Óscar García: Der Weg des Meistermachers

Der Moment des Erfolgs: García ist Meister mit Salzburg.
Der Katalane ist der Erste, der mit Red Bull Salzburg den Bundesliga-Titel verteidigen konnte.

Er hat geschafft, was noch keinem anderen Trainer bei Red Bull Salzburg gelungen ist: Óscar García konnte den Meistertitel verteidigen. Ein 1:0 gegen Rapid reichte, um die achte Meisterschaft im dritten Jahrtausend zu fixieren. Damit haben die Salzburger fast so viele Titel geholt wie die Konkurrenz in der Bundesliga zusammen, die es seit 2000 auf neun Meisterschaften gebracht hat (FC Tirol Innsbruck und Austria je 3, Rapid 2, Sturm Graz 1).

Óscar war eine unbekannte Größe, als der heute 44-Jährige Ende Dezember 2015 zu Salzburg gekommen ist. Er hätte fast schon sechs Monate früher angeheuert. Er sollte Nachfolger von Adi Hütter werden. Doch da scheiterte eine Verpflichtung an Details. Statt Óscar bekam Peter Zeidler seine Chance, die der Deutsche nicht nutzen konnte – aber auch nicht lange durfte.

Erster Erfolg

Aufgefallen war Óscar lange davor. Als er mit Brighton 2013/’14 mit Offensivfußball in der zweithöchsten englischen Liga für Furore sorgte, war dies dem anglophilen Ralf Rangnick nicht verborgen geblieben.

Óscars Start in Salzburg war ein holpriger, weniger sportlich als kommunikativ: Der Katalane sorgte mit seiner Art für Stirnrunzeln im Klub. Dass ein Trainer öffentlich Verstärkungen fordert, obwohl längst klar war, dass keine kommen werden, passte nicht in die Welt von Red Bull.

Es dauerte lange, bis sich Óscar anpasste. Erst nach dem legendären Ausspruch "Wir haben jetzt zwei Ausbildungsmannschaften. Liefering A und Liefering B" am Tag des Bernardo-Transfers nach Leipzig Ende August 2016 kam er auf Schiene.

Sportlich war Óscar schneller angekommen: Seine Handschrift war schnell erkennbar. Vorbei waren die Zeiten des bedingungslosen Pressings, das nach den Abgängen von Mané, Kampl, Alan und anderen nicht mehr funktioniert hatte. Óscar sorgte für Balance zwischen Offensive und Defensive. Ein Vergleich aus der Saison 2015/’16: Vor Óscar kassierte Salzburg in 20 Ligaspielen 23 Tore – unter ihm in 16 Spielen nur noch zehn Treffer.

Die Entwicklung

Aber auch Óscar musste sich weiterentwickeln: "Ich mache hier meinen Master. Die Erfahrung hilft mir und macht mich zu einem besseren Trainer", bekannte der Katalane nach einem Jahr in Salzburg.

Die Erkenntnis hilft ihm auch dabei, den Verlust von individueller Qualität zu ersetzen. "Wir haben seit Saisonstart fünf Schlüsselspieler verloren", erklärte Óscar. Dass Spieler wie Soriano nicht fehlen, ist ein Qualitätsmerkmal: "Unsere Saison ist überragend. Wir waren im Herbst neun Punkte zurück und haben jetzt zwölf Punkte Vorsprung."

Óscar lobt das Teamwork – im Trainer- und Betreuerteam sowie in der Mannschaft: "Es ist der Verdienst aller Spieler, dass wir Meister geworden sind, egal, ob sie drei oder 40 Spiele absolviert haben. Ich bin stolz, Spieler mit so einer Mentalität betreuen zu dürfen."

Aber auch seine Arbeit ist akribisch. Dass er sich nur mit Fußball beschäftigt, darunter leiden auch Dinge, die im Trainergeschäft wichtig geworden sind: etwa die Sprache. Auch nach eineinhalb Jahren ist sein Deutsch noch nicht so gut, dass er bei Pressekonferenzen ohne Dolmetscher auskommt.

Salzburgs Erfolgsgarant

Das ist aber das einzige Manko des Perfektionisten. Sonst ist Óscar ein Profi durch und durch – auch in der Zusammenarbeit mit Journalisten. Es gibt keine Frage, die er nicht zumindest zu beantworten versucht. Allerdings wahrt er dabei auch immer die notwendige Distanz.

Seit Samstag ist der Katalane mit drei Titeln (inklusive Cup) der erfolgreichste Trainer, der bei Red Bull gearbeitet hat. Natürlich mache es ihn stolz, aber: "Ich spreche nicht gern über Einzelverdienste. Fußball ist ein Teamsport."

Erfüllt er seinen Vertrag, dann wäre der Katalane auch der Trainer, der am längsten in der Ära Red Bull in Salzburg gearbeitet hätte. Bisher sind das Giovanni Trapattoni und Roger Schmidt mit genau zwei Jahren.

Über seine Zukunft ließ er sich auch in der Stunde des Triumphs wenig entlocken. "Ich habe noch ein Jahr Vertrag, und das ist meine Gegenwart." Außerdem schloss er erneut aus, dass er der neue Trainer beim FC Barcelona werden würde.

Unerfüllter Traum

Ein Traum konnte freilich auch unter Óscar nicht erfüllt werden: die Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League. 2016 war Endstation gegen Dinamo Zagreb. "Wir haben die Qualität, um wettbewerbsfähig zu sein", sagt der Katalane, schränkt aber auch ein: "Man muss erst abwarten, welche Mannschaft wir haben werden."

Aber auch Óscar weiß, was in Salzburg essenzieller geworden ist: "Für den Klub ist die Entwicklung der jungen Spieler das Wichtigste. So ist die Philosophie. Fordern kann die Champions-League-Qualifikation niemand von uns." Eine Erkenntnis, die für Salzburg nun vieles einfacher macht.

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