Wenn Kassen klingeln könnten, dann dürfte man in diesem Fall von eklatanter Lärmbelästigung sprechen.
Floyd Mayweather ist der reichste Boxer der Geschichte, zumindest ist der Amerikaner der bestverdienende Sportler der Welt. "Money" (wem ist das wohl eingefallen?), wie der Olympia-Dritte von 1996 genannt wird, erboxte alleine im Vorjahr umgerechnet 85 Millionen Euro, vor allem dank eines TV-Vertrags mit Showtime/CBS, der Mayweather über einen Zeitraum von 30 Monaten für sechs Fights 200 Millionen Dollar (146 Millionen Euro) bringt. Der Retourkampf gegen den Argentinier Marcos Maidana am kommenden Wochenende (in der Nacht auf Sonntag) ist der vierte im Rahmen dieses Vertrages. Falls alle im Rahmen dieser Vereinbarung möglichen sechs Kämpfe zustandekommen sollten, stellte dies den am höchsten dotierten Vertrag eines Athleten in der Geschichte des Sports dar.
Der neue Vertrag von Floyd Mayweather ist der bei Weitem höchstdotierte in der Geschichte des Boxens (über finanzielle Einzelheiten wurde Vertraulichkeit vereinbart). Zudem ist er König des Pay-per-View (PPV) und erzielt pro Veranstaltung durchschnittlich mehr als eine Million PPV-Zahlungen. Bis zu 60 Dollar zahlen Konsumenten für einen Mayweather-Kampf.
Jetzt könnte man neidisch werden (Achtung Ironie), aber Mister Mayweather hat sich die ganze Sache ein bisserl auch verdient, weil er auch Erfolge vorzuweisen hat: Seit 46 Kämpfen ungeschlagen, hält der heute 37-Jährige den Weltmeistertitel im Halbmittelgewicht (Klasse bis 69,85 Kilogramm) und im Weltergewicht (66,678 Kilogramm). Nur drei Siege trennen ihn vom legendären Schwergewichtler Rocky Marciano, der von 1950 bis 1955 49 Kämpfe lang ungeschlagen blieb. Mayweather hat in fünf verschiedenen Gewichtsklassen, von Superfeder- (58,967 Kilogramm) bis Halbmittelgewicht, Weltmeistertitel erkämpft.
Vorbild Bill Gates
Zurück zum Geld: Durch die garantierte Börse gegen Maidana steigen Mayweathers Gesamteinnahmen auf 373 Millionen Dollar. Kein anderer Boxer hat mehr verdient als er. Zu seinen Idolen zählen freilich nicht wie für herkömmliche Boxer Leute wie Muhammad Ali, "Smokin’" Joe Frazier oder Beißer Mike Tyson, sondern geschäftstüchtige Unternehmer wie Bill Gates, Mark Cuban und Warren Buffett, die es in die Riege der Multimilliardäre gebracht haben. Und nun sucht sich Floyd Mayweather weniger die Gegner nach deren Stärke aus, sondern nach der finanziellen Lukrativität. "Ich kämpfe, denn ich bin ein Geschäftsmann. Sobald der Preis stimmt, sage ich: ,Lass uns boxen‘", hört man ihn oft sagen.
Geprägt durch seine Kindheit macht Mayweather kein Geheimnis daraus, dass er den Luxus liebt. Er war nie verheiratet, hat vier Kinder mit zwei Frauen und lebt dennoch allein in seiner 2500 Quadratmeter großen Villa in Las Vegas.
Riesenschrank
"Als ich aufwuchs, schliefen sieben von uns in einem Zimmer. Jetzt habe ich einen Schrank, der größer ist als unser Raum damals", sagt Mayweather. Okay, richtig arm war er auch als Bub nicht, Vater Floyd Mayweather senior hatte ebenso professionell geboxt wie seine Onkel Jeff und Roger. Letzterer ist sein heute Trainer. Nur 2012 war es weniger gemütlich für Mayweather, die 63 Tage im Gefängnis waren wohl die schwierigste Zeit. Mayweather war Ende Dezember 2011 von einem Gericht in Las Vegas für schuldig befunden worden, seine Ex-Partnerin Josie Harris vor den Augen der gemeinsamen Kinder attackiert zu haben. Nach zwölf Tagen im Häf’n hatte er Haftverschonung beantragt, die jedoch abgelehnt wurde.
Wie Batman
Mayweather schafft es aber auch so, seit Jahren seinen Namen ins Gespräch zu bringen. Einige halten ihn für arrogant, andere bezeichnen den fünfmaligen Weltmeister verschiedener Klassen als ausgesprochen selbstbewusst. "Er will größer sein, als das Boxen ihn machen kann. So ähnlich, wie der Joker im ,Batman‘-Film sagt, dass er sein Gesicht auf dem Ein-Dollar-Schein haben möchte", schrieb schon vor Jahren die New York Times. Mayweather selbst sieht sich als "das Gesicht des Boxens und den König auf dem Thron. Und ich bin der Grund, warum Leute kein Schwergewichtsboxen mehr schauen."
Rapper 50 Cent, der vor seiner musikalischen Karriere im Gang-Milieu aktiv war, ist einer von Mayweathers Freunden. Er sagt: "Sie hassen ihn, weil er jung und reich ist und weil er eine Popkultur repräsentiert, die viele nicht mögen." Wenn über den besten Boxer der Geschichte debattiert wird, gibt’s für Mayweather nur einen – ihn selbst. "Ali?" Der habe Kämpfe verloren (fünf waren es insgesamt, Anm.). Er hingegen sei noch unbesiegt. Marcos Nader, Österreichs bester Boxer, beschreibt das Phänomen Mayweather so: "Er beglückt Menschen mit seinem Können, seinem Stil, aber auch mit seiner Arroganz." Aber vor allem: "Er ist durch sein Talent und seinen Fleiß einer der besten Boxer der Geschichte."
Sollte Mayweather dennoch irgendwann die Boxhandschuhe im Kasten verräumen (wie groß der auch immer ist), hat er schon ein neues Betätigungsfeld in Aussicht. Nachdem die Basketball-Profiliga NBA den Besitzer der Los Angeles Clippers, Donald Sterling, wegen rassistischer Äußerungen auf Lebenszeit gesperrt und zum Verkauf des Klubs gedrängt hatte, meldeten sich Interessenten – auch Mayweather.
Nachzutragen wäre noch das Börserl des Gegners am Freitag: Der in 38 Boxkämpfen 35-mal siegreiche Maidana bekommt 1,5 Millionen Dollar. Floyd Mayweather hat 32 Millionen Dollar. Fix.
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