Rapid-Frust nach dem Derby-Remis

Die Grün-Weißen verschenkten im Allianz-Stadion den Sieg.
Nach dem 2:2: Den Hütteldorfern fehlte als scheinbar sicherer Sieger bei 2:0 die "nötige Reife".

Das 2:2-Unentschieden im 322. Wiener Derby hat am Sonntag nur einen Klub zufriedengestellt. Während Rapid im Allianz Stadion einem sicher geglaubten Sieg nachtrauerte, bejubelte man im Lager der Austria den Punktgewinn als Erfolg und ortete nach dem verpatzten Saisonstart eine Trendwende.

Die Aufholjagd nach dem 0:2-Rückstand erfüllte Veilchen-Trainer Thorsten Fink mit großer Genugtuung. "Für uns ist das wie ein gefühlter Sieg", sagte der Deutsche. Das Resümee von Rapid-Coach Goran Djuricin hörte sich schon anders an: "Ich fühle mich so, als ob wir 0:3 verloren hätten."

Die Ruhe fehlt

Seine Mannschaft verschenkte wie schon beim 2:2 zum Liga-Auftakt gegen Mattersburg vor zwei Wochen vor Heimpublikum einen 2:0-Vorsprung. In der vergangenen Runde wurde es für Rapid beim 4:1 in St. Pölten ebenfalls brenzlig, als die Niederösterreicher zwischenzeitlich auf 1:2 herankamen. "Darüber müssen wir reden, ich habe keine Ahnung, was da in der Mannschaft vorgeht. Wir werden daran arbeiten, dass wir ruhiger werden", versprach Djuricin.

Mit mangelnder Fitness seien die regelmäßigen Einbrüche im Finish nicht zu erklären, beteuerte der Wiener. "Das ist das Mentale. Wenn du 2:0 führst und das 2:2 bekommst, gehst du ein", meinte Djuricin. "Wir sind in der einen oder anderen Situation noch nicht reif genug, aber das wird noch kommen. Wir haben die Austria 60 Minuten lang dominiert."

"Riesentalent"

Rapid-Frust nach dem Derby-Remis
06.08.2017 Wien ,Weststadion , Bundesliga Rapid - Austria Thorsten Fink. Copyright DIENER / PhilippSchalber
Bei der Austria führt man das Erstarken auf die Einwechslung von Dominik Prokop zurück. Der 20-Jährige erzielte den Anschlusstreffer und holte den von Raphael Holzhauser zum Ausgleich verwandelten Elfmeter heraus. "Er hat uns große Probleme gemacht", gab auch Djuricin zu. Austria-Trainer Thorsten Fink bezeichnete Prokop als "Riesentalent. Er hat genau das gemacht, was ich von ihm verlange und was er immer im Training zeigt." Für den Youngster gab es auch Sonderlob von Holzhauser. „Er hat mit seinen schnellen Bewegungen den Unterschied ausgemacht“, erklärte der Mittelfeldspieler.

Später stand Holzhauser wieder selbst im Mittelpunkt: Als er sich in der Schlussphase bei der Ausführung eines Eckballs Zeit ließ, flogen wie schon davor Gegenstände aufs Spielfeld, weshalb Schiedsrichter Alexander Harkam die Spieler für einige Minuten in die Kabine schickte. Zudem brachte Holzhauser mit seiner Verzögerungstaktik auch den nur wenige Meter von ihm entfernten Rapid-Ersatzspieler Steffen Hofmann zur Weißglut. Dessen wilde Gestik amüsierte den 24-Jährigen. „Ich habe schon geglaubt, der Steffen schießt den Ball selbst“, witzelte Holzhauser. Weniger zum Lachen war Rapids Louis Schaub zumute. „Wenn man provoziert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn einmal ein Feuerzeug geflogen kommt“, sagte der baldige Jungvater und grün-weiße Doppel-Torschütze.

Optimistische Austria

So aber hält sein Club nach drei Derbys im neuen Stadion bei zwei Niederlagen und einem Unentschieden und liegt mit fünf Zählern aus drei Partien auf Platz vier. Die Austrianer sind nach dem ersten Punktgewinn in dieser Liga-Saison Vorletzter, blicken jedoch optimistisch in die Zukunft. „Die letzten Wochen haben an uns genagt, aber mit diesem Spiel haben wir das abgelegt. Ab Samstag (Anm.: Heimspiel gegen den LASK) sehen wir wieder die Mannschaft, die wir in den letzten zwei Jahren gesehen haben“, kündigte Fink an.

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