Thomas Stipsits: „Man kann ja nicht immer nur nett sein“

Thomas Stipsits: „Man kann ja nicht immer nur nett sein“
Der ROMY-nominierte Schauspieler und Kabarettist über sein Programm, Fieslinge und Josef Haders Alter

Er tanzt auf vielen Kirtagen. Denn es läuft gerade bestens für Thomas Stipsits: In den „Vorstadtweibern“ ist er der schwule Scheidungsanwalt Dr. Rudi Bragana, im Austro-„Tatort“ der Kieberer Manfred Schimpf neben Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer, und in der ORF -Stadtkomödie „Geschenkt“ – der Verfilmung von Niki Glattauers gleichnamigem Roman – ein mäßig motivierter, grantiger Boulevard-Journalist mit unmäßigem Alkoholkonsum.

Diese Rolle hätte übrigens Josef Hader bekommen sollen, war aber für die Figur schon ein bisschen zu alt. So kam Stipsits ins Spiel, dem es viel Spaß gemacht hat, den Blues in diesem Charakter hervorzukehren: „Und ich muss dem Josef Hader Danke sagen, dass er älter geworden ist.“ Außerdem steht der Kabarettist, der mit entwaffnendem Bubencharme die Herzen des Publikums erobert hat, seit kurzem live wieder solo in „Stinatzer Delikatessen“ auf der Bühne. „Das war eigentlich nur als Best-of-Übergangsprogramm gedacht. Denn ich wollte im Frühjahr 2019 etwas ganz Neues machen“, sagt Stipsits im KURIER-Interview. „Aber jetzt ist die Nachfrage so groß, dass wir das weiterziehen. Der Abend ist zeitlos, was die Themen betrifft. Es sind ja auch fast alle Lieder neu. Und da es keinen roten Faden gibt, kann man leicht Nummern austauschen und Neues ausprobieren.“

Getrennte Wege

Bis Ende des Jahres tritt der 34-jährige Obersteirer mit Stinatzer Wurzeln außerdem mit Manuel Rubey noch in „Gott & Söhne“ auf, ein Erfolgsprogramm mit fast 300 Vorstellungen. Für ihr gemeinsames Debüt „Triest“ waren sie 2012 mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet worden.

Nach sieben gemeinsamen Jahren gehen die beiden demnächst wieder getrennte Wege. Stipsits: „Wir haben das Gefühl, dass wir jetzt einmal alles über uns und unseren Beruf gesagt haben, was wir sagen wollten. Und eine Pause tut uns bestimmt gut.“

Er freut sich, dass er überhaupt nominiert ist für die ROMY in der Kategorie Unterhaltung: „Auch wenn ich gegen den Michael Niavarani keine Chance habe.“

Aufgewachsen mit Filmen wie „Muttertag“, „Hinterholz 8“ oder „ Indien“, in denen Kabarettisten Hauptrollen spielten, hat sich Stipsits seinen Jugendtraum verwirklicht – und ist letztlich auch beim Film gelandet. Im Kabarett abonniert auf den Entertainer mit Charme, gibt er vor der Kamera jetzt vorzugsweise das Kontrastprogramm: den Ungustl. „Man kann ja nicht immer nur nett sein.“ Der sympathisch patscherte Bua sei er lang genug gewesen.

Stipsits: „Die Projekte werden in letzter Zeit immer interessanter, was meine Rollen betrifft. Ich habe mich ja nie gewehrt dagegen, den Tollpatsch zu spielen. Ich sehe mich ja auch als Komiker. Aber ich freue mich über die Möglichkeit, auch etwas anderes zu zeigen. Der Charakter beim Glattauer-Projekt, am Anfang wirklich das Arschloch zu spielen, war schon eine Herausforderung.“

Vorgespielt

Wie er als Fiesling glaubwürdig ist, zeigt ihm Gerti Drassl.

„Sie war so lieb, mir die Szenen, die ich zu drehen hatte, so vorzuspielen, wie sie ihrer Vorstellung entsprachen. Das hat mir sehr gehol fen“, erzählt Stipsits, der mit der Moderatorin der RO MY-Gala, Katharina Straßer, verheiratet ist.

Als Bühnenperson enorm präsent, steht er mit seiner Performance für so ziemlich jede Art von Kabarett außer vielleicht dem politischen. Stipsits ist ein umwerfend komischer Musikparodist und Reimerfinder, ein lustiger Comedian, Dialektnachahmer, Pantomime, er kann ein ganzes Arsenal von Typen darstellen und hat ein sicheres Gefühl für Pointen.

Und wo will er in zehn Jahren stehen? Die Antwort kommt prompt mit einem breiten Lachen: „Auf einem Berggipfel in Griechenland.“

werner rosenberger

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