Rapid-Trainer: Kandidaten für den Wahlabend
Auch an seinem 52. Geburtstag am Freitag dachte Fredy Bickel an seine erste eigenständig zu treffende Personalentscheidung: Wer soll kommende Saison Rapid trainieren? "Vier bis sechs Kandidaten" will der Sportchef am Montagabend dem Präsidium präsentieren, um danach Verträge auszuverhandeln.
Eine KURIER-Annäherung:
Urs Fischer
Plus
Eigentlich der logische Kandidat: Fischer arbeitete in Zürich erfolgreich mit Bickel. Sein Basler Spielstil (4-2-3-1, mit viel Ballbesitz) passt zum Rapid-Kader. Marc Janko meint anerkennend: "Fischer erinnert mich an Marcel Koller." Bickel schätzt seine ruhige, ausgleichende Art besonders. Der größte Vorwurf, der ihm in Basel gemacht wird, ist sein Zürcher Dialekt. Gegenüber Vertrauten meinte Fischer zuletzt, dass er in der Schweiz Pause mache, aber das Ausland denkbar sei.
Minus
Die Erinnerung an das "Schalke-Doppel" Müller/Büskens und dessen Ende könnte Bickel vom Risiko fernhalten, einen alten Vertrauten zu holen. Außerdem müsste Fischer finanzielle Abstriche hinnehmen – anstatt seine beiden Meistertitel in finanzstärkeren Ligen zu vergolden. Etwa in St. Etienne, wogegen allerdings Fischers nicht perfektes Französisch spricht.
Andreas Herzog
Plus
Das Mitglied des "Jahrhundertteams" würde die Fans beruhigen, setzt auf ein offensives 4-2-3-1, könnte mit seiner verbindlichen Art zum sensiblen Kader passen und ist aus seiner erfolgreichen Karriere Drucksituationen gewohnt. Als Experte von Krone und Sky würde Herzog mit einem Medienbonus starten.
Minus
Herzog hat noch nie eine Klubmannschaft trainiert. Bickel sagt: "Das ist ein Punkt, aber für mich kein Knock-out-Grund." Der Wiener hat viel Erfahrung als Assistent, in Eigenverantwortung klappte aber weder mit Österreichs U 21 noch mit dem US-Olympiateam die angepeilte Qualifikation.
Oliver Lederer
Plus
Der Außenseiter-Kandidat hat einen Vorteil, der noch viel wert sein könnte: Sowohl Goran Djuricin als auch (Ex-Assistent) Thomas Hickersberger mögen und schätzen ihn. Das frühere Rapid-Talent hat genauer als alle anderen Rapid unter Ex-Trainer Zoran Barisic ("Der Oli wohnt schon fast bei uns") studiert und im Kleinformat bei der Admira umgesetzt.
Minus
Lederer gibt interessante Interviews, aber auch verzichtbare. Der Satz "Ich wurde bereit für Rapid geboren" (als Admira-Coach) wie auch der Rosenkrieg mit dem Ex-Klub kamen in Hütteldorf nicht gut an. Angesichts der stets kritisch beäugten öffentlichen Aufgaben könnte die erste Station bei einem Großklub zu früh kommen. Und: Nachfolger Buric ist bei der Admira (mit einer passiveren Spielweise) erfolgreicher.
Plus
Bickel und die Spieler schätzen den Wiener menschlich und fachlich. Viele fühlen sich an den jungen Zoran Barisic erinnert.
Minus
Barisic war nach dem Feuerwehrjob 2011 froh, noch reifen zu können, ehe er 2013 Cheftrainer wurde. Mehr Erfahrung in der zweiten Reihe könnte auch für Djuricin hilfreich sein.
Bickel ist zuzutrauen, nach 20 Jahren im Business einen passenden, Deutsch sprechenden Legionär zu finden, von dem in Wien noch nicht die Rede war. Präsident Krammer würde zustimmen, sofern der Überraschungskandidat "nicht nach einer wahnsinnigen Idee klingt".
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