Basketball-Präsident Niederhofer: "Pöltl ist ein unglaublicher Typ"

Jakob Pöltl führte das Team gegen die Niederlande zum zweiten Sieg
Verbandspräsident Helmut Niederhofer über die Bodenständigkeit von NBA-Legionär Jakob Pöltl und den Boom, den die Sportart seit der Corona-Krise erlebt.

Österreichs Basketball sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Vor einem Jahr wird das 3x3-Team Europameister, dann unterschreibt Jakob Pöltl einen 100-Millionen-Dollar-Vertrag bei den Toronto Raptors und schafft es das Herrenteam zwei Länderspiele in der WM-Vorqualifikation vor ausverkauftem Haus in Schwechat zu gewinnen. Das alles passiert sehr zur Freude von Verbandspräsident Helmut Niederhofer. Die 69-jährige Traiskirchen-Legende spricht vor dem letzten Spiel der Österreicher in Bulgarien (17.00, ORFon) über den Boom, und was seinem Sport noch fehlt.

KURIER: Die ausverkauften Heimspiele gegen Bulgarien und Niederlande waren für den Präsidenten wohl sehr erfreulich, oder?

Helmut Niederhofer: Ja, im Moment ist die Mannschaft wirklich in einer guten Situation. Die haben eine gute Stimmung und die Qualität passt. Ich kann mich nicht erinnern, wann zwei Spiele so viele Zuschauer angelockt haben. Ich muss auch sagen, dass natürlich Jakob Pöltl dazu beigetragen hat.

In der Qualifikation sieht es nach dem zweiten Heimsieg auch sehr gut aus ...

Niederhofer mit Staatssekretärin Schmidt

Niederhofer mit Staatssekretärin Schmidt

Wenn wir in Bulgarien gewinnen, ist es erledigt, wenn Bulgarien in Holland verliert, ist es auch erledigt. Und wenn wir nicht mit mehr als 26 Punkten verlieren, ist es auch erledigt. Aber trotzdem werden wir alle Kraft daran setzen, auch in Bulgarien zu gewinnen, um alle Spekulationen wegzubringen.

Sie haben jahrzehntelange Erfahrung. Wie ist das Niveau des Teams einzuschätzen?

Es ist sehr gut und wir haben auch eine gute Basis für die Zukunft. Es gibt einen wirklich boomenden Nachwuchs, der uns noch viel Freude bereiten kann. Dann kommt dazu, dass ein Jakob Pöltl unbedingt für uns spielen will, wenn es möglich ist. Das ist für solche Spieler nicht selbstverständlich.

Was bedeutet Jakob Pöltl für die Sportart? Alleine mit einem 100-Millionen-Dollar-Vertrag kam er in die Weltnachrichten.

Das ist unglaublich – für den österreichischen Sport generell. Dass wir so einen Spieler haben, in einer der Top-Ligen in Nordamerika. Ein noch größerer Glücksfall ist, dass er so bodenständig geblieben ist. Es war sensationell, wie er sich nach dem Länderspiel in aller Geduld um die Autogrammwünsche gekümmert hat. Er ist ein unglaublicher Typ.

Sie haben den damals 17-jährigen Pöltl zu Traiskirchen geholt. War schon zu sehen, was aus ihm wird?

Wir haben ihn aus der zweiten Liga von den Timberwolves geholt. Für mich war total klar, dass er ein Riesentalent ist, weil er ganz einfach die Voraussetzungen hatte und vom Kopf her so weit war. Man hat immer gemerkt, er saugt alles auf und verbessert sich. Eine NBA-Karriere kann man nie voraussagen, aber die Wahrscheinlichkeit war schon sehr, sehr hoch bei seinem Potenzial.

Teamchef Chris O’Shea sprach schon vor den Quali-Spielen von einem Boom. Können Sie beschreiben, wie das passiert ist?

Mit der 3x3-EM hat es begonnen. Das sind Events, die wie Beachvolleyball die Leute begeistern. Den Leuten gefällt der Eventcharakter. Generell war es so, dass manche Verbände nach Corona ein Problem gehabt haben mit dem Nachwuchs. Bei uns ist es umgekehrt. Manche Vereine haben einen Aufnahmestopp, weil sie keine Hallenkapazitäten mehr haben.

Österreichs Regierung muss bei den Förderungen sparen, dazu ist Sponsor win2day von der Wettspielabgabe betroffen. Wie geht’s weiter?

Wir arbeiten daran und sind in Gesprächen mit dem Ministerium. Wir werden hoffentlich mit einem blauen Auge davonkommen. Es wird sicher ein bisschen enger werden, aber wir tun unser Bestes, dass der Sponsor zufrieden ist.

Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, was wäre das?

Eines unserer Hauptprobleme ist die Infrastruktur. Wir sind nicht dort, wo wir hingehören. Wir brauchen bessere Hallen und vor allem mehr Hallen.

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