Vor dem Spektakel Superbowl: "Warum soll Trump nicht kommen?"

Er hat in Berkeley und Stanford studiert, seine Dozenten waren Ex-US-Außenministerin Condoleezza Rice oder Ex-Google-CEO Eric Schmidt. Er hat in Wimbledon aufgeschlagen und in der österreichischen Football-Liga als Quarterback gespielt. Als Anwalt hat er Verträge für Novak Djokovic aufgesetzt, beim österreichischen Jagdkommando hat er die Ausbildung zum Elitesoldaten gemacht. Er berät Granden aus Politik und Wirtschaft, er ist Mehrheitseigentümer der Vienna Vikings. Er kennt die amerikanische Kultur, er hat den Wiener Schmäh.
Im KURIER-Interview spricht Robin Lumsden (48) über den anstehenden Superbowl, Taylor Swift, Donald Trump und gibt Einblicke in sein spannendes Leben.
KURIER: Welchen Bezug haben Sie zu den USA?
Robin Lumsden: Ich bin mit einem nordamerikanischen Vater und einer österreichischen Mutter aufgewachsen, habe so beide Kulturen kennen und verstehen gelernt. Daher weiß ich auch, dass Amerikaner nicht einfach nur Europäer sind, die ausgewandert sind und Englisch sprechen, sondern kulturell ganz anders. Nicht besser oder schlechter, aber anders. Ich bin sicher zwei Mal pro Monat in den USA, fühle mich aber eindeutig als Österreicher.
Studiert haben Sie in Österreich und in den USA …
Ich habe Jus in Wien und in Berkeley, Kalifornien, studiert. Und später Wirtschaft in Stanford. Ich habe beide Säulen kennengelernt, kann das sehr gut vermitteln. Ich habe auch schon einige Politiker beraten und werde oft gefragt, ob ich mit meinem US-Netzwerk vermitteln kann.
Als USA-Kenner können Sie sicher auch erklären, welche Bedeutung der Superbowl dort hat?
Der Superbowl ist ein parteiübergreifendes Kulturereignis, die Zeit steht dort still. Der Superbowl hat aber auch einen starken Party-Charakter und es gibt jede Menge Unterhaltungsprogramm. Ich selbst habe den Superbowl noch nie in den USA erlebt, das ist mir glaube ich zu viel. Ich verfolge das lieber aus der Distanz. Viele meiner Freunde haben mir aber schon einiges erzählt. Zum Beispiel die nächste Generation der Eigentümerfamilie des NFL-Teams Los Angeles Chargers, mit denen ich studiert habe.
Gibt es in Europa ein vergleichbares Ereignis?
Am ehesten vielleicht noch das EM-Finale im Fußball. Wenn die Fans der verschiedener Nationalteams gemeinsam feiern, wie es zuletzt auch in Deutschland der Fall war. Mit der Champions League nicht, weil dort Klubs gegeneinander spielen mit dem in Europas Fußball immanenten aggressiven Fanzugang. Im Gegensatz zum Fußball, der seinen eignen Reiz hat, ist Football ein sehr positiver Sport, bei dem alle gemeinsam feiern und in verschiedenen Trikots nebeneinander Sport mit der Familie genießen. Soll ich Ihnen ein Beispiel geben?
Bitte darum.
Der größte Raum in der Generali Arena von der Austria, in der wir mit den Vienna Vikings schon mehrere Heimspiele austragen durften, ist der Aufenthaltsraum für die Polizei. Bei unserem ersten Spiel dort mussten wir auch noch ordentlich Polizei haben, jetzt ist bei unseren Spielen dort kein einziger Polizist mehr. Sie haben gesagt, wir sollen sie rufen, wenn wir sie brauchen. In unserer Liga, der gesamten Liga, hat es in vier Saisonen nur einen einzigen Vorfall gegeben. Eine halbvolle Wasserflasche wurde in der Pause aufs Spielfeld geworfen.
Zurück zum Superbowl: Wer ist Ihr Favorit?
Kansas City. Weil die Mannschaft unter Druck enorm effizient ist. Sie haben mit Philadelphia einen harten Gegner, es kann natürlich auch anders ausgehen. Aber wenn ich wetten würde, dann auf Kansas City.
Nervt Sie Taylor Swift, die ja mit Kansas-City-Star Travis Kelce liiert ist?
Nein, überhaupt nicht. Es ist eine großartige Marketingstrategie, der Liga ist da ein wahrer Geniestreich gelungen. Mit Taylor Swift hat die NFL einen Markt erobert, an den vorher keiner zu denken gewagt hat – Teenie-Girls stehen jetzt plötzlich auf Football.
Welche Rolle spielt die Politik in der NFL?
Weltliche Politik hat da keinen Einfluss. Monetäre Kräfte sehr wohl, da es die mit Abstand erfolgreichste ökonomische Liga der Welt ist.
Präsident Trump soll zum Superbowl kommen.
Ich weiß nicht, ob er kommen wird, aber warum nicht? Er ist der Präsident der USA. Es ist bekannt, dass er lange Zeit versucht hat, ein NFL-Team zu erwerben. Da er aber auch früher schon polarisiert hat, wollte man ihm keines verkaufen. Aus Sorge um die künftigen Einnahmen, vermute ich.

Viele Football-Spieler in der NFL bekennen sich zu Trump, es wurde ja sogar mit dem „Trump-Dance“ gejubelt. Gibt es in der NFL vermehrt Trump-Fans?
Ich glaube, dass die Spieler in der NFL ein Querschnitt der Gesellschaft sind. Es gibt Trump-Anhänger und es gibt welche, die Trump nicht mögen. Es hat aber glaube ich keiner was davon, wenn er sich hinstellt und sagt, dass er ihn nicht schätzt. Deswegen sieht man vielleicht eher die, die ihn selbstbewusst feiern.
Soll man Sport und Politik vermischen?
Jeder, der sich mit Politik beschäftigt, kann auch seine Meinung äußern. Sportler sollten das aber nur dann tun, wenn sie sich vorher ernsthaft damit auseinandergesetzt haben. Von dummen, weil nicht fundierten Seitenrufen a la Felix Baumgartner halte ich nicht viel. Ich habe nichts gegen eine rechte Position, wenn diese smart und nicht reine Emotion ist. Als Berater von Sportlern würde ich aber anraten mit der Politik (allen Parteien) vorsichtig umzugehen. Es spricht aber nichts dagegen gute Projekte zu unterstützen, dann ist die Farbenlehre auch gleich.

Wie sind Sie zum Sport gekommen?
Angefangen hat alles mit Tennis. Mein Vater war Profi, mein Bruder und ich haben auch seit der Kindheit gespielt. Ich habe in Wimbledon, Paris und Kitzbühel aufgeschlagen. Insgesamt würde ich sagen, ich war durchschnittlich erfolgreich und noch weniger talentiert, habe gut verdient, jedenfalls ein Profileben geführt und ein Netzwerk aufgebaut. Genossen habe ich es aber sehr wenig, gelernt habe ich dabei für drei Leben und bin sehr rasch erwachsen geworden.
Deshalb sind Sie zum Football gewechselt?
Ja genau, mit 19 haben mich Freunde zum Football gebracht, ich war Quarterback bei den Südstadt Rangers. Ich war damals einer von nur wenigen österreichischen Quarterbacks in der Liga, alle anderen waren aus den USA. Wir sind auch Vizemeister geworden, ins Nationalteam wurde ich auch einberufen. Es war viel schöner, gemeinsam zu gewinnen und zu verlieren. Beim Tennis bin ich oft wochenlang allein im Hotelzimmer gesessen.
Sie sind Mehrheitseigentümer und Investor bei den Vienna Vikings. Eine gute Investition?
Bis jetzt auf jeden Fall. Man muss das aber auch ein bisschen als Startup sehen – es ist mehr als nur eine Investition. Wir wollen dort auch einen Impact haben, wollen, dass da etwas entsteht. Für ein Investment gibt es nie nur einen rationalen Grund sondern wir rationalisieren uns unsere Entscheidung gelernt hin – das habe ich auch beim Studium in Stanford gelernt.
Wohin soll Sie der Weg mit den Vikings noch führen?
In Europa ist in Sachen Football etwas im Entstehen, das mehr und mehr Manager und Entscheidungsträger – besonders im Ausland, aber auch in Österreich - spüren. Wir wollen das erfolgreichste Team in der Liga bleiben, wollen heuer den Titel zurückholen. Gleichzeitig bin ich auch im Austausch mit den anderen Besitzern der ELF-Teams. Da sind viele reiche Owner dabei, der Chef des Cerberus Fonds bei Frankfurt Galaxy. Oder die Familie Tarczyński, der das Team aus Wroclaw gehört. Da geht es viel um die Zusammenarbeit mit der NFL. Uns beschäftigt die Frage: Wie schnell und intensiv lässt man die NFL ran? Unser Motto ist: So schnell wie möglich, so langsam wie notwendig. Also schon amerikanisch, aber nicht hysterisch.
Das heißt, die NFL wird in Europa in den nächsten Jahren noch präsenter sein?
Ja. Es gibt von Jahr zu Jahr mehr NFL-Spiele in Europa, immer mehr Teams werden mit NFL-Teams kooperieren – auch die Vikings. Es werden auch immer mehr ELF-Coaches NFL-Erfahrung haben. Und es werden auch Spieler aus der NFL nach Europa kommen. Im Fußball gehen die Spieler aus Europa in die USA, im Football ist es umgekehrt. Ich sage, es wird bald einen wie Messi in der ELF geben – auch wenn der aus Südamerika ist.
NFL-Profi, Anwalt oder Politiker – welche Laufbahn würden Sie anstreben, wenn Sie noch einmal 18 wären?
Schwierig. Ich sage NFL-Profi, der sich in seiner aktiven Karriere auf die Zeit danach vorbereitet und nebenbei Jus studiert. Ich würde offen gesagt nicht so viel ändern, nur Tennis vielleicht auslassen aber jedenfalls meinem 18-jährigen Ich sagen: „Du hast bereits soviel gelernt, so viel mehr als andere in deinem Alter, es ist nicht wichtig immer zu gewinnen, es ist wichtig zu lernen und auch sich selbst kennen zu lernen.“ Ich weiß aber nicht, ob ich das mit 18 verstanden hätte (lacht).
Geht sich ein Studium neben der NFL-Karriere aus?
Ja klar. Man muss diszipliniert sein, das Weggehen am Abend und das „Abhängen mit demotivierten Freunden“ streichen, dann geht das. Bildung und Sport sind kein Widerspruch, im Gegenteil. Ich habe immer profitiert von meinen Erfahrungen, die ich als Sportler gesammelt habe, da gibt es viele Vorteile. Zum Beispiel, dass man unter Druck die Nerven bewahren kann. Dass man den Tennisschläger nicht schmeißt, hat mir mein Vater schon als Kind beigebracht. Ich bleibe auch maximal drei Sekunden beim Negativen, bin sofort bei der Lösung. Nach unserem verlorenen Finale mit den Vikings vergangenes Jahr haben wir 15 Minuten später schon die nächste Saison geplant. Das Leben ist kurz, nur Drama-Queens ohne Selbstbewusstsein hängen lange in einer Niederlage, das kann man wegtrainieren.
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