Daniel Köllerer: Ein Jahr danach
23. März 2012: Der Sportschiedsgerichtshof (CAS) in Lausanne bestätigte die lebenslange Sperre des Internationalen Tennisverbandes für Daniel Köllerer. Grund: Versuchte Spielmanipulation. Bis zur letzten Instanz hatte der heute 29-Jährige prozessiert, das Karriere-Preisgeld ging für Anwälte drauf.
KURIER: Störe ich?
Daniel Köllerer: Nein, ich hatte eben ein Seminar. Aber jetzt geht es ...
Seminar?
Ja, über Investmentbanking. Diese Branche interessiert mich, ich könnte mir vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten.
Davon können Sie aber derzeit noch nicht leben ...
Nein, aber ich trainiere einen Burschen.
Wie geht es Ihnen überhaupt?
Nach dem Urteil vom CAS war es furchtbar, da habe ich ganz schlimme Gedanken im Kopf gehabt. Langsam geht es aufwärts, ich hab’ die Profikarriere abgehakt.
Stellen Sie sich nicht die Frage, warum es Sie gerade traf?
Natürlich, und ich habe auch die Antwort. Man wollte eben einen Unliebsamen loswerden. Schuld bin ich ja durch mein Verhalten selbst gewesen, ich habe mir viele Feinde dadurch gemacht.
Ihr Verhalten auf dem Platz war ja wirklich nicht vorbildlich ...
Teilweise hat mich sogar ein Vogel im 42. Rang aus der Bahn geworfen. Heute wäre das nicht mehr der Fall. Ich bin reifer geworden, als Sportler und Mensch. Einige Sachen tun mir natürlich leid.
Was tut Ihnen leid?
Dass ich teilweise zu den Ballkindern so dermaßen undankbar war. Das tut mir jetzt natürlich besonders leid, vor allem seitdem ich Vater meiner Tochter Lilli bin. Sie ist mein ganzer Stolz.
Mir sind die anderen egal. Ich weiß, dass ich in dieser Sache unschuldig bin, das wissen auch die Leute in meinem Umfeld. Ich habe und wollte mit diesen Sachen nie etwas zu tun haben, genauso wie mit Drogen oder Doping. Um die Sachen hab ich immer einen großen Bogen gemacht.
Sie haben auch Erfolge gefeiert, waren die Nummer 55 der Welt. 2009 wurden Sie im Stadium Arthur Ashe als erster Verlierer überhaupt interviewt, als sie zuvor dem späteren Sieger Del Potro ein heißes Match geliefert haben. Denken Sie noch oft daran?
Jetzt, wo Sie es sagen, steigt in mir die Gänsehaut auf. So etwas vergisst man nicht. Das kann dir keiner mehr nehmen.
Dann ging es aber abwärts?
2010 war ein schlimmes Jahr. Ich hab’ erst ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter alles so richtig verarbeiten können, da die Saison 2009 für mich sehr erfolgreich und ich immer abgelenkt war. Danach kamen die Symptome zum Burn-out. Ein totales Desaster alles zusammen. 2011 bin ich nach meinen Handgelenk-Operationen wieder super zurückgekommen auf die Tour, aber vier Monate später kam die unerwartete Sperre. Schön, auch lebenslang gesperrt zu werden ohne einen einzigen Beweis.
Haben Sie noch Kontakt zu Kollegen von früher?
Ja, mit Oliver Marach, der auch eine kleine Tochter hat, telefoniere ich ständig. Aber auch einige ausländische Profis haben mich nicht vergessen. Das tut gut.
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