"Spuck von Hütteldorf": Rapid außer Rand und Band
Eigentlich sollte diese Saison Ruhe einkehren. Das Gegenteil ist der Fall. Rapid ist außer Rand und Band.
Eine Übersicht der Fehltritte:
Der Trainer
Goran Djuricin hat seit seinem Aufstieg zum Cheftrainer vor vier Monaten mit erfrischend ehrlichen Antworten und seiner offener Art Sympathien gesammelt. Seine Emotionen sollte der Donaustädter trotzdem unter Kontrolle haben – hat er aber nicht.
Warum sich der 42-Jährige selbst als "Häferl" bezeichnet, wurde in der Südstadt sichtbar: Einige Provokationen von Admiras Tormanntrainer Walter Franta (siehe rechts) reichten aus, damit bei Djuricin jegliche Benimmregeln in Vergessenheit gerieten.
Egal, ob Djuricin Franta tatsächlich angespuckt, oder dies nur angedeutet hat – so ein Verhalten ist für einen Rapid-Trainer peinlich. "Ich habe mich zu dieser Geste, die in dem Kulturkreis, in dem ich meine Wurzeln habe, hinreißen lassen und das Spucken angedeutet", heißt es in einer Rapid-Aussendung. "Mit der Geste beantwortet man Respektlosigkeiten, aber dies war auch von mir respektlos und dafür möchte ich mich entschuldigen."
Djuricin hat als "Spuck von Hütteldorf" jedenfalls sein eigenes Standing, das Image von Rapid und auch sein Ansehen bei den Spielern beschädigt. Die Südstadt dürfte ihn generell emotional überfordern: Bereits nach der letzten Niederlage (2:3) redete sich der damalige Interimstrainer mit dem beharrlichen Leugnen der Abstiegsgefahr beinahe um Kopf und Kragen.
Die Spieler
Jahrelang galt Rapid als eines der fairsten Teams. Mit den Unsportlichkeiten von Fans und Trainer ist auch bei den Spielern die Quote an Fehltritten massiv angestiegen. Drei Rote Karten in vier Spielen, zwei davon wegen Dummheiten, sind eine alarmierende Zwischenbilanz.
Neben den Disziplinlosigkeiten sollte auch der sportliche Knick nicht unerwähnt bleiben: Seit dem späten Einbruch gegen die Austria wirkt Rapid wieder wie in der vergangenen Katastrophensaison: hinten anfällig, in der Mitte fehlerhaft, vorne nicht effizient.
Die Fans
"Tradition" ist jener Wert, der in allen Studien am stärksten mit Rapid verbunden wird. Die Spielunterbrechungen wegen Wurfgegenständen aus dem Fan-Block dürfen aber nicht zur Tradition werden.
Sportdirektor Fredy Bickel kritisiert die Wurfwettbewerbe und hofft auf "Selbstreinigungskräfte in der Fan-Szene".
Die Klub-Führung
Seit der Trennung von Trainer Barisic im Juni 2016 wirkt der gesamte Verein außer Rand und Band: Es wird viel versucht, noch mehr geredet, aber das Wenigste gelingt. Bei der Fan-Problematik kommen Relativierungen in ermüdender Regelmäßigkeit, inhaltlich offenbart sich Machtlosigkeit.
Auch Bickel hat sich anstecken lassen. Bei der Kritik an der Spielunterbrechung durch Schörgenhofer wirkte der Schweizer nicht sattelfest: Natürlich hat der Sportdirektor mehrere Krisen zu managen, trotzdem sollte zu ihm durchgedrungen sein, dass der "Drei-Stufen-Plan" der UEFA heuer konsequent umgesetzt wird. Nach den ersten Würfen auf das Feld veranlasst der Referee eine Stadion-Durchsage, nach einer Wiederholung soll die Partie unterbrochen werden.
Eine dritte Verfehlung hätte den Spielabbruch zur Folge. Dazu ist es bisher aber noch nicht gekommen.
Ausblick
Eigentlich ist nach vier Runden noch nicht viel passiert. Rapid liegt auf Rang fünf, das könnte diese Saison sogar zum Europacup reichen. Doch die Rasanz, mit der sich neue Baustellen auftun, bringt den gesamten Verein ins Trudeln.
Am Samstag (16 Uhr) kommt Tabellenführer Sturm ins Allianz Stadion. Gegen die mit breiter Brust antretenden Grazer droht der nächste Sturm über Hütteldorf.
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