Wiener Derby: Vorhang auf für eine Premierenfeier
Die Austria am Tabellenende, Rapid in Griffweite zur Spitze – die Ausgangslage vor dem 322. Wiener Derby scheint klar. Doch, Achtung, das Derby hat bekanntlich eigene Gesetze. Und die Violetten ließen sich bisher nie vom ausverkauften Haus beeindrucken, wie die beiden 2:0-Siege in Hütteldorf beweisen.
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Hat die Austria eine Stürmer-Krise?
Diese Saison gelang erst ein Treffer aus dem Spiel heraus, Stürmer jubelten noch gar nicht. Die Tore gegen Sturm fielen aus einem Eigentor und aus einem Elfmeter, wie der erste Treffer bei Limassol. Erst der Schlusspunkt zum 2:1 auf Zypern fiel durch Flügel Pires, den besten Offensivspieler der Wiener, aus dem Spiel heraus. Monschein und Friesenbichler agieren noch glücklos, das Kapitel Kayode wird langsam zur Farce. Auch wenn Trainer Thorsten Fink betont, dass der Nigerianer "gut trainiert" und seine Chance erhält, "wenn er bereit ist", ist offensichtlich, dass Kayode schon im Wechselfieber ist. Alavés hat das Angebot erheblich nachgebessert, auch Bursaspor ist ein Thema.
Wo bleiben die Stürmertore bei Rapid?
"Ein Stürmer, der regelmäßig trifft, ist das Um und Auf", weiß Rapid-Trainer Goran Djuricin. Sorgen macht er sich nach immerhin acht Saisontoren ohne Stürmer-Jubel aber nicht: "Wir spielen seit April wieder offensiver und haben viele Chancen. Joelinton und Kvilitaia, wenn er ganz fit ist, werden sicher noch viele Tore für uns schießen."
Gibt es einen Tormann-Wechsel?
Nein. Trotz der Fehler gegen Sturm und Limassol hält Fink an Almer-Ersatz Osman Hadzikic fest. "Auch einem Oliver Kahn passierten Fehler. Er hat mein vollstes Vertrauen, weil er auch viele mögliche Gegentore verhindert hat." Die Alternative zu Hadzikic wäre der 20-jährige Patrick Pentz. In Hütteldorf sind die violetten Sorgen kein Thema. "Wenn ich von jedem unserer Gegner die Probleme durchgehe, kann ich nicht mehr einschlafen", sagt Routinier Mario Sonnleitner. Im Rapid-Tor gibt es keine Diskussionen mehr. Richard Strebinger wartet auf seinen ersten Derby-Einsatz, seit er ausgerechnet vor dem Derby im Februar (1:1) seinen Platz an Tobias Knoflach verloren hat.
Wie wird die Spielausrichtung sein?
"Die Austria wird nicht viel tun und auf Konter warten", rechnet Djuricin. In der Vorsaison zeichnete die Austria tatsächlich das schnelle Umschaltspiel in die Offensive aus. Damals wurde der schnelle Pires aber noch von den ebenso flinken Kayode und Venuto (verletzt) unterstützt. Fink präferiert für das Derby eher Strafraumstürmer Friesenbichler als Konterstürmer Monschein. "Wir wollen defensiv besser agieren, gut kontern, aber auch gute Ballbesitzaktionen haben", sagt Fink. Rapid will wieder viel Ballbesitz – aber auch forsches Offensivpressing. Offen ist lediglich, ob Aufsteiger Keles gleich von Beginn zum ersten Derby-Einsatz kommt.
Ist die Austria in Hütteldorf der Angstgegner?
Ja, der Stadtrivale hat als einziger Klub zwei Mal im neuen Allianz Stadion gewonnen. Kein Grund für Austrias Sportchef Franz Wohlfahrt, um abzuheben: "Wir dürfen den beiden Siegen im Allianz Stadion ebenso wenig Spielraum in den Köpfen geben wie den beiden Auftaktniederlagen in der laufenden Saison." Rapid-Sportchef Fredy Bickel glaubt bei seinem dritten Derby an den ersten Sieg: "Es wird emotional. Mein Gefühl ist schon seit der Vorbereitung sehr gut, wir sind auf dem richtigen Weg."
Gibt es ein Jubiläum zu feiern?
Für Fink ist es das 99. Pflichtspiel auf der Austria-Bank, in dem er die Chance hat, den 100. Derby-Sieg in der Liga für die Austria zu landen. Rapid siegte in der Liga bislang 121 Mal.
Warum ist Rapid jetzt Favorit?
Beim ersten Derby unter Djuricin gewann die Austria verdient mit 2:0. Seither kam nur ein Neuer (Bolingoli), der aber krank ist. Warum sollte Rapid also plötzlich besser sein? "Weil wir damals nicht einmal Zeit hatten, die nötige Absicherung gegen die schnellen Austrianer zu trainieren", meint Djuricin. "Jetzt sind wir viel stabiler und sehr gut vorbereitet." Es sollte also nicht nur die Tabelle für die Hütteldorfer sprechen.
Wird es eine heiße Partie?
Die größte Hitze ist vorbei, es könnte auch regnen. Welches Wetter in Wien zwischen 16.30 und 18.30 Uhr zu erwarten ist, kann – typisch Derby – nicht exakt vorhergesagt werden.
Gibt es noch Karten?
Nur für den VIP-Klub, wo noch Restkarten verfügbar sind. Der Rapid-Anteil an den insgesamt 26.000 Karten ist ausverkauft. Dennoch werden 300 Plätze leer bleiben: Die Austrianer stoppten am Samstagnachmittag den Verkauf und beanspruchten nur 1200 der 1500 Karten für den Gästesektor.
Droht ein Verkehrschaos?
Ja, weil gleich zwei Baustellen rund ums Stadion den Verkehr behindern. Rapid empfiehlt dringend, eine der vielen Möglichkeiten, mit Öffis anzureisen, zu nutzen. Abo-Karten gelten in Wien als Fahrschein.
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