eSports: 25 Fußballplätze in einem Saal
Der DJ hat den Soundteppich ausgelegt im Studio 44 im Haus der Lotterien in Wien, die Spieler der Teams haben sich in Grüppchen zusammengefunden, leicht erkennbar an den Trikots in den Vereinsfarben mit den Spielernamen am Rücken. Letzte Taktik-Gespräche werden geführt, letzte Videos von gefinkelten Spielzügen auf den Smartphones geschaut, ein letztes Mal der eigene Controller überprüft und durchgeblasen, damit ja kein Staubkörnchen stört.
6000 Teilnehmer, 50 Finalisten
Wir sind beim Finale der eBundesliga. Um 15.000 Euro geht es am Finaltag insgesamt, je 5000 bekommen die Sieger der Mannschafts- und der Einzelwertung. 6000 Spieler aller zehn Bundesliga-Vereine haben teilgenommen, die 50 besten FIFA-Gamer haben in das Finale geschafft, fünf von jeder Bundesliga-Mannschaft. Doch die Finalisten haben wenig gemeinsam mit dickbebrillten, schmerbäuchigen Computer-Nerds. Eher entsprechen sie im Stil echten Kickern, wenngleich nicht alle vollkommen austrainiert sind.
Aufgebaut im großen Saal sind fünf Spielfelder mit je zehn Bildschirmen. Einander gegenüber sitzen die Kontrahenten, die meisten kapseln sich mit Kopfhörern ab. Das Betreten des Kunstrasens ist nur Spielern, Betreuern und Schiedsrichtern gestattet, dahinter stehen die Spielerfrauen oder die Freunde der Aktiven. Zeitgleich beginnen die 25 Spiele, es wird überraschend still. Durchbrochen wird die Ruhe nur gelegentlich.
„Yesss!“, ruft der St.-Pölten-Spieler, nachdem er den Ball zum 1:0 gegen Sturm Graz versenkt hat; kurzer Applaus brandet auf, als der WAC in Führung geht; „Ja! Nein! Abseits!“, Verzweiflung bei Mattersburg. Verblüffend naturgetreu erscheint das Spiel auf den Bildschirmen. nrealistisch hingegen ist das Tempo der Spiele, das eher an die Champions League erinnert als an die heimische Liga. Der ORF überträgt, das Internet im Livestream sowieso.
Ein Profi
„So cool wie heute habe ich diese Location noch nie gesehen“, sagt Philip Newald, Vorsitzender der Österreichischen Sportwetten GmbH mit einem Blick über den Saal. „Ich bin wirklich beeindruckt.“ Begeistert gibt sich auch Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits: „Wir sind vom Zuspruch überwältigt.“ Ob Computerspielen Sport sei? „Man braucht Training, Ausdauer und Leistungsfähigkeit. Also ist es Sport.“
Ähnlich sieht es auch Andres Torres. Der 22-jährige Wiener mit spanischen und türkischen Wurzeln ist Profispieler in Diensten von Red Bull Salzburg. Als einziger Profi schaffte er es in das Finale der besten 50. „Über mich wurde viel geschrieben, und ich habe viel Druck gehabt“, sagt er. „Aber ich habe dem Druck standgehalten. Schön, dass ich da bin.“
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