Australien: Kontroverse um Transgender-Gewichtheberin

Symbolbild
Die 39-jährige Laurel Hubbard dominierte den Damen-Bewerb bei den Australian Internationals - obwohl sie als Mann zur Welt kam.

Laurel Hubbard hat ein Traumdebüt bei den Australian Internationals hingelegt: Die 39-Jährige pulverisierte bei ihrem ersten großen Bewerb die Konkurrenz, deklassierte selbst die frühere Commonwealth-Games-Meisterin Iuniarra Sipaia aus Samoa um sagenhafte 19 Kilogramm. Aber Hubbard ist mit knapp 40 Jahren alles andere als eine Spätzünderin: In der Vergangenheit zählte sie sogar zu den besten Gewichthebern Australiens - allerdings bei den Männern, damals noch als Gavin Hubbard.

Mit Mitte dreißig wagte die Neuseeländerin Hubbard die Umwandlung von Gavin zu Laurel - und ist seit Anfang März bei Bewerben in Australien als Frau startberechtigt. Garry Marshall, Präsident des Olympischen Gewichtheberverbands in Neuseeland, gesteht zwar ein, dass es - vor allem vonseiten von Hubbards Konkurrenz - einige Kritik gab, nimmt dieser aber den Wind aus den Segeln. "Wir folgen den Richtlinien des Internationalen Olympischen Kommitees. Diese erkennen bei Athleten keine Geschlechtsidentität außer Mann und Frau an - niemand wird als Transgender beschrieben." Weil Hubbard rechtlich betrachtet eine Frau sei, gebe es also keine Grundlage, sie gegen Männer antreten zu lassen.

"Sie ist, wer sie ist"

Dennoch regt sich Kritik an der Entscheidung. "Wenn ich in dieser Kategorie wäre, ich hätte nicht das Gefühl, in einer gerechten Situation zu sein", äußerte sich etwa Deborah Acason, selbst zweifache Olympia-Teilnehmerin und Goldmedaillengewinnerin der Commonwealth Games 2006, über die neue Dominatorin. "Wenn es nicht fair ist, warum machen wir den Sport dann?"

Marshall beruhigt, Hubbard habe keinerlei ungerechte Vorteile. Sie musste im Vorfeld ihrer Zulassung vorweisen, dass ein streng festgelegter Testosteronwert im Blut in einem Zeitraum von 12 Monaten nicht überschritten wird. "Wir würden aktiv werden, wenn es konkrete Hinweise auf einen Vorteil für Hubbard gäbe", so Marshall.

"Sie ist, wer sie ist", gab sich Bronze-Gewinnerin Kaitlyn Fassin gelassen. So sei entschieden worden, mehr gebe es dazu nicht zu sagen. "Sie wird als Frau gesehen, und so ist es." Fassin wurde in der Kategorie der Damen über 90 Kilogramm Dritte hinter Hubbard und Sipaia - sie hob 45 Kilogramm weniger als Hubbard.

Aufregung über Transgender-Athletinnen

Hubbard ist bei weitem nicht die erste Transgender-Sportlerin, die international für Aufsehen sorgt. Einer der bekanntesten Fälle der jüngeren Vergangenheit ist Caster Semenya aus Südafrika. Nachdem Semenya bei den Weltmeisterschaften 2009 Gold im 800-Meter-Lauf geholt hatte, waren - wegen ihres maskulinen Äußeren - Zweifel aufgekommen, ob sie tatsächlich eine Frau sei.

Der Leichtathletik-Weltverband startete eine Untersuchung, erteilte ihr aber im Juli 2010 wieder die Startfreigabe. In London 2012 und Rio 2016 lief Semenya jeweils zu Olympischem Gold. Die genauen Ergebnisse der medizinischen Untersuchungen wurden zum Schutz von Semenyas Privatleben geheimgehalten; allerdings wurden auch danach immer wieder Stimmen laut, die ihr wegen ihres höheren Testosteronspiegels einen Vorteil unterstellten.

In Österreich ist vor allem der Name Erik Schinegger bekannt: Bei der Geburt wurde Schineggers Geschlecht fälschlicherweise als weiblich identifiziert - unter dem Namen Erika wurde Schinegger zu einer Spitzenskiläuferin. Bei der Weltmeisterschaft 1966 eroberte Schinegger die Goldmedaille in der Abfahrt. Erst 1968 wurde bei einem medizinischen Test vor den Olympischen Spielen in Grenoble Schineggers wahres Geschlecht festgestellt. Er entschied sich danach zu einer Operation und lebt heute als Erik Schinegger.

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