei der PDC mit allen Stars des Dartsport. Am 1. Jänner 2007 bezwang er im Finale Phil Taylor und holte sich seinen ersten und bislang einzigen PDC-WM-Titel.

Barneveld ist nicht nur in den Niederlanden ein Star. „Auch in England werde ich auf der Straße erkannt“, sagt er. Bei den Turnieren schreien die Fans „Barney Army“. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie das hilft.“

Turnier

Bei den Austrian Darts Open in der Arena Nova sind 64 Spieler am Start. Die besten 32 der Weltrangliste müssen zu diesem Turnier der PDC-Europe kommen und sind gesetzt. 32 können sich qualifizieren. 20 davon bei Turnieren in England. Dann gibt es in Österreich noch ein internationales Qualifikationsturnier für weitere acht Plätze. Die letzten vier Plätze gibt bei einem Turnier für Österreicher und Deutsche.

Preisgeld

Insgesamt werden 100.000 britische Pfund ausgeschüttet. Der Sieger bekommt 20.000. Im Vorjahr gewann der Engländer Justin Pipe.

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