Carlsen ist neuer Schach-Weltmeister

Magnus Carlsen (re) setzte sich gegen Vishwanathan Anand durch.
Magnus Carlsen, 22, besiegt Lokalmatador Viswanathan Anand, 43, und ist der 16. Weltmeister.

Nur noch die beiden Könige und ein Springer standen nach knapp sechs Stunden Spielzeit auf dem Brett. Ein Remis war unausweichlich. Es genügte Magnus Carlsen zur Vollendung seines Meisterwerks. Der 22-jährige Norweger ist seit Freitag Schach-Weltmeister.

Im Hyatt Regency Hotel im indischen Chennai gewann er das Duell der Generationen gegen den 21 Jahre älteren Lokalmatador Viswanathan Anand mit 6:3. „Das fühlt sich jetzt ziemlich gut an“, sagte er. „Ich habe keine Schwäche gezeigt und dann auf Remis gespielt.“

Dass Carlsen den Titel geholt hat, ist keine Überraschung. Die Nummer eins der Weltrangliste ist als Favorit in das Duell gegangen. Die Art und Weise, wie Carlsen seinen Gegner in diesem Wettstreit beherrscht hat, war aber höchst beeindruckend.

In jeder Phase des Duells blieb der Norweger cool, seine Lässigkeit wirkte fast schon provozierend. Während Anand aufrecht auf seinem Sessel saß, lungerte Carlsen herum. Immer wieder suchte er den Ruheraum auf. Mit seiner aggressiven Spielweise, seiner Körpersprache und seinen frechen Aussagen entnervte er Anand – und trieb ihn in Fehler. Wie etwa in der vorentscheidenden neunten Runde am Donnerstag. Zwei Züge hatten Anand zum Matt gefehlt. Doch zuvor musste er das Schach abwehren und eine Figur vor seinen König setzen. Die mitrechnenden Computer zeigten: Er muss dafür den Läufer ziehen. Doch Anand aktivierte den Springer und verlor eine gewonnen geglaubte Partie.

Medien-Spektakel

Das Interesse für den WM-Kampf erreichte neue Dimensionen: Obwohl die TV-Übertragung einem Standbild glich, verfolgten 200 Millionen Menschen das Duell weltweit im TV, 20 Prozent Marktanteil erreichte die Übertragung in Norwegen. Weitere 200 Millionen verfolgten das Duell im Internet. Leibwächter patrouillierten im Hotel, um die Horden von Journalisten daran zu hindern, bis in die Zimmer der Stars vorzudringen.
Magnus Carlsen fasziniert sowohl Schach-Laien als auch Kenner. „Er hat mit seinen 22 Jahren bereits alle Rekorde gebrochen“, sagt die Ungarin Susan Polgar, eine der stärksten Spielerinnen der Welt. Ob Carlsen in den nächsten Jahrzehnten zu schlagen sei? „Das kommt darauf an, ob er motiviert bleibt. Vielleicht gibt er alles auf und wird Filmstar.“

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