Basketball: Das US-Erbe des Dream Teams

Basketball: Das US-Erbe des Dream Teams
Das US-Team vereint die bestverdienenden Sportler dieser Spiele. Gold ist für Jordans Erben olympische Pflicht.

Kobe Bryant kommt bei den Los Angeles Lakers auf ein Jahresgehalt von etwa 20 Millionen Euro. Doch auch er weiß, dass er zumindest einen Teil davon einer Legende zu verdanken hat: Vor zwanzig Jahren wurde das Dream-Team zu einer sportlichen Rockband und Basketball weltweit zu einem Bestseller.

Damals, 1992 in Barcelona (eigentlich im Vorort Badalona), durften erstmals NBA-Profis für die USA antreten. Und die haben bis heute noch den Ruf als beste Olympia-Mannschaft der Geschichte: Beim knappsten Sieg (im Finale) betrug der Vorsprung auf Kroatien, wo immerhin die NBA-Legionäre Toni Kukoc und Drazen Petrovic, "nur" 32 Punkte.

Der legendäre Coach der Amerikaner – Chuck Daly – nahm im Laufe des gesamten Turniers keine einzige Auszeit. Es ging ja nie ums Gewinnen, sondern nur um die Höhe des Sieges.

Sex for a ticket

Basketball: Das US-Erbe des Dream Teams

In weitem Umkreis der Halle bettelten Fans um Eintrittskarten für jedes einzelne Spiel der Amerikaner – völlig unabhängig vom jeweiligen Gegner. Auf Transparenten wurde bis zu 10.000 Dollar geboten, einige junge Damen trugen T-Shirts mit dem Aufdruck "Sex for a ticket".

Für die erste Pressekonferenz des US-Teams musste ein Auditorium Maximum angemietet und Tickets ausgegeben werden. Die dort getätigten Sprüche der Superstars zeigten, dass es hier nicht allein um Sport, sondern vor allem um Show ging. Und natürlich um einen lockeren, bei Olympia bis dahin und danach nie da gewesenen Schmäh in der viel zu ernst gewordenen Welt des Spitzensports. Charles Barkley, auf Erstrunden-Gegner Angola angesprochen: "The only thing about Angola I know is: Angola is in trouble."

Chuck Daly wurde gefragt, warum das Team nicht im olympischen Dorf wohne: "Darf ich Mr. David Robinson und Mr. Patrick Ewing bitten, aufzustehen ..." Die beiden 2,15-m-Riesen taten dies und donnerten mit den Köpfen gegen die Lampen. Daly: "Sorry, aber es gibt dort kein Bett für die beiden." Frage einer schwedischen Journalistin an den HIV-positiven Earwin "Magic" Johnson: "Können Sie eigentlich noch Sex haben?" Johnson steht auf und sagt: "Versuchen wir es?"

Stop playing ghetto ball

Im ersten Match verpasste Barkley einem Angolaner eher versehentlich einen Ellbogen-Check. Lautstarker Rüffel seines Rivalen und unumstrittenen Superstars Michael Jordan: "Sir! Stop playing ghetto ball!"

Mit Ausnahme des damals einzigen College-Spielers (Christian Laettner) wurden alle Spieler und drei Trainer des echten Dream-Teams in die Hall of fame aufgenommen. In den Jahren danach wurde jedes amerikanische Team voreilig als Dream-Team bezeichnet. Doch keines kam auch nur annähernd an die Legende von Barcelona heran, obwohl die USA im Basketball zehn Jahre lang ungeschlagen blieb. 2002 beendete ein Nightmare-Team, eine wirkliche Albtraum-Truppe, ausgerechnet bei der WM im eigenen Land den Mythos und wurde nur Sechster.

So gesehen war der Hype um das 92er-Dream-Team ein Eigentor: Europa und der Rest der Welt entdeckten Basketball neu. Die Argentinier, die das US-Team bei Olympia in Athen 2004 besiegten, lieferten den besten Beweis dafür: Emanuel Ginobili (derzeit San Antonio Spurs) der schon 2002 der Sargnagel der US-Boys war, führte Argentinien zum Olympiasieg und wurde zum MVP gewählt.

Doch auch, wenn der Vergleich mit dem Dream-Team von Charles Barkley, Larry Bird und Michael Jordan als blasphemisch bezeichnet wurde: Die Mannschaft von 2012, die Sonntag auf Frankreich trifft, hat Chancen, zumindest eine Art Legende zu werden.

Mit Ausnahme von Anthony Davis, dem Supertalent von der Highschool (jetzt New Orleans Hornets) stehen nur Allstars im Team. Bryant (Lakers), Camelo Anthony (15 Mio. € pro Jahr bei den New York Knicks), Chris Paul (13 Mio.; LA Clippers), vor allem LeBron James (13 Mio.; Miami Heat) und Kevin Durant (13 Mio; Oklahoma City Thunder) wären allein schon die Garantie für Gold.

Konkurrenz

Doch Resultate mit 60 Punkten Differenz sind unwahrscheinlich: Zu viele Länder stellen inzwischen NBA-Spieler. Früher haben die US-Profis im Vergleich mit dem Rest der Welt eine ganz andere Sportart betrieben. Heute ist dies längst nicht mehr der Fall. So war der spanische Superstar Pau Gaol, der bei den Lakers mit Bryant ein unglaubliches Duo bildet, Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier.

Dream-Team: Wie 1992 alles begann

Ursprung
1992 in Barcelona durften beim olympischen Basketball-Bewerb erstmals Profis der NBA mitspielen.

US-Team
Laettner (Duke University), Robinson (San Antonio), Ewing (NY Knicks), Bird (Boston), Pippen, Jordan (beide Chicago, Drexler (Portland), Malone, Stockton (beide Utah), Mullin (Golden State), Barkley (Phoenix), Johnson (LA Lakers).

Finale
Die USA siegten im Finale gegen Kroatien mit 117:85. Die Kroaten waren die Einzigen, die gegen die USA in Führung waren (25:23).

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