Andy Schleck schlüpft ins Gelbe Trikot
Am Ende der 18. Etappe hatte Alberto Contador den Glauben an sich selbst verloren. Im Anstieg zum Col du Galibier ging dem dreifachen Tour-de-France-Sieger die Kraft aus, das "Monster unserer Ära" (© Samuel Sanchez) zeigte menschliche Züge. "Ich habe mich entsetzlich schwach gefühlt, die letzten Kilometer waren brutal."
Vier Minuten und 44 Sekunden lag der Madrilene vor dem Start zur letzten Hochgebirgsetappe am Freitag hinter dem Gesamtführenden Thomas Voeckler (F), weit mehr aber gab dem Spanier der Rückstand auf Andy Schleck (4:29) und dessen Bruder Fränk (3:36) zu denken. Der Traum von der Wiederholung des Tour-Sieges, er schien trotz der Zeitfahrqualitäten Contadors ausgeträumt. "Praktisch unmöglich" sei es für ihn, diktierte Contador den Journalisten in die Blöcke.
Attacke
Neuer Tag, neues Glück: Am Freitag präsentierte sich Contador angriffslustig, schon nach 18 Kilometern trat er so kräftig in die Pedale, dass ihm nur noch Andy Schleck zum Col du Télégraphe hinauf folgen konnte.
Gemeinsam düste das Duo den ersten 1566 Meter hohen Berg der drittletzten Etappe der heurigen Tour hinauf und schluckte nach und nach die Ausreißer vor sich. Vorteil Andy Schleck: Der Luxemburger blieb einfach am Hinterrad von Contador, schonte so seine Kräfte und ließ sich so virtuell ins Gelbe Trikot ziehen. Denn im Feld verlor Thomas Voeckler viel Zeit; die Strapazen des Vortages hatten dem Franzosen mehr zugesetzt, als er erwartet hatte.
Den Col du Galibier (2556 m) passierte Schleck vor Contador, knapp zwei Minuten dahinter folgte Voeckler, in der Abfahrt Richtung Bourg d'Oisans schoben sich die Gruppen wieder zusammen. Speziell Cadel Evans arbeitete extrem viel, am Freitag warfen ihn zudem zwei Defekte zurück - doch der Australier kämpfte sich wieder heran, hatte großen Anteil am Zusammenschluss 25 Kilometer vor dem Ziel - und Voeckler war wieder in Gelb.
Nach weiteren 12,5 Kilometer griff Contador im Anstieg nach Alpe d'Huez an, Cadel Evans und Andy Schleck ließen ihn ziehen. Doch der Spanier war nicht der Beste in den 21 Kehren - das war Pierre Rolland aus Voecklers Team Europcar, der 1,5 Kilometer vor dem Ziel Contador und Samuel Sanchez stehen ließ und den ersten französischen Sieg in Alpe d'Huez seit Bernard Hinault vor 25 Jahren holte.
Andy Schleck geht am Samstag in Gelb ins Zeitfahren - und Alberto Contador muss 3:55 Minuten aufholen. Wie er schon am Donnerstag sagte: "Praktisch unmöglich".
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