Christoph Strasser: Ein Mann der Extreme
2200 Kilometer, 30.000 Höhenmeter. Gesamt 80 Minuten Schlaf.
Der Steirer Christoph Strasser ist ein Mann der Extreme. Langdistanz-Radprofi, der beste der Welt in einer Disziplin, in der es darauf ankommt, Strecken über mehrere tausend Kilometer möglichst schnell zu bewältigen. Wer wenig schläft, ist schneller am Ziel, wer gar nicht schläft, fällt vom Rad. Strasser ist dreifacher Sieger beim Race Across America, dem härtesten Langstreckenradrennen der Welt. Und er ist Favorit beim Race Around Austria (RAA), das am Mittwoch in St. Georgen im Attergau gestartet wird.
200 Radsportler gehen an den Start, 26 wagen sich an die Königsdisziplin: das Solo über die volle Distanz. 2200 Kilometer gespickt mit 30.000 Höhenmetern durch den Attergau, über das Weinviertel am Neusiedler See vorbei, durch Osttirol, über die Großglockner-Hochalpenstraße, nach Innsbruck zurück an den Startort St. Georgen. Der Streckenrekord ist Strassers Ziel, unter drei Tagen und 21 Stunden will er bleiben. Und gewinnen natürlich. 22.000 Kilometer ist er dafür seit Oktober auf dem Rad gefahren.
Wach bleiben
Natürlich muss Strasser auch schlafen. Beim Race Across America, das er im Juni in Rekordzeit (sieben Tage, 16 Stunden) gewann, schlief er sechseinhalb Stunden. Insgesamt. Eineinhalb Stunden betrug die längste Schlafphase. Nur so ist die enorme Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 km/h zu erreichen – inklusive aller Pausen.
Beim etwa halb so langen Race Around Austria will sich Strasser mit vier oder fünf sogenannten Powernaps durchkämpfen. 20 Minuten dauert eine Pause, 15 davon wird geschlafen. "Beim Powernap fällt man nicht in die Tiefschlaf-Phase", sagt Strasser. "Da finde ich schneller wieder in die Spur." Schneller wieder aufs Fahrrad.
Doch nicht der Schlafmangel ist das größte Problem. Mit seinem Ausrüster hat er den Sitzpolster seiner Hose optimiert, mit einem Mediziner eine eigene Sitzcreme entwickelt. Doch Sitzprobleme können zermürben. Im Notfall hilft nur der Wechsel auf ein anderes Rad mit einer anderen Sitzposition. "Nur so lange es einem körperlich gut geht, macht auch die Psyche kein Problem", weiß er mittlerweile.
Promi-Team
Extremerfahrungen werden auch zwei Olympiamedaillengewinner von Sotschi machen. Im Teambewerb treten Snowboarder Benjamin Karl und Biathlet Christoph Sumann mit Ex-Skispringer Andreas Goldberger und Freeskier Axel Naglich in einer Vierer-Mannschaft an. Karl sagt: "Wir sind am letzten Abend der Spiele im Österreich-Haus zusammengesessen, und ich habe die Jungs einfach gefragt: Machen wir es? Und sie haben gesagt: Ja, ziehen wir es durch." Der Niederösterreicher nimmt zum dritten Mal am RAA teil: "Man erinnert sich nur an die guten Sachen. Den Schmerz vergisst man."
Franz Spilauer gewann 1988 als erster Nicht-Amerikaner das Race Across America. Von den Erlebnissen des Niederösterreichers inspiriert, machte sich Wolfgang Fasching (Bild) auf die Langstrecke. Der gebürtige Steirer gewann das RAAM drei Mal (1997, 2000, 2002), dazwischen (2001) bestieg er den Everest. Derzeit radelt der 46-Jährige beim „Russia Coast to Coast“ 10.000 Kilometer von Wladiwostok nach St. Petersburg.
Der Wiener Andreas Fuchs durchquerte mit dem Russen Anatoli Nesterow Russland. Nach 9254 Kilometern und 13 Tagen kam er am Dienstag in Wladiwostok an.
Vor drei Tagen überquerte Jacob Zurl (26) in 38 Stunden acht Pässe über den Himalaja.
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