Blut und Blutdoping: Der Radsport und seine x-te Krise

Alessandro Petacchi (2010)
Vier neue Namen in der Causa um den Erfurter Doping-Arzt. Ein Schwerverletzter beim Giro d’Italia.

Die erste große Landesrundfahrt ist erst fünf Tage alt, doch nicht nur beim Giro d’Italia geht es rund, sondern auch in der Doping-Causa, die bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld ausgebrochen ist. Ein Überblick:

  • Schauplatz Erfurt:

Nächste Runde in der Operation Aderlass: Nach dem Auffliegen des Blutdopingrings um den Erfurter Sportmediziner Mark Schmidt hat der Radsport-Weltverband UCI am Mittwoch vier (Ex-)Profis suspendiert. Der bekannteste und erfolgreichste: Alessandro Petacchi. Der frühere italienische Sprintstar war einst Teamkollege des Deutschen Danilo Hondo, der am Wochenende Blutdoping gestanden hatte. „Ich hatte nie eine Bluttransfusion“, behauptete Petacchi am Dienstag am Rande des Giro d’Italia, „ich habe keine Ahnung, wieso mein Name in den Unterlagen aufscheint.“ Doch es ist nicht das erste Mal, dass Petacchi Probleme hat: 2008 wurde er wegen Dopings für acht Monate gesperrt, 2010 wurde abermals gegen ihn ermittelt, schließlich wurde er aber freigesprochen.

Von 2010 bis 2013 fuhr Petacchi für das italienische Team Lampre. Auch ein weiterer aufgeflogener Fahrer ist mit diesem Team oder dessen Nachfolgern in Kontakt gestanden: der Kroate Kristijan Durasek (31), 2015 Gesamtsieger der Tour of Turkey und bis Dienstag noch bei der Tour of California. Ebenfalls suspendiert sind der Slowene Kristijan Koren (32), der beim Giro d’Italia unterwegs war, und dessen Landsmann Borut Bozic (38), der Ende 2018 seine Karriere im Team Bahrain Merida beendet hat – und dort nun als Sportdirektor arbeitet.

21 Sportler aus acht Nationen sollen die Dienste des Blutdoping-Arztes in Anspruch genommen haben. Bekannt sind bis jetzt 15 Männer aus sieben Ländern und drei Sportarten: Rad, Langlauf, Eisschnelllauf.

  • Schauplatz Giro d’Italia:

176 Fahrer sind am Samstag in die Italien-Rundfahrt gestartet. Wie viele am 2. Juni das Ziel in Verona erreichen werden ist offen. Der Vorjahreszweite Tom Dumoulin (NED), der am Dienstag gestürzt war und vier Minuten auf die Besten verloren hatte, gab am Mittwoch auf – die Knieschmerzen waren zu groß. Am Dienstag hatte es auch den Spanier Daniel Navarro erwischt: Der 35-Jährige brach sich das rechte Schlüsselbein sowie drei Rippen, die seine Lunge durchstießen.

Er wird zur Zeit in der Intensivstation eines Spitals in Rom behandelt, Lebensgefahr besteht nicht. In denselben Sturz verwickelt war auch sein österreichischer Katjuscha-Teamkollege Marco Haller. Der 28-jährige Kärntner verletzte sich an der Hand, eine Röntgenuntersuchung ergab keinen Bruch. Am Mittwoch stand er wieder am Start der Etappe von Frascati nach Terracina. Der Sieg ging nach einer Fahrt durch den strömenden Regen an den Deutschen Pascal Ackermann vom Bora-Team.

Schon vor der vierten Etappe war Juan Sebastián Molano wegen „auffälliger Blutwerte“ vom eigenen Team aus dem Rennen genommen. Wie Kristijan Durasek fährt der 24-jährige Kolumbianer für das Team Emirates (vormals Lampre).

  • Schauplatz Kalifornien:

Am Mittwoch wurde Kristijan Koren (s.o.) suspendiert. Für den Oberösterreicher Felix Großschartner läuft die Tour of California hingegen wie geschmiert, er liegt auf Rang neun, 35 Sekunden hinter Spitzenreiter Tejay von Garderen (USA).

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