Beachvolleyballer Doppler: "Spitzensport ist eine gute Lebensschule"

Beachvolleyballer Doppler: "Spitzensport ist eine gute Lebensschule"
Im Beachvolleyball wurde Clemens Doppler Vize-Weltmeister, jetzt vermittelt er seine Erfahrungen in Vorträgen. Bei der EM auf der Donauinsel wird er nicht nur Autogramme schreiben.

Die Sonne brennt und im Schatten unter den Bäumen der Strandbar Hermann am Wiener Donaukanal weht der Wind. Perfekte Bedingungen also für ein Gespräch mit Clemens Doppler, der mehr als zwei Jahrzehnte Österreichs Beachvolleyball geprägt hat. Seit zwei Jahren tritt er sportlich leiser, spielt mit Partner Thomas Kunert vorwiegend nationale Turniere und arbeitet intensiv an seinem neuen Berufsleben. Neben dem Profisport absolviert er die Polizei-Ausbildung und hält Vorträge vor Hunderten Führungskräften. Bei der EM auf der Donauinsel ist der 42-jährige Vizeweltmeister von 2017 als Mentor für die anderen österreichischen Teams im Einsatz.

KURIER: Plagt Sie manchmal das Fernweh?

Clemens Doppler: Gar nicht. Das Herumreisen geht mir nicht ab. Irgendwo zu sein, ist cool, aber das Hinkommen war immer mühsam.

Was ist spannender? Ein Spiel auf dem vollen Center Court auf der Donauinsel oder ein Vortrag vor Hunderten Führungskräften?

Unsicherer fühle ich mich definitiv bei den Vorträgen. Meine erste Keynote war vor 550 Leuten in Graz. Am Court weiß ich, dass ich das kann. Aber das Gefühl nach dem Vortrag war gleich wie beim geilsten Sieg im Sport. Da habe ich mir gedacht, das taugt mir.

Was vermitteln Sie dabei?

Ich habe ein Portfolio, in dem ich sattelfest bin. Es geht oft um Parallelen der Wirtschafts- und Sport-Welt, aber auch um Teamentwicklung, wie man Kommunikation so etabliert, damit sie etwas bringt. Im Beachvolleyball haben wir zwischen den Ballwechseln zwölf Sekunden, um Lösungen zu finden. Nach Corona ging es oft darum, mit Rückschlägen umzugehen. Da habe ich mit meinen Verletzungen einige Erfahrungen.

Beachvolleyballer Doppler: "Spitzensport ist eine gute Lebensschule"

Clemens Doppler im Gespräch mit KURIER-Redakteur Peter Karlik

Wie ist die Resonanz?

Bis jetzt echt gut. Das taugt mir. Ich geh’ voll darin auf, wenn ich merke, dass ich auch nur einem Einzelnen geholfen habe. Die zwei Welten zu verbinden, ist spannend.

Die Erfahrung aus dem Spitzensport hilft Ihnen?

Sehr. Spitzensport ist eine gute Lebensschule.

Sie sind auch bei der Polizei?

Im Mai hatte ich die Dienstprüfung. Mein Praktikum mache ich im Oktober. Dann bin ich Inspektor. Meine Dienststelle ist wirklich geil. Sie ist spezialisiert auf Suchtgift. Im Praktikum habe ich jemandem Gras abgenommen, dem ich drei Monate davor ein Autogramm gegeben hab’. Einmal hatten wir ein Planquadrat von 18 bis 22 Uhr. 23 Autos haben wir aufgehalten, in 21 hatten die Leute was genommen.

Beachvolleyballer Doppler: "Spitzensport ist eine gute Lebensschule"

Vor zwei Jahren gingen Sie und Alexander Horst getrennte Wege. Er will mit Julian Hörl noch einmal zu Olympia. Was sagen Sie zu seiner Saison?

Alex hat das Balltalent und immer noch den besten Unterarm. Mit Hörl hat er momentan einen der besten Blocker auf der Tour. Mit Trainer Martin Olejnak haben sie einen, der das Spiel versteht und der Alex seit 25 Jahren kennt. Er weiß, wie man mit ihm umgehen muss. Die Kombination macht es aus, dass sie unangefochten Nummer eins sind in Österreich.

Was sagen Sie zur ProTour des Weltverbandes, auf der die Qualifikation für die Top-Turniere fast unmöglich ist und die wegen der Zentralvermarktung nur schwer in einen kleinen Markt wie Österreich zu holen ist?

Ich glaube schon, dass Hannes Jagerhofer 2025 wieder die Tour haben will. Es ist schade, dass wir eine Sportart haben, die alle vier Jahre nach Olympia das Regelwerk komplett ändert.

Und die Preisgelder sind auch viel niedriger als noch vor 10 bis 15 Jahren ...

Jetzt kannst du dir nicht einmal mehr den Flug finanzieren, wenn du in Kanada Fünfter wirst.

Sie haben viel mit Menschen zu tun. Die Corona-Pandemie hat Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Ich habe mit drei Mädels einen Verein gegründet, der sich ‚TeachBeach‘ nennt. Wir bieten Trainings für Kinder und Jugendliche an. Viele Eltern melden die Kinder an, weil die seit der Pandemie nur noch herumliegen und Computer spielen. Die Armen sind die, die es vom Elternhaus nicht mitbekommen haben und in einer Schule sind, in der Sport keinen Stellenwert hat. Sport ist für so viel im Leben die Antwort.

Kommentare