Red Bull Salzburg: Im Schatten der Dose

Kampl, Alan, Soriano, Mané - zusammen brachten sie 56 Millionen Euro ein.
Warum Salzburg noch immer nicht als vom Konzern unabhängiger Verein wahrgenommen wird.

Laut Stephan Reiter hat Salzburg mit Red Bull einen "fantastischen Hauptsponsor". Würde der neue Geschäftsführer etwas anderes sagen, wäre das auch komisch. Denn ohne den Konzern würde es Österreichs Serienmeister in der aktuellen Form nicht geben. Nur dank der Finanzkraft von Red Bull ist Salzburg das, was es heute ist.

Aber die Beziehung hat sich – zumindest rechtlich – verändert: Seit 2015 ist der Konzern nur mehr Sponsor. Auf Sonderrechte wie die Bestellung des Vorstandes wurde verzichtet. Der Grund: Ohne diese Adaptierungen wäre ein Europacupstart gleichzeitig mit RB Leipzig ganz sicher unmöglich gewesen.

Unsichtbarer Vorstand

Aber ein normaler Verein ist Salzburg deshalb noch lange nicht. Es gibt zwar einen von Red Bull unabhängigen Vorstand (Rudolf Theierl, Franz Rauch, Herbert Resch). Dieser tritt aber öffentlich nicht auf. "Wir haben nie gesagt, dass wir ein normaler Verein sein wollen. Wir werden immer anders sein. Das ist unser Anspruch", erklärt Reiter.

In der Öffentlichkeit wird Salzburg noch immer als Red-Bull-Klub gesehen – und das bringt nicht nur Vorteile. Vieles, was in der RB-Ära falsch gelaufen ist (Fanpolitik, Gehaltsstruktur, Öffentlichkeitsarbeit etc.), hängt dem Klub nach. Vieles davon will die neue Klubführung aber auch gar nicht ändern.

Missverständliche Aussagen

"Wir sponsern keinen Verein, wir leiten ihn", war das Red-Bull-Credo. Dass dies nun anders ist, wird durch Aussagen wie jene von Dietrich Mateschitz im Jänner in den Salzburger Nachrichten nicht glaubwürdiger. "Wir erlösen pro Jahr rund 40 Millionen Euro durch Spielerverkäufe, da kann ich das Vereinsbudget sogar reduzieren", kündigte der Red-Bull-Boss an, der bei Salzburg übrigens nie eine Funktion offiziell ausgeübt hat.

Reduziert wurden in den letzten Jahren bereits die Zuschüsse seines Unternehmens. Der Klub musste andere Einnahmequellen finden. "Durch die Änderung des Spnsorvertrages sind wir gezwungen, wirtschaftlichen Erfolg zu erreichen", erklärte Reiter.

Zu einer wichtigen Einnahmequelle sind Spielerverkäufe geworden. Über 100 Millionen Euro wurden seit 2014 lukriert. Reiter: "Die Transfers sind eine wichtige Säule in der Finanzierung."

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Dem sportlichen Erfolg schadete dies nicht, der Anziehungskraft hingegen sehr. Auch wenn Sportchef Christoph Freund sagt, dass der Weg mit jungen Spielern "spannender als früher" ist, wird das Stadion immer leerer. Nach dem Einstieg von Red Bull waren in der Saison 2005/’06 noch über 16.500 Fans im Schnitt pro Spiel im EM-Stadion. Altstars wie Zickler, Linke oder Niko Kovac sorgten für volle Ränge.

Zuschauermisere

Jetzt ist Salzburg wieder dort, wo der Klub vor dem Red-Bull-Einstieg war: bei einem Schnitt von 6500. Ein Allheilmittel, wie man die Zuschauer zurückholt, gibt es nicht. Aber: "Wir sind dabei, das Leitbild zu überarbeiten. Wir wollen wieder greifbar werden", erzählt Reiter.

Der Rückzug von Red Bull hat sich im Geschäftsergebnis niedergeschlagen. Auch weil vieles, was der Konzern finanzierte und jetzt zur Verfügung stellt, nicht gratis ist. Für die Benutzung der Akademie in Lieferung muss etwa eine Miete in Millionenhöhe bezahlt werden.

Reservenbildung

2015/’16 wurde mit einem Minus von 1,72 Millionen Euro abgeschlossen. Das negative Eigenkapital betrug 4,8 Millionen. Davor hatte Red Bull stets für einen Jahresgewinn von einer Million gesorgt. Reiters Plan: "Mein Zugang ist, dass man möglichst schnell das negative Eigenkapital abbaut und versucht, eine Reserve aufzubauen, um investieren zu können."

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