"Bin hier als Fahrerin, nicht als Frau"

Karrierefrau: 2012 ist Susie Wolff in der Formel 1 angekommen – als Entwicklungsfahrerin für Williams
Hurtig: Susie Wolff ist eine von zwei Frauen in der Formel 1. Am Wochenende dreht die DTM-Pilotin in Spielberg ihre Runden.

Susie Wolff ist blond, fährt ein rosarotes Auto und liebt Handtaschen. Es gibt keinen Witz über Frauen am Steuer, den die 29-jährige Rennfahrerin nicht bereits gehört hätte. "Ich soll zum Beispiel ein eigenes Fach für meinen Lippenstift im Auto haben", erzählt die gebürtige Schottin schmunzelnd. Die Ehefrau des Wieners Toto Wolff hat gut lachen: Seit 2012 ist sie Testfahrerin für Williams in der Formel 1, seit sechs Jahren dreht sie im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) für Mercedes ihre Runden.

Vor dem vierten Lauf der Saison in Spielberg (Sonntag,13.30 Uhr, live ARD) spricht die Rennfahrerin in perfektem Deutsch über Vorurteile, ihre Liebe zu Österreich und den Traum von der Königsklasse:KURIER: Seit Ihrem Engagement in der Formel 1 werden sie noch öfter darauf angesprochen, dass Sie eine Frau in einer Männerdomäne sind. Nervt das mit der Zeit?Nein, gar nicht. Ich kann keinem böse sein, jeder will halt wissen wie das ist. Aber ich gebe immer dieselbe Antwort: Ich bin hier als Fahrerin, nicht als Frau. Ich fahre nicht, weil ich zeigen möchte, wie gut eine Frau sein kann, ich fahre für mich, als Susie Wolff und ich schaue, wie gut ich selber sein kann. Für mich ist meine Platzierung wichtig, nicht wie viele Männer ich hinter mir lasse. Ich liebe einfach diesen Sport.Man sagt Frauen nach, sie könnten nicht einparken, über den Lippenstift haben wir ja bereits gesprochen – wie gehen Sie mit solchen Klischees um?Ich lache mit, es ist eh lustig. Für mich ist klar: Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht gut genug wäre, dann hätte ich auch nicht den Respekt von meinen Teamkollegen. Das rosarote Auto unterstützt das Klischee natürlich. Aber das Schönste ist, dass es viele kleine Mädels gibt, die mit rosa T-Shirt und Kappe zu mir kommen und das Auto toll finden. Das finde ich sehr positiv.

In Amerika mangelt es nicht an weiblichen Vorbildern, in der IndyCar-Serie ist der Frauenanteil bereits seit Jahrzehnten hoch. Warum ist das in Europa nicht so?In den USA ist das eine ganz andere Geschichte: Dort wollen die Leute immer, dass der Underdog gewinnt, deshalb bekommen die Frauen sehr viel Unterstützung, was ganz toll ist! Aber in Europa ist das anders. Da denkt man sich: Okay, eine Frau. Schauen wir mal, wie gut die fährt.Als Testfahrerin bei Williams haben Sie den ersten Schritt in Richtung Formel 1 gemacht. Ist ein Cockpit in der Königsklasse der logische nächste Schritt?Ich habe immer gesagt, ich möchte nicht laufen, bevor ich gehen kann. Die Formel 1 war immer ein Traum, nun habe ich einen kleinen Schritt gemacht. Aber ohne DTM wäre ich jetzt niemals hier. Das Niveau ist unglaublich hoch, die sechs Jahre haben mir sehr geholfen, um mich zu verbessern.Was sind die größten Unterschiede zwischen Tourenwagen-Serie und Formel 1?Das ist etwas ganz anderes. Formel 1 ist die beste Technologie der Welt, das Auto ist unheimlich schnell, man kann unheimlich spät bremsen. Es ist ganz anders.Zurück zum heutigen Rennen in Spielberg: Sie sind mit einem Wiener verheiratet, fühlen Sie sich in Österreich auch ein wenig zu Hause?Spielberg ist für mich mehr ein Heimrennen, als Brands Hatch. Ich liebe Österreich, das Land, die Leute und diese Strecke hier. Ich habe mich sehr auf das Wochenende gefreut.Ihr Mann, Toto Wolff, ist auch ein ehemaliger Rennfahrer. Wer sitzt denn privat bei Ihnen beiden am Steuer?Immer er, weil er sich dauernd beschwert, wenn ich fahre: Ich bin zu schnell, zu langsam, zu weit links, zu weit rechts, hast du das Auto gesehen? ... Katastrophe!

Susie Wolff (gebürtig Stoddart) wurde 1982 in Oban (Sco) geboren. Ihre Motorsportkarriere startete sie im Kartsport, wo sie zur britischen Kartfahrerin der Jahre 1996–2000 gewählt wurde. Seit 2006 fährt die Ehefrau des Wieners Toto Wolff für Mercedes AMG in der DTM, seit 2012 ist die schnelle Schottin Formel-1-Testfahrerin für Williams.

 

 

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