Am sechsten Tag der Vuelta trägt der Titelverteidiger wieder Rot

Knappe Sache: Nur einen konnte Primoz Roglic nicht mehr einholen - Magnus Cort
Der Däne Magnus Cort siegt eine Radlänge vor Primoz Roglic. Der Slowene schlüpft damit wieder ins Rote Trikot.

Einen Ausflug ans Mittelmeer gönnten die Veranstalter der 76. Vuelta a España am Donnerstag den verbliebenen 182 Fahrern, die nach dem kapitalen Massensturz am Vortag einigermaßen überraschend auch allesamt zur sechsten Etappe wieder antreten konnten.

Die ersten 93 der 158,3 Kilometer von Requena zur Küste nahe Valencia ging es bergab, anschließend flach weiter nach Cullera – und danach 1,9 Kilometer mit 9,3 Prozent Steigung hinauf ins Ziel auf dem Alto de la Montaña de Cullera.

Eine fünfköpfige Ausreißergruppe hatte sich nach rund 50 Kilometern formiert, und weil Jetse Bol (NED/Burgos-BH), Magnus Cort (DEN/EF-Nippo), Joan Bou (ESP/Euskaltel-Euskadi), Bert-Jan Lindeman (NED/Qhubeka-NextHash) und Ryan Gibbons (RSA/Emirates) so gut zusammenarbeiteten, holten sie bis zu 6:30 Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld heraus. Dann hatte das Team Bike Exchange genug und zog das Tempo an, um nicht wie schon am Montag wieder bei der Entscheidung zuschauen zu müssen.

Doppelter Pechvogel

In Valencia waren noch 4:30 Minuten übrig, und bei der Passage durch die Stadt schaffte es der Spanier Julen Amezqueta (Caja Rural), gleich zweimal zu Boden zu gehen, er konnte weiterfahren. An der Küste nahm der Wind zu, und der Vorsprung der Ausreißer  schmolz dahin, weil sich nun auch andere Teams an der Aufholjagd beteiligten. Die Raserei forderte ihren Tribut: Das Feld flog auseinander, als das spanische Team Movistar weiter beschleunigte, und nicht nur der französische Gesamtführende Kenny Elissonde (Trek-Segafredo) kam in arge Bedrängnis. Es sollte vorerst nur ein Austesten der Konkurrenz sein.

Am sechsten Tag der Vuelta trägt der Titelverteidiger wieder Rot

Leichtgewicht in Schwierigkeiten: Kenny Elissonde musste nach einem Tag sein Rotes Trikot wieder ausziehen

27 Kilometer vor dem Ziel waren noch 2:10 Minuten aufzuholen, das Peloton war wieder geschlossen. Und dann wurde es ernst: Mit bis zu 55 Stundenkilometern raste das Hauptfeld auf das steile Finale zu, elf Kilometer vor dem Ende war der Abstand auf die Ausreißer auf eine Minute geschmolzen.

Mit 23 Sekunden fuhr das Quintett an der Spitze in den letzten Berg des Tages hinein. Angeführt von Ineos düsten die Favoriten heran, nur Magnus Cort konnte sich noch wehren – und schaffte es tatsächlich, sich die Etappe um Zentimeter vor Titelverteidiger Primoz Roglic zu sichern. „Ich wusste, dass es klappen könnte. Ich wusste, wir hatten den Abstand, und dann hieß es nur noch schnell fahren, schnell fahren. Bei 150 Metern habe ich zurückgeschaut und ein gelbes Trikot gesehen und mir gedacht ,oh‘ – und alles rausgehauen.“

Roglic, der Slowene von Jumbo-Visma, trägt damit wieder das Rote Trikot. Auf den Fersen ist ihm ein Trio vom spanischen Team Movistar: Enric Mas (ESP/+25), Miguel Ángel López (COL/+36) und Alejandro Valverde (ESP/+41).

Großschartner zeigt auf

Für ein Aha-Erlebnis sorgte auch Bora-hansgrohe-Profi Felix Großschartner, der mit 16 Sekunden Rückstand Zehnter wurde. Tobias Bayer (Alpecin-Fenix) verlor 53 Sekunden und belegte Platz 35.

Am Freitag geht es weiter bergauf, auf den 152 Kilometern von Gandia zum Balcón de Alicante sind sechs Bergwertungen zu absolvieren. Im 8,4 Kilometer langen und bis zu 14 Prozent steilen  Schlussanstieg sind dann keine Zuschauer erlaubt – aber nicht wegen der Corona-Pandemie, sondern aufgrund einer anderen Plage: Wegen der extremen Waldbrandgefahr wollen die Veranstalter das Risiko so gering wie möglich halten.

CYCLING-FRA-DAUPHINE-STAGE2

Von Deutschland nach Frankreich: Felix Galls Reise im nächsten Jahr

Ein neues Team für den Junioren-Weltmeister von 2015

Einen neuen Arbeitgeber hat Felix Gall: Ab 2022 fährt der Osttiroler im Trikot des französischen Teams AG2R Citroën, das den Junioren-Weltmeister von 2015 mit einem Zweijahresvertrag ausstattet. Der 23-Jährige war 2017 im Entwicklungsteam von Sunweb gelandet und im vergangenen Jahr in den World-Tour-Kader des deutschen Rennstalls aufgestiegen, der heuer unter dem Namen DSM firmiert.

Als Vorbild dient der australische Tour-de-France-Vierte Ben O’Connor: „Wenn ich sehe, wie erfolgreich er heuer war, bestärkt mich das in meiner Wahl“, erklärte Gall, dem sein künftiger Team-Manager Vincent Lavenu „großen Raum für Verbesserung“ zutraut.

6. Etappe (Requena–Alto de la Montaña de Cullera, 158,3 km): 1. Cort (DEN) EF-Nippo 3:30:53, 2. Roglic (SLO) Jumbo-Visma gl. Zeit, 3. Bagioli (ITA) Deceuninck-Quick Step +2, 4. Wlasow (RUS) Astana +4, 5. Mas (ESP) Movistar gl. Zeit, 6. Matthews (AUS) Bike Exchange +6, 7. Bernal (COL) Ineos +8, 8. Valverde (ESP) gl. Zeit, 9. López (COL) beide Movistar +9, 10. Großschartner (AUT) Bora-hansgrohe +16, 35. Bayer (AUT) Alpecin-Fenix +53, 67. Elissonde (FRA) Trek-Segafredo +4:30, 73. P. Gamper (AUT) Bora-hansgrohe +4:37.

Gesamt: 1. Roglic 21:04:49, 2. Mas +25, 3. López +36, 4. Valverde +41, 5. Bernal gl. Zeit, 6. Wlasow +53, 15. Großschartner +2:09, 20. Bayer +2:38, 148. P. Gamper +30:08.

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