Armstrong: Absturz einer Sportlegende

Armstrong: Absturz einer Sportlegende
Lance Armstrong wird nicht unter Eid zu den Dopingvorwürfen aussagen. Doch die Affäre ist längst nicht vorbei.

Am Ende ging alles ganz schnell. Bis Donnerstag hatte die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA Lance Armstrong Zeit gegeben, um sich zu entscheiden: öffentliches Dopingverfahren mit Aussage unter Eid – oder lebenslange Sperre. Die 40-jährige Radsport-Ikone zog es vor, sich nicht zu äußern: "Ich weigere mich, in einem einseitigen und unfairen Prozess mitzumachen."

Damit steht der Texaner vor den Trümmern einer großen Karriere. Sieben Mal hat Lance Armstrong die Tour de France gewonnen, von 1999 bis 2005, das hat vor ihm noch keiner geschafft. Diese Titel könnten ihm nun aberkannt werden.

"Es ist ein trauriger Tag für alle, die den Sport lieben", sagte USADA-Chef Travis Trygart. Die Behörde hatte Armstrong neben jahrelangem Doping auch den Handel mit verbotenen Substanzen sowie eine Verschwörung zur Vertuschung vorgeworfen. Gegen das Verfahren versuchte sich Armstrong zu wehren, doch Bezirksrichter Sam Sparks in seiner Heimatstadt Austin lehnte sowohl das erste Klagsbegehren seiner Anwälte vor vier Wochen als auch das zweite am vergangenen Montag ab.

Rückblick

Armstrongs Erfolge haben seinen Anwälten schon seit Jahren viel Arbeit beschert. Eine Chronologie:

2004 hat er mehrfach versucht, gegen das Enthüllungsbuch "L.A. Confidential" vorzugehen, in dem ihm Doping unterstellt wurde; im gleichen Jahr wurde sein langjähriger Wegbegleiter, der italienische Mediziner Michele Ferrari, wegen Sportbetrugs zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt.

2005 klagte er seinen früheren Betreuer Mike Anderson, der vor Gericht erklärt hatte, ein verbotenes Medikament in Armstrongs Badezimmer gefunden zu haben. Wenig später veröffentlichte die französische Sportzeitung L’Equipe Analysen von sechs Armstrong-Urinproben aus dem Jahr 1999, in denen das Blutdopingmittel EPO nachgewiesen wurde. Das konnten die Labors erst ab 2001, und weil nur noch die A-, nicht aber die B-Proben vorhanden waren, blieb das Resultat ohne juristische Folgen.

2010 gab Ex-Teamkollege Floyd Landis langjähriges Doping zu und beschuldigte auch Armstrong. Der bestritt die Vorwürfe. Danach begannen die Ermittlungen der US-Behörden.

2011 sagte Ex-Teamkollege Tyler Hamilton im TV-Sender CBS, er habe "mehr als einmal" gesehen, wie sich Armstrong EPO gespritzt hat.

Am 12. Juni 2012 erklärte die USADA, dass Armstrong-Proben von 2009 und 2010 "vollkommen mit Proben übereinstimmen, an denen Blutmanipulation, inklusive EPO und/oder Bluttransfusionen vorgenommen wurden". Armstrong, inzwischen hobbymäßig als Triathlet aktiv, wurde mit sofortiger Wirkung gesperrt.

Ausblick

Wie geht es nun weiter? Armstrongs Anwälte beharren in einem Schreiben darauf, dass nur der Radsport-Weltverband UCI das Recht habe, in der Causa zu urteilen, nicht aber die USADA. Diese solle ihre Unterlagen der UCI zur Verfügung stellen, je nach Ausgangslage könnte es dann noch ein Verfahren vor dem Sportgerichtshof in Lausanne geben, samt Letztinstanz Schweizer Bundesgericht.

Die UCI ist übrigens jener Verband, dessen Präsident Pat McQuaid 2007 erklärt hat, 2005 von Armstrong eine Spende über 100.000 Dollar erhalten zu haben. Armstrong selbst sagte 2004, er habe jahrelang gespendet.

Im Spendengeschäft wird der 40-Jährige auch weiterhin bleiben, egal, was nun noch kommt: Mit seiner Stiftung Livestrong engagiert er sich seit Jahren gegen Krebs. Und: "Ich werde mich der Erziehung meiner fünf wunderbaren Kinder widmen."

Lance Armstrong: Ein Leben auf der Hochschaubahn

Lance Armstrong wurde am 18. September 1971 als Lance Gunderson in Plano, Texas, geboren. Als er zwei Jahre alt war, verließ sein Vater die Familie, seine Mutter heiratete ein Jahr später Terry Armstrong. Seinen Vater hat er nie gesehen, das Verhältnis zum Stiefvater war schlecht.

13-jährig begann Armstrong mit Triathlon, mit 17 wechselte er zum Radsport. 1991 wurde er als Amateur US-Meister, 1992 wurde er bei Motorola Profi. 1993 gewann er 21-jährig WM-Gold im Straßenrennen als bis heute jüngster Fahrer. 1996 wurde bei Armstrong Hodenkrebs diagnostiziert, dazu Metastasen und zwei Hirntumore. 1998 kehrte er zurück und gewann 1999 bis 2005 sieben Mal die Tour de France. 2005 trat er zurück, 2009 gab er ein Comeback (bis Jänner 2011).

Armstrong lebt mit Anna Hansen zusammen, das Paar hat zwei Kinder. Mit seiner Ex-Frau Kristin Richard hat Armstrong weitere drei Kinder.

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