Lederer: "Ich will der sein, der die Meinung sagt"

"Ich suche Konflikte nicht", meint Lederer - emotional ist er dennoch.
Bei der Austria startet St. Pöltens neuer Hoffnungsträger Oliver Lederer. Wofür steht der SKN-Coach?

Anfang der Woche sah es für die Austria nach einer Pflichtübung aus: Während die Wiener in fünf Spielen ungeschlagen blieben, ist St. Pölten abgeschlagen Letzter und auf Trainersuche. Doch dann folgte die 1:5-Pleite der Veilchen gegen Milan, während beim SKN mit Oliver Lederer Hoffnung keimt. Es könnte mit der ersatzgeschwächten Austria-Defensive gegen die neue St. Pöltner Angriffslust ab 19 Uhr also vielleicht doch spannend werden.

"Wir sind nicht Milan. Wir werden eine zum SKN passende Idee brauchen, um die Austria gefährden zu können", meint Lederer, der die Austria zuletzt mehrmals live beobachtet hat. Das Aufgabengebiet beim ersten Trainerjob des 39-Jährigen außerhalb der Südstadt ist klar: "Ich bin nicht naiv: Es geht natürlich um den Klassenerhalt. Aber das Hauptthema der Gespräche war die Entwicklung. Damit kann ich mich voll identifizieren." Und noch einen Vorteil hat St. Pölten, etwa gegenüber Altach: "Ich stehe dazu, dass es mir auch wichtig ist, in der Nähe der Familie zu sein."

In den neun Monaten seit der Trennung von der Admira hospitierte Lederer bei den Young Boys Bern und Basel. Gelernt hat der frühere Mittelfeldspieler auch abseits des Rasens: "Ich habe bei Sky die Medienarbeit besser gelernt. Da sind mir früher Hoppalas passiert." So wie eine ungefragte Annonce als Rapid-Trainer. Mit der Unterschrift beim SKN wurden alle journalistischen Tätigkeiten beendet: "Ich bin Trainer, Familienvater und Hundebesitzer. Sonst nichts."

Spannender Profi-Trainer

Wie er es öffentlich künftig anlegt? "Ich will diplomatischer sein, aber auch weiterhin der Oliver sein, der seine Meinung sagt." Intern soll die "intensive Beschäftigung mit Leadership" fruchten.

Über Lederer ist zu hören, dass er sich jede Idee anhöre, um das Beste herauszufiltern. "Wenn das so stimmt, wäre ich glücklich. Die Spieler wollen keine ewigen Vorträge oder Videoanalysen. Sondern einen knackigen Plan, den sie ohne Überforderung in der Praxis umsetzen können." Beim SKN hat er dafür "erstmals ein richtig großes Trainerteam zur Verfügung".

Inhaltlich gilt Lederer als einer der spannendsten Profi-Trainer: Seine Teams wollen den Ball, Positionsspiel ist ihm wichtig, der Goalie soll mitspielen. Inputs kommen auch von den Taktik-Experten von spielverlagerung.de: "Mit diesen Jungs habe ich mich viel ausgetauscht."

Krach mit Kühbauer

Ein Kopfmensch ist er aber nicht: "Ich habe Emotionen, im Umgang mit diesen muss mich weiterentwickeln." Einige in der Fußballer-Szene fühlten sich von Lederer schon beleidigt: "Ich suche Konflikte nicht, gehe ihnen aber auch nicht aus dem Weg." Den großen Bruch gab es mit Dietmar Kühbauer, der Admira-Trainer war, als Lederer das Zweierteam coachte: "Wir gehen uns gegenseitig nicht ab. Ich werde aber nie vergessen, wie viel ich ihm zu verdanken habe."

Auch in Richtung der Admira-Fans sucht der neue Coach des Erzrivalen versöhnliche Worte: "Ich verstehe Fans, die sich über mein Engagement beim SKN St. Pölten ärgern. Klar ist aber: Die Admira wird immer ein Teil von mir sein."

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