Bickel: "Müssen möglichen Abstieg ansprechen"

Ernste Mienen: Bickel (li.) und Djuricin befassen sich mit dem Worst Case.
Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel hat Spieler und Trainer auf den Abstiegskampf eingeschworen.

In der Schweiz genießt Fredy Bickel den Ruf, ein formidabler Seelentröster zu sein. Dafür gab es bei Rapid zuletzt auch genug Gelegenheit. Doch mittlerweile sieht der Sportdirektor den Bedarf an einfühlsamen Worten als erschöpft an. "Ich hatte am Montag ein sehr ernstes Gespräch mit den Spielern und Trainern", erzählt Bickel.

"Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber unsere Lage musste bewusst gemacht werden. Dieses Bewusstsein für den Abstiegskampf war noch nicht bei allen voll da." Interimstrainer Djuricin hatte sich noch nach dem 2:3 bei der Admira geweigert, das böse A-Wort zu thematisieren. Bickel erklärt: "Sein Ansatz war okay. Er wollte eine verunsicherte Mannschaft öffentlich nicht noch mehr unter Druck setzen. Aber jetzt gilt für alle: Den möglichen Abstieg müssen wir klar ansprechen."

Nach Runde 31 ist die Lage mit sechs Punkten Vorsprung auf die formstärkeren Rieder ernst wie nie. Trotzdem sind für den morgigen Besuch des Angstgegners WAC (nur ein Punkt in drei Duellen) bereits mehr als 18.000 Karten verkauft.

Intelligenzfrage

Bickel hat in der Schweiz Titel gesammelt, aber auch Tiefen erlebt: "Mit den Grasshoppers, dem FC Zürich und den Young Boys war ich in ähnlich schwierigen Situationen. Ich hätte in Wien nicht ganz so große Probleme erwartet. Ich fühle mich jetzt aber auch in der Pflicht gegenüber Rapid."

Laut eigenen Angaben erlebt er die "intelligenteste Mannschaft" seiner Karriere. Da stellt sich schon die Frage, warum die Abstiegsgefahr noch nicht realisiert wurde. Bickels Erklärungsversuch: "Wenn du mit so großen Zielen in eine Saison gehst und das Potenzial da ist, fällt es einigen schwer, auf eine andere Situation zu switchen. Sie hinterfragen ja so viel, dass sie jetzt nicht mehr alles verarbeiten können."

Bickels Ausblick: "Die Situation ist wirklich schwierig. Es würde jetzt auch nichts bringen, nur laut reinzuschlagen. Aber wenn wir da rauskommen, werden wir gestärkt rauskommen und viel Ballast abwerfen können." Vielleicht kann Louis Schaub helfen, der wieder im Mannschaftstraining steht.

Bickel selbst würde sich "am liebsten vierteilen: Das Wichtigste ist diese Mannschaft. Es gilt aber auch, das Trainerteam, den Kader und die Vorbereitung zu planen." Den Donnerstag verbrachte der 51-Jährige in seiner Heimat: "Für Rapid, aber nicht wegen Trainer-Gesprächen."

Bickel hält sich noch bedeckt: "Weil wir beim Kader nicht viel tun können, wird es rundherum neue Reizpunkte geben. Der Trainer muss jedenfalls Sensibilität mitbringen."

Müllers Klausel

Passend zur Situation ist der Rosenkrieg mit Bickels Vorgänger. Andreas Müller hat eigentlich – wie alle abgefertigten Ex-Mitarbeiter von Barisic bis Canadi – unterschrieben, dass er sich öffentlich über Rapid im Allgemeinen und über mehrere schriftlich festgehaltene Details im Besonderen nie negativ äußern wird. Zusatz: "Dies gilt auch nach Beendigung des Vertragsverhältnisses weiter."

Müllers Rundumschlag nach dem Derby (0:2) auf Sky wäre demnach juristisch verfolgbar. In Hütteldorf wurde hingegen versucht, mit einer langen Aussendung dem Deutschen inhaltlich Paroli zu bieten. Auf ein mögliches Treffen vor Gericht wird verzichtet, um nicht noch eine Baustelle zu eröffnen.

Kommentare