Armstrong verliert alle sieben Tour-Titel

Armstrong verliert alle sieben Tour-Titel
Aufgrund der weitreichenden Dopingaffäre werden Lance Armstrong alle Ergebnisse seit 1998 aberkannt.

Die Geschichte von Lance Armstrong war wie ein Märchen. Vom Vater verlassen, vom Stiefvater geschlagen flüchtete er sich in lange Radtouren. "Wenn ich lang genug radle, dann führt mich diese Straße schon aus meinem Elend heraus", erinnerte er sich später einmal.

Armstrong wurde Triathlet, später Radprofi, 1993 holte er als 21-Jähriger den Weltmeistertitel. Dann die Diagnose Hodenkrebs, Überlebenschance 40 Prozent. Doch der Amerikaner sprang dem Tod von der Schaufel und wurde zum besten Radfahrer der Geschichte. Sieben Mal stand sein Name in der Siegerliste der Tour de France. Bis am Montag.

Die Geschichtsbücher wurden gelöscht, Armstrong bekam die Rechnung für seine Lebenslüge präsentiert. Die Enthüllungen der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA zum Doping-Netzwerk des Texaners wurden vom Radsport-Weltverband UCI am Montag in Genf anerkannt. Alle Ergebnisse des heute 41-Jährigen seit dem 1. August 1998 wurden gestrichen und Armstrong wurde lebenslang gesperrt. Selten zuvor ist ein Sportstar so tief gefallen wie der ehemalige Rekordsieger.

Armstrongs beherrschender Charakterzug war stets der unbedingte Wille zum Erfolg. Einst sagte er: "Der Schmerz vergeht, aber Aufgeben ist für immer." Aufgegeben hat er auch nicht, als Krebs diagnostiziert wurde. Seine Chemotherapie wählte er danach aus, dass sie die Lunge am wenigsten schädigen durfte, sonst hätte er keine Rennen mehr fahren können. Die Angst vor dem Verlieren war größer als die Angst vor dem Tod.

Harte Worte

Armstrong verliert alle sieben Tour-Titel

Nun hat Armstrong doch verloren: den Kampf gegen die Doping-Anschuldigungen. "Lance Armstrong hat keinen Platz im Radsport", sagte UCI-Präsident Pat McQuaid am Montag. "So etwas darf nie wieder passieren." Der Ire sprach von einem historischen Tag für den Radsport.

Am 10. Oktober hatte die USADA einen Bericht im Internet veröffentlicht, der Armstrong jahrelanges, systematisches Doping nachwies. Armstrong dopte mit EPO, Testosteron, Cortison und betrieb Blutdoping. Seine Teamkollegen stiftete er zum Doping an. Mehrere von ihnen sagten in den vergangenen Monaten unter Eid gegen ihren ehemaligen Chef aus. Gemeinsam mit Teamchef Johan Bruyneel, Michele Ferrari und anderen Helfern schuf Armstrong laut USADA "das ausgeklügeltste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm, das der Sport je gesehen hat".

"Heute ist ein historischer Tag für den sauberen Sport", sagte USADA-Chef Travis Tygard. "Endlich hat sich die UCI in dem Fall zu einer glaubwürdigen Entscheidung durchgerungen." Hintergrund: Dem Weltverband wurde mehrmals eine auffällige Nähe zu Armstrong nachgesagt. Angeblich hat die UCI sogar eine positive Dopingprobe Armstrongs verschwinden lassen, nachdem er 100.000 Dollar gespendet hatte.

Kurioses Problem

Christian Prudhomme, der Chef der Tour de France, geht davon aus, dass Armstrong das Preisgeld in Millionenhöhe zurückzahlen muss. Ob und wie die aberkannten Titel neu vergeben werden, wird in einer Sondersitzung der UCI am Freitag entschieden. Das traurige Problem dabei: Gegen alle acht Fahrer, die in den sieben Jahren mit Armstrong auf dem Podest gestanden sind, wurde wegen Dopings ermittelt.

Was bleibt, ist der größte Skandal in der Geschichte des Radsports.

Kommentare