Salzburg: Die Flexibilität als neues Markenzeichen

Erfolgstrainer Oscar Garcia
Der vierte Meistertitel in Folge ist nur noch Formsache - trotz eines immensen personellen Aderlasses.

Der Weg ist längst eingeschlagen, das Ziel in Sichtweite: Salzburg wird zum vierten Mal in Serie Meister werden und einen Rekord der Wiener Austria einstellen, der dieses Kunststück von 1978 bis 1981 gelang.

Zwölf Punkte beträgt nach acht Frühjahrsrunden der Vorsprung auf den ersten Verfolger Altach, nachdem Salzburg in der Winterpause einen Punkt Rückstand auf die Vorarlberger hatte. 2017 ist die Bilanz (fast) makellos. Das verdiente, wenn auch hart erkämpfte 1:0 am Sonntag gegen Sturm war der siebente Sieg, lediglich gegen die Admira gab es nur einen Zähler (1:1 in der Südstadt).

Klare Erfolge

Vor den Grazern wurden schon die anderen Verfolger Austria und Altach (noch klarer) besiegt. Salzburg blieb in den drei vergangenen Runden ohne Gegentreffer, erzielte selbst elf Tore. Eindrucksvoll wurde also die eigene Klasse unter Beweis gestellt und in den direkten Duellen die Konkurrenz endgültig ausgebremst.

Salzburg war natürlich als Titelfavorit Nummer eins ins Frühjahr gegangen. Dass die Mannschaft aber so überlegen ist, kommt trotzdem überraschend. Denn der personelle Aderlass während dieser Saison ist gravierend gewesen.

Vier Stammspieler

Ende August 2016 waren mit Hinteregger und Bernardo zwei Stammspieler verkauft worden, in diesem Jahr folgten mit Upamecano und Soriano zwei weitere absolute Leistungsträger.

"Es ist normal, dass man solche Abgänge merkt. Das waren qualitativ hochwertige Spieler. Ich glaube aber, dass der rote Faden, angefangen von Liefering, über Salzburg nach Leipzig perfekt funktioniert. Da kommen die besten jungen Spieler nach. Das ist die Philosophie von Salzburg", meint Sturm-Trainer Franco Foda.

Klare Philosophie

Salzburg-Trainer Óscar García denkt ähnlich: "Es ist unmöglich, Abgänge solcher Spieler nicht zu bemerken. Ich muss niemanden mehr unsere Philosophie erklären. Ich nehme es als eine Herausforderung, junge Spieler zu entwickeln."

Wie es Óscar geschafft hat, den Verlust individueller Qualität zu kaschieren, wurde exemplarisch gegen eine bestens auf Salzburg vorbereitete Sturm-Elf aufgezeigt: mit Flexibilität. "Ich musste alle zehn Minuten Lösungen suchen, um gewisse Dinge gegen diesen Gegner verbessern zu können", erklärt der Katalane.

Ein stures Festhalten an einer taktischen Grundaufstellung gibt es nicht. Da werden munter Systeme und Positionen gewechselt, aber trotzdem nie die Ordnung verloren. Óscar: "Wir hatten schon vor dem Spiel zwei Systeme vorbereitet, wie wir gegen Sturm spielen könnten. Im Laufe der ersten halben Stunde habe ich dann einige taktische Änderungen vornehmen müssen, damit wir mehr Räume bekommen."

Viele Varianten

Über 30 Minuten hatten sich die Salzburger an der Grazer Spielermauer festgerannt. Dann griffen die Adaptionen Óscars. Der Druck stieg, Chancen folgten. Schlussendlich fiel das Tor – wieder einmal aus einem Freistoß, der dieses Mal von Radosevic verwertet wurde.

Und liegen die Salzburger einmal in Führung, sind sie derzeit ganz schwer zu biegen. Das ist eine Weiterentwicklung zum Herbst, als immer wieder Vorsprünge verschenkt wurden. Nur zwei Gegentore in den acht Bundesligaspielen 2017 sprechen eine deutliche Sprache. Nach einem 1:0 hat Salzburg immer gewonnen.

Großes Lob

Auch aus Spielerkreisen ist Lob über die Flexibilität des Trainers zu hören, wird die taktische Weiterentwicklung als ein Schlüssel zum Erfolg angesehen. Óscar gibt das Lob zurück: "Der Schlüssel ist die Art und Weise, wie meine Spieler trainieren. Alle unsere Einheiten sind sehr intensiv. Wie viel Lust sie aufbringen, gut zu arbeiten, um alle Spiele so bestreiten zu können als wären es Finalspiele. Das tun sie. Und darauf bin ich auch sehr stolz."

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