Hitziger Aufstieg für glanzlose Austria

Thorsten Fink kann mit dem Saisonverlauf noch nicht zufrieden sein.
Der Auftritt der Austria ließ viel Raum für Steigerung offen - das Resümee lautet trotzdem: "Hauptsache weiter".

Ein in allen Bereichen hitzig ausgefallener Auftritt in Zypern hat für die Austria noch zum Happy End gereicht. Als ruhmreich wird das 2:1 bei AEL Limassol und der damit verbundene Aufstieg ins Play-off zur Europa League nicht in die Clubgeschichte eingehen. Hauptsache gewonnen lautete die Quintessenz. Steigerungspotenzial scheint bei den "Veilchen" nach wie vor zur Genüge vorhanden.

"Hauptsache weiter, das ist das Wichtigste", war nicht nur das Resümee von Raphael Holzhauser. Der Spielmacher bewahrte in einer aufgeladenen Atmosphäre im Stadion von Larnaka die Ruhe und brachte die Austria per Foulelfmeter in Führung. Das Vorspiel zum 1:0 hatte es in sich. Die Austrianer wurden vom kasachischen Referee Artjom Kuchin in die Kabine geschickt, als nach Rot für Limassols Kapitän Marcos Airosa Gegenstände Richtung Gästebank flogen.

Trainer Thorsten Fink erschien nach Schlusspfiff mit beflecktem Hemd. "Ich habe einen Kaffeebecher abbekommen, auch einige Spieler wurden beworfen", sagte der Deutsche. Er war von den Tumulten nur bedingt überrascht. Schon als Coach bei APOEL Nikosia sei er bei einem Spiel mit Schrauben beworfen worden, berichtete Fink, der sich auch beim TV-Interview ein verbales Scharmützel mit einem Limassol-Profi lieferte. Die Zyprioten hätten nach dem Ausschluss eben alles probiert, um den Schiedsrichter zu beeinflussen.

Unterbrechung als Rhythmus-Bremse

An seiner Elf sei die rund viertelstündige Unterbrechung ebenso wie die feindselige Stimmung im Stadion nicht spurlos vorüber gegangen. "Wir haben uns aus dem Rhythmus bringen lassen", meinte Fink. Mit einem Mann mehr und der Führung im Rücken agierten die Austrianer verunsichert, brachten offensiv wenig zustande und sich selbst völlig unnötig in die Bredouille. Nach einer Stunde leistete sich Torhüter Osman Hadzikic noch dazu einen folgenschweren Patzer zum 1:1. Erinnerungen an Pilsen wurden wach.

In der Europa-League-Gruppenphase hatte die Austria im Vorjahr den Aufstieg nach einer 2:0-Führung bei einem Mann mehr noch verspielt und 2:3 verloren. Auf Zypern brachte die Austria den Gegner ebenfalls ins Spiel zurück. Erst Felipe Pires gelang in der Nachspielzeit die violette Erlösung. "Wir haben es ein bisschen besser gemacht als in Pilsen", konnte Fink zumindest ein wenig schmunzeln. Selbstkritische Töne stimmte Verteidiger Petar Filipovic an: "Wie wir weitergekommen sind, war ein wenig ärgerlich. Wir müssen das viel souveräner herunterspielen."

Dass die Austria nach wie vor noch nicht wirklich in der Saison angekommen ist, war auch auf Zypern augenscheinlich. Einige Akteure laufen weiter ihrer Form hinterher, dazu fehlt vorne ohne den abwanderungswilligen Larry Kayode die Durchschlagskraft. Der dieses Mal anstelle von Kevin Friesenbichler in der Spitze aufgebotene Christoph Monschein konnte sich nicht ins Szene setzen, der Neuzugang bekam aber auch kaum brauchbare Bälle. Sich bietende Chancen auf Konter wurden durch Ungenauigkeiten verspielt. "Das ist das einzige, was ich der Mannschaft vorwerfen muss", sagte Fink.

Der Blick liegt jetzt auf dem Derby

Immerhin: Das "Minimalziel" Play-off wurde erreicht. Mit diesem wurde budgetiert, alles darüber hinaus sind Zusatzeinnahmen. Die letzte Phase um den Einzug in die Gruppenphase wird Freitag (13.00 Uhr) in Nyon ausgelost. Die Austria könnte als ungesetzte Mannschaft in den Töpfen landen. Vor die Wiener gereiht ist nun beispielsweise Salzburg nach dem Aus in der Champions-League-Quali. Auch Ajax Amsterdam, Ludogorez Rasgrad, Dynamo Kiew oder Legia Warschau erwischte es, sie stehen in der Setzliste vor der Austria. Entschieden wird die Setzung am Donnerstagabend in den übrigen Europa-League-Rückspielen.

Das Play-off-Hinspiel geht in zwei Wochen in Szene, bis dahin warten auf die national noch auf den ersten Zähler wartende Austria harte Ligaspiele gegen Rapid und den LASK. Das Prestigeduell mit dem Erzrivalen steht Sonntag an. Die Leistung gegen Limassol stimmt zwar nicht unbedingt zuversichtlich, die Beteiligten bauen nach dem ersten Saisonsieg aber auf den psychologischen Effekt. "Das gibt der Mannschaft Schub für das Derby", vermutete Fink, auch Vorstand Markus Kraetschmer hoffte: "Für uns ist so ein Erfolgserlebnis ganz entscheidend."

Gar kämpferische Töne stimmte beim Rückflug nach Wien zur nächtlichen Stunde Präsident Wolfgang Katzian an. Wer geglaubt habe, eine am Boden liegende Austria werde nun "gefressen", habe sich getäuscht. "Vor dem Play-off wartet noch ein ganz wichtiges Spiel am Sonntag. Derby ist Derby."

Kommentare