Eine Ex-Managerin teilt kräftig aus

Portrait am 06.03.2013 von Boxerin Nicole Wesner
Nicole Wesner bestreitet mit 35 Jahren ihren erst dritten Profikampf.

Langes, blondes Haar, Wimperntusche, freundliches Lachen. Nicole Wesner sieht nicht aus, wie man sich eine Boxerin vorstellt. Eher wie eine Managerin in einem internationalen Konzern.

Genau das war sie einmal. Der Beruf hat die gebürtige Deutsche 2006 nach Wien geführt, beim Fitnesstraining kam sie mit dem Boxen in Kontakt. Und der Sport ließ sie nicht mehr los. „Ich bin sofort reingekippt“, sagt die heute 35-Jährige. Nach einem Monat war sie Sparringpartnerin bei den Männern, 2009 wechselte sie zum Box-Klub Bounce, jenem Verein, bei dem auch Marcos Nader trainiert. „Plötzlich war ich österreichische Staatsmeisterin bei den Amateuren.“

Wesner wechselte ins Profi-Lager, ihren ersten Kampf mit österreichischer Lizenz gewann sie in Dessau nach Punkten, den zweiten in Potsdam vor 3000 Zuschauern durch K. o. Am Samstag kämpft Wesner erstmals in ihrer Wahlheimat Österreich. Sie trifft auf die Ungarin Zsofia Bedo – in einem Vorkampf zum Duell Nader – Santos. „Das ist das schönste Box-Event des Jahres und ich darf dabei sein“, schwärmt sie. „Obwohl Marcos mehr als zehn Jahre jünger ist als ich, ist er eines meiner Vorbilder. Er hat mir gezeigt, was es bedeutet, Profisportler zu sein.“

Ein Sieg am Samstag ist für Wesner Pflicht, sie hat große Ziele. In den kommenden zwölf Monaten will sie um einen EM-Titel kämpfen, danach um die Weltmeisterschaft. Ihr fortgeschrittenes Alter sei dabei kein Hindernis: „Ich habe eine extrem hohe Schlagkraft und die Ausdauer kann man sich erarbeiten.“ Zudem sei die Dichte im Damen-Boxen naturgemäß nicht so hoch wie bei den Herren: „In meiner Gewichtsklasse, im Leichtgewicht, gibt es weltweit 105 Profis.“

Die Bezeichnung „Profi“ bedeutet im Boxen aber noch lange nicht das große Geld. „Alles, was ich mache, mache ich aus Idealismus“, sagt sie. Etwa die elf Trainingseinheiten pro Woche. Sie kündigte den Job, zog in eine kleinere Wohnung, lebt heute von ihren Ersparnissen. Doch ausgeschlossen ist es nicht, dass sie mit dem Boxen einmal auch gutes Geld verdient. Die deutsche Star-Boxerin Regina Halmich hatte Börsen von mehr als einer Million Euro.

Kommentare