Salzburger Erfolgslauf mit deutschen Tugenden
"Das Ziel ist, in die nächste Runde zu kommen – und nicht, einmal im Leben in Dortmund zu gewinnen." In einem Satz gelang es Trainer Marko Rose nach dem 2:1-Coup im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinales, zusammenzufassen, warum seine Salzburger Mannschaft derzeit so erfolgreich ist.
Fokussiert, konzentriert, professionell, erfolgsorientiert – es sind nicht gerade typisch österreichische Eigenschaften, mit denen Salzburg momentan auftrumpft. Eher schon deutsche.
Erfolgsbilanz
Gut, wird man jetzt sagen, Rose ist ja auch aus Deutschland, aber es spielen noch immer mehr Österreicher als Spieler aus Roses Heimat in der Salzburger Weltauswahl. Am Donnerstag stand mit Keeper Walke ein Deutscher in der Startelf. Österreicher begannen drei: Lainer, Ulmer und Schlager.
18 Spiele in Serie im Europacup nicht verloren, 31 Pflichtspiele in Serie ebenso – den Höhenflug dokumentierende Bilanzen, die Flügel verleihen müssen. Doch abheben tut in Salzburg niemand. Bodenhaftung ist Konzept und Programm zugleich.
"Es war erst die erste Hälfte", lautete der allgemeine Tenor nach dem Sieg, der noch dazu historisch war: Erstmals gewann ein österreichischer Bundesligist bei einem deutschen in der 63-jährigen Europacup-Geschichte.
Rekordquote
Die realistische Erfolgschance beim großen Nachbarn aktivierte das Interesse, zum Zuschauermagnet wurde das Duell mit der prominenten, vom Österreicher Peter Stöger betreuten deutschen Mannschaft. 638.000 verfolgten Salzburgs Auftritt via Puls 4 – Quotenrekord für den Privatsender.
Für die Spieler bleibt zum Feiern ist keine Zeit. "Warum sollten wir jetzt auch durchdrehen?", fragte Rose in der Pressekonferenz nach dem Dortmund-Spiel. Sein Fokus war schon Sekunden nach dem Triumph wieder scharf gestellt – zunächst auf die Bundesliga-Partie am Sonntag bei den derzeit so starken Mattersburgern, und dann erst auf das Europacup-Rückspiel gegen den BVB.
Was sein Team erwarten wird, glaubt der Erfolgstrainer, der noch kein einziges Spiel auf europäischer Ebene verloren hat, aber bereits zu wissen: "Ich erwarte einen ganz starken Gegner." Dass sich seine Mannschaft eine wirklich gute Ausgangsposition geschaffen hat, ist natürlich auch dem 41-Jährige bewusst: "Wir fahren mit einem guten Ergebnis nach Hause, das darf uns Selbstvertrauen geben für das Rückspiel."
Vorsicht
Aber einige Salzburger wissen selbst am besten, wie schnell es im Fußball gehen kann. André Ramalho und der eingewechselte Valon Berisha waren mittendrin statt nur dabei bei in einem Spiel, das Warnung sein sollte. Und das sicher auch ist:
Im Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Basel vor vier Jahren waren nach einem 0:0 in der Schweiz schon alle Weichen auf Aufstieg gestellt. Der Gegner war früh in Unterzahl geraten, Salzburg hatte kurz danach auf 1:0 gestellt und war dann mehrmals der Entscheidung nahe. Doch Unachtsamkeiten bei zwei Standardsituationen führten in der zweiten Hälfte innerhalb von zehn Minuten zu zwei Gegentoren. Die Salzburger konnten sich von diesem Schock nicht mehr erholen – und schieden aus.
Aber die aktuelle Mannschaft hat nicht nur personell mit jener von 2014 wenig gemein. Damals war der Kader mit Spielern wie Mané, Kampl, Alan oder Soriano individuell zwar besser besetzt, aber die großen Einzelkönner neigten hie und da zu kollektiven Ausfällen. Das ist in dieser Saison noch nicht in dieser Intensität passiert. Bleibt dies weiter so, hat Salzburgs Mannschaft gute Chancen, als erste in der Ära Red Bull ein Europacup-Viertelfinale zu erreichen.
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