Cadel Evans gewinnt die Tour de France

Evans ist erster australischer Gesamtsieger der Frankreich-Rundfahrt. Mark Cavendish sichert sich das Grüne Trikot.

Der letzte Sprint ist gefahren, Mark Cavendish hat sich mit seinem dritten Sieg auf den Pariser Champs-Élysées en suite im Geschichtsbuch des wichtigsten Radrennens der Welt eingetragen. Und erstmals darf der Brite auch das Grüne Trikot mit nach Hause nehmen, obwohl er es auf den schweren Bergetappen am Donnerstag und Freitag zwei Mal nicht innerhalb der Karenzzeit ins Ziel geschafft hatte und deswegen (wie etliche Konkurrenten ebenfalls) 40 Punkte abgezogen bekam. Das Bild von Mark Cavendish in Grün wird kaum einmalig bleiben, denn der Herr von der Isle of Man ist erst 26 Jahre jung.

Während sich Cavendish, sein steirischer Edelhelfer Bernhard Eisel und all die anderen Herren mit den schnellen Beinen noch einmal so richtig ins Zeug legten, herrschte bei Cadel Evans große, tiefe und stille Freude. Erstmals hat ein Athlet von der Südhalbkugel die Tour gewonnen, und in Australien wurden schon Rufe nach einem nationalen Feiertag laut.

Letztmals hat ein sportliches Ereignis 1983 die Menschen derart begeistert - damals hatte das australische Segelteam den America's Cup gewonnen.

Cadel Evans, 34, wusste, wem er den Aufstieg vom exzellenten Mountainbiker (Weltcupsieger 1998 und 1999) zum Tour-de-France-Sieger zu verdanken hatte: seinem im vergangenen Dezember verstorbenen langjährigen Trainer Aldo Sassi. Dem Italiener, der den Folgen eines Hirntumors erlegen ist, widmete er seinen Erfolg, denn Sassi war der Erfinder des Straßenradprofis Cadel Evans, der vor zehn Jahren als Sieger der Österreich-Rundfahrt erstmals für Aufsehen gesorgt hat und 2007 und 2008 jeweils Tour-Zweiter geworden ist.

Und Sassi war es auch, der immer an seinen Schützling aus Down Under geglaubt hat. "Er hat gesagt, dass ich irgendwann eine große Rundfahrt gewinnen könnte, und vielleicht sogar die größte von allen, die Tour de France. Wenn er das hier jetzt noch erleben könnte ..."

Der "Clown mit dem traurigen Gesicht", wie ihn L'Equipe einst bezeichnet hat, er hat seine zweite Krönung erfahren. Die erste liegt zwei Jahre zurück: Damals wurde Cadel Evans im Schweizer Mendrisio, unweit seines Sommerquartiers Stabio, Straßenweltmeister.

Bilanz

Was bleibt nun von der Tour de France 2011?

Da war der Dreikampf zwischen Evans und den luxemburgischen Gebrüdern Schleck, die im entscheidenden Zeitfahren am Samstag nicht mehr konnten.

Da waren Thomas Voeckler, der als Vierter für die beste französische Endklassierung seit zehn Jahren sorgte, und sein Europcar-Team, das nur startete, weil die Veranstalter um Christian Prudhomme Carlos Sastres Team Geox nicht berücksichtigten. Zudem siegte Pierre Rolland in Alpe d'Huez und wurde bester Jungprofi.

Und da waren die Auffahrtszeiten in den Bergen, die jene der Ära Pantani oder Armstrong bei Weitem nicht erreichten. Ein Hoffnungsschimmer für eine Sportart, die seit Jahren als rollende Apotheke verspottet wird. Oder doch nur ein Strohfeuer? Bisher wurde jedenfalls nur der Russe Alexander Kolobnew als Doper bei der Tour 2011 entlarvt.

In Australien wird jedenfalls gejubelt: Die Rennradverkäufe haben sich verdoppelt, und die Raddressen von Evans' Team BMC sind quasi ausverkauft, wie die Herald Sun am Sonntag berichtete.

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