Causa Red Bull: Die Dose liegt bei der UEFA

Leipzig-Erfolgstrainer Ralph Hasenhuttl (li.)
Dürfen Salzburg und Leipzig in der kommenden Saison in der Champions League spielen? Die Entscheidung naht.

Dietrich Mateschitz wird wohl Recht behalten: Der Red-Bull-Boss hatte 2012 gemeint, dass es einfacher wäre, mit einem deutschen Klub regelmäßig in der Champions League zu spielen als mit einem österreichischen. Samstag wurde der vielleicht wichtigste Schritt gemacht: Als erster Klub, der von seiner Firma in der Fußballwelt platziert wurde, qualifizierte sich RB Leipzig für die Gruppenphase. Und das als Aufsteiger.

Gelungen ist das mit einem finanziellen Aufwand, der für Deutschland durchschnittlich ist. Und dazu mit einem Team mit einem signifikant hohen Anteil an ehemaligen Spielern aus der im Weltmeister-Land oft als "Operetten-Liga" abqualifizierten österreichischen Bundesliga. Das spricht für die Arbeit der Leipziger, aber auch nicht gerade für die Konkurrenz in der oft hoch gelobten deutschen Topliga.

Haariges Thema

Nun hat die UEFA also den Scherben auf. In den nächsten Wochen müssen die Hüter der Integrität der europäischen Klubbewerbe entscheiden, ob zwei Klubs, bei denen zwar Red Bull offiziell nicht mehr drinnen ist, aber immer noch drauf steht, gleichzeitig im Europacup spielen werden dürfen.

Der KURIER hat sich mit der Problematik erstmals 2010 beschäftigt. Vor sieben Jahren war es klar und eindeutig. In der damaligen Konstellation waren die Verstöße gegen das UEFA-Regulativ offensichtlich, ein gemeinsamer Europacupstart der Red-Bull-Vereine undenkbar.

Synergien-Nutzer

Dietmar Beiersdorf war ein paar Monate zuvor den Job als Head of Global Soccer bei Red Bull angetreten. Seine Aufgabe: Die Synergien zwischen den Klubs in Salzburg, Leipzig und New York aufzubauen und zu nützen. Das setzte der Deutsche in seinen rund eineinhalb Jahren beim Getränkekonzern penibel um.

Auch deshalb war es so kompliziert und langwierig, die Klubs in Leipzig und Salzburg zu trennen. Dieser Schritt war aber unumgänglich, nachdem auch den Verantwortlichen bei Red Bull klar geworden war, dass nur, wenn dies umgesetzt werden würde, beide Klubs zumindest die Chance haben werden, gleichzeitig im Europacup spielen zu können.

Komplizierte Trennung

In den (wohl) entscheidenden Führungspositionen ist die Entflechtung gelungen, in allen Bereichen allerdings noch nicht. Nur drei exemplarische Beispiele: Noch immer gibt es Mitarbeiter, die für beide Vereine arbeiten. Noch immer gibt es dank eines gemeinsamen Ausrüsters, zu dem auch gleichzeitig gewechselt worden war, eine verwechselbare Corporate Identity. Noch immer gibt es im Internet eine Red-Bull-Datenbank, auf der Medien Bilder beider Teams herunterladen können.

Die UEFA steht jetzt also vor einer Entscheidung, die richtungsweisend für die Zukunft des europäischen Klubfußballs ist. Denn das Modell Red Bull könnte bei einer positiven Entscheidung natürlich Vorbild für andere Investoren werden.

Keine Stellungnahme

Dass Leipzig und Salzburg von der UEFA einfach durchgewunken werden, wäre ebenso eine Überraschung wie ein negativer Bescheid für einen der beiden Vereine. UEFA-Insider gehen davon aus, dass es Nachfragen und Auflagen geben wird. Vom europäischen Verband gibt es auch inoffiziell keine Stellungnahmen zur Causa. Offiziell ist nur, dass der Fall nach dem Einlangen aller Unterlagen geprüft wird.

Wie die Entscheidung schlussendlich ausfallen wird, ist strenge Verschlusssache. Sollte nur ein Red-Bull-Klub starten dürfen, wäre das Salzburg im Falle eines Meistertitels in Österreich (dafür fehlt noch ein Punkt), weil dieser laut UEFA-Regulativ mehr zählt als Leipzigs Vizemeistertitel in Deutschland.

Gefahr Lizenzentzug

Ein in deutschen Medien noch immer als mögliche Variante genannter freiwilliger Verzicht Salzburgs wäre gleichbedeutend mit dem Entzug der Bundesliga-Lizenz – und würde wohl das Ende des Fußballprojektes Red Bull in der derzeitigen Form bedeuten.

Dieses funktioniert aktuell nämlich auch in Deutschland nur so gut, weil Salzburg ein äußerst erfolgreicher Spielerlieferant für Leipzig ist. Um aber weiterhin weltweit umworbene Talente nach Österreich locken zu können, ist die Perspektive Europacup ein Überzeugungsargument, das wohl nur sehr schwer ersetzt werden kann.

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