Rapid kommt in Ried unter die Räder

Thomas Reifeltshammer (Mi.) genoss beim 3:1 alle Freiheiten im Strafraum.
Desolate Defensive: Der einstige Lieblingsgegner schoss den Wienern vier Tore und siegte verdient.

Mit 5:0 hatte Rapid zum Auftakt Ried deklassiert. Nur zehn Wochen später schießen die Innviertler den Rekordmeister ab und in die erste Krise unter Trainer Mike Büskens. Ausgerechnet gegen den Lieblingsgegner (zehn der jüngsten elf Duelle wurden gewonnen) lieferten die Rapidler die schwächste Leistung der Saison ab. Nach dem 2:4 brennt der Hut.

Ein technisches Problem bei den Kassen hatte zu langen Schlangen vor dem Stadion geführt. Da kam es grad recht, dass die Rieder "Supras" mit viel Pyrotechnik ihr 20-jähriges Fanklub-Jubiläum feierten. Schiedsrichter Eisner fehlte der Durchblick und musste fünf Minuten mit dem Ankick warten.

Auch danach gab es für die 5175 Zuschauer technische Probleme zu sehen – und zwar bei den Gästen. Drei Fehlpässe beim Spielaufbau in den ersten sechs Minuten waren um einer zu viel. Srdjan Grahovac hatte Peter Zulj den Ball aufgelegt. Über Orhan Ademi kam der Ball zu Mathias Honsak, der scharf ins Eck traf – 1:0.

Hofmanns Ende

Auch danach wirkten die Wiener so behäbig, als wären sie gerade erst aus dem Flieger von Bilbao gestiegen. Steffen Hofmann hätte für Linie im umkämpften Spiel sorgen sollen, doch das Startelf-Debüt in einem Ligaspiel unter Büskens war nach 22 Minuten schon wieder vorbei. Der Kapitän hatte sich an den Adduktoren verletzt.

Der Ersatz Tamas Szanto lief gerade ein, als Grahovac erneut einem Rieder den Ball servierte. Diesmal dem starken Peter Zulj, der auf seiner neuen, defensiveren Position aufblüht. Wie Slalomstangen ließ das frühere Rapid-Talent die Gäste stehen. Zuljs Weitschuss wurde von Grahovac abgefälscht, auch deswegen schaute Goalie Richard Strebinger schlecht aus (23.).

Mit dem 2:0 war eine Rapid-Serie von zwölf Ligaspielen mit maximal einem Gegentor Geschichte. Die erste gelungene Aktion brachte den Anschlusstreffer. Stefan Schwab hatte aus 30 Metern unhaltbar abgezogen – 2:1.

Nach Schrammel-Flanke war der Ausgleich eigentlich Pflicht, doch Joelinton köpfelte aus fünf Metern daneben (28.). Besser machte es Thomas Reifeltshammer. Bei einem abgespielten Corner hatten die Rapidler den Raum – und zwar nur den – gedeckt. Der Ried-Verteidiger nickte zum 3:1 ein (40.).

Kopflos mit der Hand

In der Pause wurde Grahovac erlöst, Ivan Mocinic kam. Der Kroate sah schnell Gelb und hätte nach einem absichtlichen Handspiel eigentlich in Minute 58 mit Gelb-Rot schon wieder gehen müssen. Eisner war zu gnädig.

Gegen diese schwache Rapid reichte es auch so. Nach Flanke von Honsak war Stefan Nutz frei. Der Kopfball des Ex-Rapidlers wurde von Christopher Dibon noch abgefälscht – 4:1 (65.).

Rapid ging im Rieder Regen unter und kam durch einen Kopfball von Schwab nur noch zum 4:2 (90.) .

Ried, Keine-Sorgen-Arena, 5.175, SR Eisner

Tore:
1:0 ( 6.) Honsak
2:0 (24.) Zulj
2:1 (26.) Schwab
3:1 (40.) Reifeltshammer
4:1 (65.) S. Nutz
4:2 (90.) Schwab

Ried: Gebauer - Hart, Reifeltshammer, Özdemir, Chessa - Zulj, Prada - Walch (81. Bergmann), S. Nutz (70. Elsneg), Honsak - Ademi (70. Fröschl)

Rapid: Strebinger - Pavelic, Schößwendter, Dibon, Schrammel - Grahovac (46. Mocinic), Schwab - Schaub, S. Hofmann (23. Szanto), Murg (69. Kvilitaia) - Joelinton

Gelbe Karten: Chessa, Elsneg bzw. Mocinic, Pavelic

Christian Benbennek (Ried-Trainer): "Wir haben verdient gewonnen. Ich freue mich für die Jungs, die taktisch überragend umgesetzt haben, was wir vorhatten. Wir sind jetzt fünf Spiele ungeschlagen und werden durch solche Spiele selbstbewusst. Wir können uns jetzt freuen, aber wir werden auch bescheiden bleiben, dafür sorge ich schon. Ich möchte, dass unsere Passquote besser wird."

Mike Büskens (Rapid-Trainer): "Das war absolut enttäuschend. Wir haben uns viel vorgenommen, aber dem Gegner vom ersten Augenblick in die Karten gespielt. Wir haben wahnsinnig viele Fehler im Passspiel gemacht und waren in den ersten 20 Minuten nicht präsent. Nach dem Anschlusstreffer haben wir mehr Vertrauen gefunden, in der Phase danach haben wir die Räume gut besetzt, kombiniert und hatten eine Ausgleichschance durch Joelinton. Dann haben wir wieder bei einer Standard nicht mit der nötigen Konsequenz verteidigt. Das ist nicht rapidwürdig, wir müssen uns bei allen Fans entschuldigen, die diesen weiten Weg auf sich genommen haben. Ried hat es gut gemacht, sie haben aber auch von unseren Fehlern profitiert. Ich kann nicht nachvollziehen, dass wir von Beginn an nicht da waren und von Beginn an so viele Fehler teilweise auch ohne Druck gemacht haben. Dass jetzt bei Rapid Unruhe ausbricht, ist normal, aber wir müssen uns um die Basics kümmern und nicht um die Unruhe, die von außen hereingetragen wird."

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