Dober: "Ich hab’ viel Scheiße gebaut im Leben"
Mattersburg, Altach, Grödig, WAC – vier Jahre in Folge hat Rapid das erste Duell mit dem jeweiligen Aufsteiger verloren. Vor ausverkauftem Haus wäre ein Sieg von St. Pölten gegen Rapid (16 Uhr) also fast schon logisch. SKN-Verteidiger Andreas Dober, 30, würde sich beim Jubeln trotzdem zurückhalten.
KURIER: Am 21. April 2011 endete nach 18 Jahren Ihre Karriere bei Rapid mit einer Ohrfeige. Was ist damals passiert?
Andreas Dober: Ich war nach einer Verletzung wieder fit, wurde von Interimstrainer Zoran Barisic aber nicht in den Kader genommen. Im Training hab’ ich Mario Sonnleitner von hinten gefoult. Er hat aggressiv reagiert und ausgeholt. Da hab ich mir gedacht: "Bevor er trifft, hol’ ich aus." Nach der Watsch’n hat mich Zoki in die Kabine geschickt. Am Nachmittag kam der Anruf, dass es bei Rapid aus ist. Ich durfte die Saison bei den Amateuren fertigspielen.
Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an Hütteldorf?
Die beiden Meistertitel, die Champions League und zwei Mal Europa League. Wie wir nach den Siegen bei Lok Moskau und 2010 gegen Aston Villa am Flughafen von den Fans empfangen wurden, werde ich nie vergessen.
Sie können aber auch von den Schattenseiten eines Fußballer-Lebens berichten.
Ja, das kam nach Rapid, als ich zwei Mal arbeitslos war und nicht wusste, wie es weitergeht. Schrecklich! Ich hätte meinen Manager Max Hagmayr nie austauschen sollen.
Dabei haben Sie schon mit 19 im Old Trafford für Österreich gegen England gespielt. Haben Sie danach Fehler gemacht?
Mit 19 war ich ja auch schon in der Champions League – from Zero zum Hero. Der Erfolg ist mir zu Kopf gestiegen. Ich hab’ gedacht, dass ist jetzt ein Selbstläufer mit meinem Talent. Hab’ auch nicht so gearbeitet, wie es ein Profi sollte. Ich hab’ sehr viel Scheiße gebaut in meinem Leben, auch privat.
Das klingt hart.
Ja. Ich steh’ zu dem, was ich gemacht habe. Das ist eben der Andi Dober, der immer wieder Aussetzer hatte.
Wann kam die Wende?
Das war bei St. Pölten, 2013. Ich bin dem SKN extrem dankbar. Dieser Verein hat mich in schwierigen Zeiten zwei Mal aufgefangen. Neben Rapid fühl’ ich mich nur bei St. Pölten wie zu Hause. Und zuletzt geht es durch meine neue Freundin Fiona mit den Leistungen weiter bergauf. Sie hat mit "Gruppa l’Ultima" in Tulln ihr eigenes Friseurgeschäft, aber auch meine Karriere nochmals in Schwung gebracht.
Trotzdem haben Sie St. Pölten nach der Qualifikation für den Europacup verlassen. Warum?
Die Vertragsverlängerung in St. Pölten ist damals an einer Kleinigkeit gescheitert. Da waren beide Seiten stur. Mein Ziel war ja immer das Ausland. Dann hat mich mein alter Freund Thomas Prager angerufen, dass ich auch nach Zypern kommen soll, weil mich der Verein will.
Ihre Lehre auf Zypern?
Dass ich nie wieder nach Zypern sollte. Maximal auf Urlaub (lacht). Ich bin schnell wieder zurück zu St. Pölten und hab’ das Vertrauen beim SKN auch zurückgezahlt.
Vor dem Duell mit Rapid sind Sie aus der Stammelf gefallen. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin überrascht, weil ich die ersten acht Pflichtspiele durchgespielt habe. Es wäre sehr schade, wenn ich ausgerechnet gegen Rapid keine Chance bekommen würde. Auch wenn ich es nicht nachvollziehen kann, müsste ich es akzeptieren.
Sie könnten ja auch als Joker treffen. Würden Sie jubeln?
Auf keinen Fall! Ich hab’ 18 Jahre meines Lebens bei Rapid verbracht, mein Sohn spielt in der U 7. Da jubelt man aus Respekt nicht.
Konnten Sie mit einem Ihrer vielen Trainer gar nicht?
Mit Georg Zellhofer war es ganz schwer. Davor war Josef Hickersberger wie eine Vaterfigur für mich, so wie es der Mundi Hedl immer für mich war. Dann ist Zellhofer gekommen und hat nach wenigen Woche gesagt, dass er nicht mit mir plant. Obwohl ich Teamspieler war. Aber so schnell, wie er da war, war der auch wieder weg.
Ihre Jahre mit Peter Pacult wirkten danach wie eine Hassliebe.
Genau. Ich habe unter Pacult sehr viel gespielt, aber auch viele Peitschenhiebe bekommen. Vor allem öffentlich. Ich habe dann immer aus der Zeitung erfahren,was er von mir hält. Das war eine harte, prägende Schule. Ich habe aber auch viel von ihm gelernt. Jetzt kann ich über vieles davon schon lachen.
Sie sind jetzt 30 Jahre alt. Was haben Sie noch vor?
Ausschließen kann ich nur, dass ich für die Austria spielen werde. Mit St. Pölten hab’ ich noch große Ziele. Aber ich bin auch für Überraschungen offen. Wer hätte gedacht, dass ich als Favoritner nach Tulln ziehe und dort glücklich bin?
Vielleicht, weil Sie es als Rapidler im Austria-Bezirk Favoriten schwer hatten?
Was heißt Austria-Bezirk? Es gibt keinen Bezirk mit mehr Austrianern als Rapid-Fans. Das gilt auch für Favoriten.
Andreas Dober wurde am 31. März 1986 geboren, kam 1993 zu Rapid und war nur ein halbes Jahr an Altach verliehen. Nach zwei Titeln, der Champions League 2005 und drei Länderspielen war der rechte Verteidiger 2011 arbeitslos. Nach den Stationen Hartberg, Vienna, St. Pölten und Ethnikos auf Zypern kehrte der Vater des sechsjährigen Elias 2015 zum SKN zurück. Im Sommer gelang die Rückkehr in die Bundesliga.
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