Wo ist Österreichs Nagelsmann?

Julian Nagelsmann, Hoffenheims Erfolgstrainer
Werden Ex-Profis in der Trainerausbildung immer noch bevorzugt?

Es ist eine Streitfrage: Wie gut muss man gekickt haben, um ein guter Trainer sein zu können? Der ÖFB interpretiert das so: Wer zehn Länderspiele oder 150 Partien in der höchsten Leistungsstufe bestritten hat, kann die erste Ausbildungsstufe auslassen und gleich beim Kurs zur UEFA-B-Lizenz einsteigen.

Andreas Dober, mittlerweile bei Rapid II in der Ostliga, hält bei 149 Bundesliga-Spielen. Er müsse deshalb mit Rapids Bundesliga-Trainer reden, sagte er in der Vorwoche gegenüber laola1.at. "Bei 150 Spielen erspare ich mir ein Jahr Trainer-Ausbildung." Schaden würde ein Jahr mehr im Kurs aber vermutlich nicht.

Das Betteln um ein paar Bundesliga-Minuten kann sich Dober aber sparen. Denn er hat falsch recherchiert. Freilich zählen auch seine neun Europa-League- und fünf Champions-League-Partien.

"Unfair", schreien jene, denen eine solche Karriere nicht gegönnt war. "Wie will einer, der nie ganz oben gekickt hat, wissen, wie man einen Profi anpackt", entgegnen die anderen.

Den Verdacht der Bevorzugung schürt aber auch die Auswahl der 16 Teilnehmer zum UEFA-Pro-Lizenz-Kurs, die vom ÖFB vorgenommen wurde. 15 davon haben in der höchsten Spielklasse gekickt. Beim jüngsten Kurs des DFB waren es von 25 Teilnehmern nur fünf, 20 kamen aus dem Amateur- und Nachwuchsbereich. So wie einst Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann. Vielleicht fehlen deshalb solche Typen in Österreich.

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